2023 / Schottergarten "obergerichtlich" verboten! Kiesgarten, Steingarten & Kritik - Versteinerte Gärten


Veröffentlicht am 08.04.2023 in der Kategorie Natur & Naturschutz von Axel Mayer

Schottergarten endlich "obergerichtlich" verboten! Kiesgarten, Steingarten & Kritik - Versteinerte Gärten



Am Zustand der Außenräume und der Höhe der Zäune kann man den Zustand & die Ängste einer Gesellschaft ablesen.


Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein

Aktueller Einschub vom 8.4.2023


Die Richter sind sich einig: "Schottergarten muss rückgebaut werden."
Es geht dabei nicht um Geschmacksfragen, sondern um Bodenversiegelung, Artenvielfalt und Klimaschutz - also um ein Begrünungsgebot, das sämtliche deutschen Landesbauordnungen in vergleichbarer Form enthalten. Steinelemente seien zwar nicht per se ausgeschlossen. Sie müssten im Gesamtbild aber eine untergeordnete Bedeutung haben, entschied kürzlich das Verwaltungsgericht Hannover (Az.: 4 A 1791/21). Das niedersächsische Oberverwaltungsgericht lehnte Ende Januar den Antrag auf Berufung ab. Demnach können Bauaufsichtsbehörden die Beseitigung verlangen, wenn Schottergärten aus bauordnungsrechtlicher Sicht unzulässig sind.
Beim Garten soll der "grüne Charakter" im Vordergrund stehen
In einem Anhörungsbogen hatte die Stadt Diepholz den Kläger aufgefordert, seinen Garten zu begrünen oder bis zu 50 000 Euro Bußgeld zu zahlen. Diese baurechtliche Verfügung sei rechtens, entschied nun das niedersächsische Oberverwaltungsgericht. In Bremen sieht ein neues Begrünungsgesetz vor, dass bestehende Schottergärten bis spätestens 2026 verschwinden müssen.
"Die Konsequenzen sind weitreichend, da nunmehr ein obergerichtliches Urteil vorliegt. Die Ära des Schotters geht zu Ende"

Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 8.4.2023


Es ist erstaunlich:
In Zeiten des Klimawandels werden die Autos größer und spritfressender und während intensiv über das große Insektensterben diskutiert wird, nimmt die Verödung der Vorgärten zu.

Viele Jahrtausende sind Menschen über Äcker gegangen und haben Steine gelesen und zu Haufen geschichtet, um Felder fruchtbar zu machen. Das hat unsere Landwirtschaft und Kultur geprägt. Die beeindruckenden Lesesteinhaufen und Steinmauern der Schwäbischen Alb, von Südfrankreich bis Tibet, wurden über Generationen hinweg an den Rändern der Äcker, Wiesen und Wälder gebildet und zugleich als Abgrenzung der Flächen genutzt.
Heute erleben wir, wie ein neuer Gartentrend dafür sorgt, dass Schotter und Kies in Vorgärten gekippt wird und sich Vorgärten in "Gärten des Grauens" verwandeln. Schon der Begriff "Garten" ist falsch. Ein Schottergarten ist nicht einmal eine Wüste, denn die Wüste lebt. Am Zustand der Außenräume und der Höhe der Zäune kann man den Zustand der Gesellschaft ablesen.

"Pflegeleicht" ist das Stichwort für diesen insekten- und naturfeindlichen, trostlosen Gartentrend, doch pflegeleicht sind solche Schottergärten und Kiesgärten meist nur für kurze Zeit. Nach wenigen Jahren sammelt sich schwer entfernbares Laub und das aufkommende, unvermeidbare Grün wird häufig mit umweltfeindlichen Herbiziden bekämpft. Und haben Sie schon einmal versucht, eine zerdepperte Bierflasche aus einem "pflegeleichten" Schottergarten zu entfernen?

So besteht durchaus Hoffnung, dass dieser Modetrend kippt und in einigen Jahren die Versteinerung der Vorgärten endet.

Axel Mayer, (Alt-)BUND-Geschäftsführer


Schottergarten – warum nicht?
Sie überlegen, ob Sie einen dieser modernen Schottergärten anlegen sollen? Weil der schick aussieht und wenig Arbeit macht? Tun Sie‘s nicht! Ein Garten, in dem zwischen Schotterflächen ein paar einsame Thuja-, Bambus- oder Kirschlorbeerbüsche wachsen, ist kein Garten und bietet keinerlei Mehrwert:
• Schottergärten sind ein Alptraum für Schmetterlinge, Vögel und Igel. Hier finden sie weder Nahrung noch Unterschlupf. Schottergärten sind biologisch tot – über und unter der Erde.
• Schottergärten sind schlecht für das Klima in Ihrer Kommune. Sie heizen sich im Sommer auf, binden keinen Feinstaub und produzieren keinen Sauerstoff. • Schottergärten sind keineswegs wartungsfrei. Zwischen den Steinen kämpfen sich Wildkräuter und Gräser hindurch. Ihnen reicht als Grundlage, was der Wind heranweht. Wird ein Schottergarten nicht aufwändig sauber gehalten, erobert ihn die Natur Stück für Stück zurück.
• Schottergärten verstoßen gegen die Landesbauordnung. Denn diese schreibt Grünflächen zwischen der Bebauung vor, keine Grauflächen – aus gutem Grund...
Quelle: Landesnaturschutzverband

Einen klugen Beitrag zu diesem Thema finden Sie hier.

Schottergärten verbieten?
Schottergärten & Kiesgärten sind naturfremd und unökologisch. Aber sollten wir sie verbieten? Ich selber bin dafür Verbote als Ultima Ratio, als letztes Mittel bei wirklich großen Umweltgefahren einzusetzen. Es war gut, wichtig und richtig Asbest, DDT und FCKW´s zu verbieten. Es ist nötig menschengefährdende Atomkraftwerke und Atomwaffen, insektenmordende Neonicotinoide, klimagefährdende Kraftwerke, Agrargifte in Gärten, unsoziale CUM-EX-Geschäfte, Antibiotika in der Tiermast und Patente auf Leben zu verbieten.
Wir sollten uns auf beim Thema Verbote auf die wirklich großen Gefahren und die großen Umweltvergifter konzentrieren. Wir schwer das fällt zeigt eine der größten Niederlagen der Umweltbewegung, das viel zu spät gekommene Asbest-Verbot. Das industriegelenkt-verspätete Asbest-Verbort hat hunderttausende von Opfern gekostet und die heute immer noch eingesetzte Antibiotika in der Tiermast könnte ähnlich verheerende Folgen haben.
Bei Themen wir Schottergärten sollten wir erst einmal versuchen mit Vernunft zu argumentieren. Schottergärten sind scheußlich, es geht aber keine Gefahr von ihnen aus. Bei "Kleinthemen" lassen sich Verbote viel schneller umsetzen als dort, wo wir Verbote gegen die Mächtigen durchsetzen müssen, doch es ist nicht unsere Aufgabe den einfacheren Weg zu gehen.
Axel Mayer



Aktuell: Erweiterung Nationalpark Schwarzwald: Säger, Jäger, FDP & CDU gegen Natur & Naturschutz

Infosammlung: Natur, Naturschutz & Naturgebiete, in Südbaden, im Elsass und am Oberrhein





Klimawandel,Feuer, Waldbraende, Artensterben,Windenergie
Immer mehr Klimawandelleugner und Energiewendegegner argumentieren mit gezielt vorgeschobenen "Artenschutz-Argumenten" gegen Energie aus Wind & Sonne. Bei den großen Bränden in Australien und in Amazonien sind Milliarden Tiere auf eine entsetzliche Art und Weise gestorben. Die menschengemachte Klimakatastrophe wird die globale Artenausrottung und das Waldsterben massiv beschleunigen. Diese Fakten müssen, auch wenn's uns Naturschützern manchmal schwerfällt, bei allen regionalen Planungsvorhaben in die immer notwendige Artenschutz-Betrachtung einbezogen werden.

Genau in dieser Frage unterscheiden sich gemeinwohlorientierte Naturschutzverbände von egoistischen Bürgerinitiativen.