Aktueller Einschub: Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald: Gegen Säger, Jäger, FDP & CDU
Nach unglaublichen Konflikten wurde am 1. Januar 2014 im Schwarzwald der erste Nationalpark in Baden-Württemberg gegründet. Ähnlich wie die ersten Nationalparks in den USA wurde er von "schwarz-gelben Seilschaften", von Sägern und Jägern massiv bekämpft. (siehe unten im Text) Der winzige, zweigeteilte Nationalpark (100,62 km²) liegt am Hauptkamm des Nordschwarzwalds überwiegend zwischen der Schwarzwaldhochstraße und dem Tal der Murg. Er besteht aus zwei etwa 3,5 Kilometer voneinander getrennten Einzelbereichen um Ruhestein (7.615 Hektar) und Hoher Ochsenkopf/Plättig (2.447 Hektar). Die Verbindung dieser beiden Teile ist unbedingt erforderlich. Doch erneut kämpfen Säger, Jäger, FDP & CDU gegen die notwendige Erweiterung des putzigen, kleinen Nationalparks. Naturschutz ist für die CDU und insbesondere für Landwirtschaftsminister Hauk immer nur ein Thema für die kurzen Wochen des Wahlkampfes.
28.11.2013: Landtag Baden-Württemberg stimmt gegen CDU, FDP, Säger, Jäger & Lobby für den Nationalpark Schwarzwald
Am 28. November 2013 nahm der Landtag in namentlicher Abstimmung mit 71 zu 63 Stimmen das Gesetz an. Der 28. November 2013 war ein guter Tag für Baden-Württemberg. Der Landtag beschloss endlich das Gesetz zur Errichtung eines Nationalparks Schwarzwald mit 71 zu 63 Stimmen. Die FDP und fast die gesamte CDU stimmten gegen Natur und Nationalpark. GRÜNE und SPD stimmten dafür. Der von "schwarz-gelben Seilschaften" bekämpfte Nationalpark Nordschwarzwald umfasst bisher leider nur die Mindestfläche von ca. 10.000 Hektar (100 Quadratkilometer).
Der tägliche Flächenverbrauch in Deutschland lag 2013 bei ca. 100 Hektar am Tag. Der Park bekam also diejenige Fläche, die damals in Deutschland in hundert Tagen bebaut, zersiedelt, entwertet und zerstört wurde. Heute werden täglich ca. 81 Hektar bebaut ...
Auch die Umwelt- und Naturschutzbewegung am Südlichen Oberrhein hat mit Veranstaltungen, Plakaten, Aufklebern und Aktionen für den Nationalpark gekämpft.
Dennoch ärgert uns unsere eigene Argumentation. Wir mussten stets in der zerstörerischen „Mehr-Haben-Logik“ argumentieren, also beispielsweise mit den vielen zusätzlichen Arbeitsplätzen im Tourismus, die ein neuer Nationalpark schaffen wird.
Der „Wert der Natur an sich“ spielt in Zeiten der Gier und der Artenausrottung in der öffentlichen und veröffentlichten Debatte überhaupt keine Rolle. Da gibt es eigentlich keinen Unterschied zwischen Nationalparkdebatten im Schwarzwald, in Afrika oder Amazonien.
28.11.2013: Landtag Baden-Württemberg stimmt gegen CDU, FDP, Säger, Jäger & Lobby für den Nationalpark Nordschwarzwald
15.12.2024 - 07.01.2025
24.12.2023 / Weihnachten / Konsum / Einkaufen: Kein Grund kurzlebigen & unnötigen Scheiß zu kaufen
Weihnachten 2023 & Konsum: Kein Grund, dummen, kurzlebigen und unnötigen Scheiß zu kaufen
Vor 100 Jahren kam ein durchschnittlicher Haushalt mit rund 180 Gegenständen aus. Inzwischen horten die Deutschen laut dem Statistischem Bundesamt im Schnitt rund 10.000 Dinge pro Kopf in ihren vier Wänden, in den USA sind es dreimal so viel. In ein paar Tagen, zu Weihnachten, werden es für jeden von uns wieder ein paar Stücke mehr sein. Sind die Menschen in den letzten 100 Jahren glücklicher und zufriedener geworden? Sind dieMenschen in den USA dreimal glücklicher als wir? Die materiellen Lebensbedingungen der Menschen in den westlichen Industrienationen haben sich in den letzten 50 Jahren dramatisch verbessert. Aber warum sind die Güter so extrem ungleich verteilt und warum sind die Menschen trotz all dieser materiellen Fortschritte nicht glücklicher?
Wenn die Zyklen des Produzierens, Kaufens, Nutzens und Wegwerfens immer kürzer werden, dann brauchen wir uns über die absehbare Endlichkeit der Energie- und Rohstoffreserven, über Klimawandel, Artenausrottung und die Verlängerung der Lebensarbeitszeit nicht zu wundern.
Gute, schöne, sinnvolle, reparaturfähige Produkte, die umwelt- und menschenfreundlich produziert wurden, möglichst lange nutzen ... Nur so können wir die Energie- und Rohstoffwende durchsetzen und die globalen Zerstörungsprozesse stoppen.
Axel Mayer (Dieser Text gilt nicht für Kekse & Kuchen!)
01.01.2025 - 25.06.2025
8.03.2025: Internationaler Frauentag & beschämender Frauenanteil in der Kommunalpolitik
Frauenanteil in der Politik: Kreistag, Gemeinderat, Landtag, Bundestag, Europawahl
8. März 2025 Internationaler Frauentag und beschämender Frauenanteil im Kreistag und in der Kommunalpolitik Seit 1911 feiern Frauen und Männer den „Internationalen Tag der Frauen“, an dem weltweit auf Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht wird. Der Tag soll die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung feiern und gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf bestehende Diskriminierungen und Ungleichheiten richten.
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01.01.2025 - 24.02.2025
18.2.1975 vor 50 Jahren: Kein AKW in Wyhl - Beginn der Bauplatzbesetzung
18.2.1975: Kein AKW in Wyhl - Beginn der Bauplatzbesetzung
Am 18. Februar 1975 wurde im Wyhler Wald Geschichte geschrieben. Es war der Tag des Baubeginns für die geplanten AKW. Männer und Frauen stellten sich mit ihren Kindern vor die Baumaschinen und brachten diese zum Stillstand, um ihre bedrohte Heimat zu schützen. Es folgte die erste Räumung des Platzes durch die Polizei am 20. Februar. Nach einer Großkundgebung am Sonntag, den 23. Februar 1975 kam es zur zweiten Besetzung. Auch aus dem erfolgreichen „NAI hämmer gsait“ der Bauplatzbesetzungen in Marckolsheim (F), Wyhl (D), Gerstheim (F), und Kaiseraugst (CH) und aus dem zeitgleichen „JA hämmer gsait“ der Sonnentage in Sasbach und den Anfängen der Umweltbewegung entwickelte sich nach und nach ökologischer, menschengerechter Fortschritt.
Dies alles ist kein Grund für Nostalgie. Es ist erstaunlich, dass 5 Jahrzehnte nach der Bauplatzbesetzung in Wyhl die damals vorherrschende unkritische Technikbesoffenheit und ein rückwärtsgewandter Fortschrittsglaube gerade wiederkehrt, obwohl dieser Glaube uns Fukushima, Tschernobyl, Klimakatastrophe und Artenausrottung gebracht hat. Die neuen/alten atomar-fossilen Seilschaften haben in Deutschland lange und erfolgreich die Energiewende bekämpft. Jetzt wärmen sie die alten atomaren Mythen wieder auf. Axel Mayer
18.2.1975: Kein AKW in Wyhl, kein Atomkraftwerk am Kaiserstuhl - Beginn der Bauplatzbesetzung
05.01.2025 - 30.06.2025
1.3 bis 30.6.2024: Brutzeit für Vögel, Vogelsterben & Gefahren in der Hauptbrutzeit
1.3 bis 30.6.2024: Brutzeit für Vögel, Vogelsterben & Gefahren in der Hauptbrutzeit
Der 1. März ist ein besonderes Datum für den Pflege- und Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern. Laut Bundesnaturschutzgesetz gilt der Zeitraum vom 1. März bis 30. September als Schonzeit und beim Pflege- und Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern ist besondere Rücksicht auf brütende Vögel zu nehmen. In diesem Zeitraum sind Fällungen und Schnittmaßnahmen im öffentlichen Raum daher nicht erlaubt, um die Gefiederten nicht beim Nestbau oder bei ihrem Brutgeschäft zu stören.
Seit 1980 hat die Zahl der Vögel in den Staaten der Europäischen Union um 56 Prozent abgenommen: Hunderte Millionen Tiere sind damit schlicht verschwunden, darunter Arten, die man früher als Allerweltsarten bezeichnet hat, wie Star, Feldlerche oder Goldammer. Kiebitze, Uferschnepfen oder Rebhühner sind flächendeckend zu Raritäten geworden oder regional ausgestorben.
Insekten- & Nahrungsmangel: Viele Vogelarten, auch solche, die ansonsten das ganze Jahr von Körnern leben, brauchen in der Brutzeit Insekten und Insektenlarven für die Aufzucht der Jungen. Die große Insektenausrottung beschleunigt das Vogelsterben und ist eine seiner Hauptursachen.
Das sind die ungefähren Hauptbrutzeiten / Legebeginn einiger Gartenvögel. Sie können nach Region und Höhenlage variieren:
Blaumeise April (Mitte)
Bachstelze April
Bachstelze April
Baumläufer April
Dohle April
Feldsperling April (Ende)
Gänsesäger März (Ende) bis Mai
Gartenrotschwanz Mai (Anfang)
Grauschnäpper Mai (Anfang)
Haubenmeise April (Mitte)
Hausrotschwanz April
Haussperling April (Mitte bis Ende)
Hohltaube April bis August
Kleiber April (Anfang)
Kohlmeise März (Ende) bis April (Anfang)
Mauersegler Mai (Mitte)
Mehlschwalbe April (Mitte)
Rauchschwalbe Mai (Mitte)
Raufußkauz März bis Mai
Schafstelze Mai
Schleiereule März
Sperlingskauz April bis Mai (Anfang)
Star April (Mitte)
Steinkauz April (Mitte) bis Mai
Sumpfmeise April bis Mai
Tannenmeise März (Ende) bis April (Anfang)
Trauerschnäpper Mai
Turmfalke April bis Mai
Waldkauz Februar bis März
Wanderfalke Mai (Anfang) bis Juni
Wasseramsel Mai (Mitte)
Wiedehopf Mai (Anfang)
Zaunkönig April
Zwergohreule April bis Mai (Anfang)
Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein
Von März bis Ende Juni ist die Haupt-Brutzeit vieler Vögel in Deutschland
07.01.2025 - 24.03.2025
16.3.1968: Das ungesühnte Massaker & Kriegsverbrechen von My Lai in Vietnam
16.3.1968 My Lai: Krieg, Kriegsverbrechen & Kriegsverbrecher - Das ungesühnte Massaker in Vietnam
Am 16. März 1968, tötete eine amerikanische Einheit im Vietnamkrieg 504 unbewaffnete Bewohner eines vietnamesischen Dorfes - alles unbewaffnete Zivilisten, Männer, Frauen, Alte, Kinder. Viele Frauen wurden vor ihrer Ermordung vergewaltigt. My Lai war eines der schlimmsten Kriegs-Verbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Täter wurden nie bestraft.
Erschreckend ist nicht alleine die Tatsache, dass es im Krieg in einer "Demokratie" möglich ist, Morde, Massaker und Kriegsverbrechen zu planen und durchzuführen. Beunruhigend ist, dass es über 18 Monate lang möglich war, das Massaker geheim zu halten. Unglaublich, ja verstörend ist die Tatsache, dass dieser Mord an über 504 unschuldigen Zivilisten nie gesühnt wurde. Warum sind vor dem Internationalen Gerichtshof nicht alle Länder gleich? Wie demokratisch und rechtsstaatlich ist ein Land, in dem solche entsetzlichen Verbrechen nicht bestraft werden? Kriegsverbrechen gehören bestraft. Immer & überall!
16.3.1968: Das ungesühnte Massaker von My Lai in Vietnam
My Lai / Nachtrag
Im Jahr 2023 war die Medien-Berichterstattung zum Massaker in My Lai weitgehend entfallen. Sie passte nicht in Zeiten des Krieges, in denen zurecht die Aufarbeitung möglicher Kriegsverbrechen im Krieg gegen die Ukraine gefordert wird. Da stören Berichte über bewiesene, ungesühnte US-Massaker in Vietnam doch sehr. Doch es gibt keine Demokratie ohne Gerechtigkeit.
10.01.2025 - 29.11.2025
12.03.2024, 19 Uhr, Umweltgeschichte am Oberrhein. Ein Vortrag von Axel Mayer im Club Voltaire in Kehl
Dienstag, 12.03.2024, 19 Uhr, Club Voltaire in Kehl Umweltgeschichte am Oberrhein. Ein Vortrag von Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein Regionale, grenzüberschreitende Umweltgeschichte vom Mittelalter bis zur Klimaschutzbewegung ist Thema des Vortrags von Axel Mayer. Er gibt einen anschaulichen Überblick über die grenzüberschreitende Umweltgeschichte am Oberrhein, 50 Jahre nach den Erfolgen der Umweltbewegung in Marckolsheim und Wyhl. Er zeigt auch, dass die Kämpfe für Mensch, Natur, Umwelt und Gerechtigkeit schon früh begonnen haben und noch lange nicht beendet sind. Alle Infos zur Anreise
12.03.2024, 19 Uhr, Umweltgeschichte am Oberrhein. Ein Vortrag von Axel Mayer im Club Voltaire in Kehl
15.4.2023 / 15.4.2025 Zwei Jahre erfolgreicher Atomausstieg Deutschland
15.4.2023 / 15.4.2025 Zwei Jahre erfolgreicher Atomausstieg Deutschland: Abschaltung der gefährlichen AKW Neckarwestheim, Emsland & Isar
AKW endlich abgeschaltet / Massive Kampagnen gegen den Atomausstieg
Auch Monate nach dem Atomausstieg wird Deutschland immer noch mit machtvollen Pro-Atom-Kampagnen geflutet. Es ist ein erschreckendes Bündnis, das hier an einem Strang zieht, denn es ging und geht auch um viel Geld. Etwa 1 Million Euro Gewinn pro Tag konnte die Atomlobby bisher pro AKW erzielen. (3 AKW x 365 Tage x 1 Million sind 1095 Millionen Euro entgangener Gewinn pro Jahr.)
Hier eine unvollständige Auflistung der Atomlobbyisten: WePlanet, AfD, CDU, CSU, FDP, Springer-Presse, (besonders hasserfüllt wie immer die BILD-Zeitung), FAZ, NZZ, Weltwoche, Klimawandelleugner wie EIKE, organisierte Windenergiegegner, Wirtschaftsverbände, rechtsradikale und rechtslibertäre Internetforen ... Wächst hier erkennbar zusammen, was immer schon zusammen gehört? Es ist beeindruckend, wie ausgerechnet die Umweltzerstörungs-Parteien, Organisationen und atomar-fossilen Seilschaften mit vorgeschobenen Umweltargumenten für Atomenergie werben.
Für die Gefahrzeitverlängerung kämpfen insbesondere die Lobbygruppen und Atom-Parteien, die politisch die Hauptverantwortung für den Klimawandel, Ressourcenverschwendung und die Artenausrottung tragen. Je offensichtlicher es wird, dass wir den großen, globalen Wachstums-Krieg gegen die Natur gerade krachend verlieren, desto stärker setzen sie auf den Mythos der neuen Wunderwaffen. Dieser Mythos war auch im letzten Weltkrieg sehr effizient und kriegsverlängernd, änderte aber nichts an der Katastrophe. Der Streit um die Laufzeitverlängerung und um neue AKW ist getragen von der Hoffnung und Propaganda der „Wunderwaffe Atomkraft“, die ein zerstörerisches Weiter so ermöglichen soll. Ein Weiter so mit Weltraumtourismus, Superyachten, Überschallflugzeugen, Rohstoffverschwendung, unbegrenztem Wachstum und selbstverständlich ohne Tempolimit.
Hier zeigt sich auch eine Konfliktlinie, die aktuell viele ökologische und soziale Konflikte prägt. Nicht der Staat, sondern der Markt soll entscheiden, ob Atomkraftwerke, PFAS oder CO₂ gefährlich sind. Nach dieser marktradikalen Logik wären DDT, FCKW und Asbest immer noch nicht verboten und Kinder würde immer noch im Bergwerk arbeiten.
Jahrzehntelang haben marktradikale atomar-fossile Seilschaften den Ausbau der zukunftsfähigen Energien, Stromtrassen und die Energiewende massiv behindert und das Energieerzeugungsmonopol der mächtigen Energiekonzerne verteidigt. Jetzt warnen die atomar-fossilen Seilschaften scheinheilig und manipulativ erfolgreich vor einem Black-out und vor dem Klimawandel. So kämpfen Sie für die Gefahrzeitverlängerung und gefährliche und teure neue AKW.
Es ist tief erschreckend, wie perfekt die organisierten Angstkampagnen in Deutschland funktionieren.
"Sie trommeln uns die Ohren voll, sie wären unaufhaltsam. Und trotzdem, mein' ich, kommt es auch auf unser Zutun an!"sang unser verstorbener Freund Walter Mossmann im Gorleben Lied. Wir dürfen die letzten Tage der Atomkraft in Deutschland und die Kämpfe für eine nachhaltige Zukunft nicht den Lobbys überlassen. Axel Mayer
AKW-Laufzeitverlängerung, CDU, CSU, FDP & AfD
14.02.2025 - 18.03.2025
20.09.2025: World Cleanup Day & Kritik
20.09.2025: World Cleanup Day & Kritik
Die bisherigen "World Cleanup Days" haben mitgeholfen, große Mengen Abfall aus der Natur zu entfernen und sind so tatsächlich auch ein Erfolg für die Umwelt. Dennoch sind sie immer auch ein gezieltes Ablenkungsmanöver und eine unpolitische Beschäftigungstherapie für Umweltaktive.
15.4.1912: Die "unsinkbare" Titanic, die Ikone des Fortschrittsglaubens sinkt
15.4.1912: Die "unsinkbare" Titanic, die Ikone des Fortschrittsglaubens sinkt
Auf ihrer Jungfernfahrt kollidierte die "unsinkbare" Titanic am 14. April 1912 gegen 23:40 Uhr etwa 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland, trotz eines Ausweichmanövers in letzter Minute mit einem riesigen Eisberg. Der Zusammenstoß riss ein 90 Meter großes Leck in den Bug, wodurch Seewasser in sechs der vorderen Abteilungen des Schiffs eindringen konnte. Das Schiff sank am 15. Januar 1912. Ihr Untergang war eine massive technische Kränkung und eine Kränkung der unkritischen Fortschrittsbesoffenheit. Eine ähnliche technische Kränkung waren die Atomunfälle in Tschernobyl und Fukushima. Atomkraftwerke waren zwar nicht "unsinkbar". Schwere Atomunfälle waren allerdings mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1 Mrd. pro Jahr prognostiziert worden.
Wir sinken lautlos, still steht – wie in der Badewanne – das Wasser in den strahlend erleuchteten Palmensälen, Tennishallen, Foyers und spiegelt sich in den Spiegeln. Tintenschwarze Minuten – erstarrt wie in Gelatine. Kein Streit, kein Wortwechsel, halblaute Dialoge: „Bitte nach Ihnen – Grüß die Kinder – Erkälte Dich nicht.“ Ein Ausschnitt aus Hans Magnus Enzensbergers Hörspiel „Der Untergang der Titanic“
Benannt nach einem griechischenn Göttergeschlecht, vereinigte die RMS Titanic etliche Superlative ihrer Zeit - als das sicherste, luxuriöseste, größte und dennoch eleganteste Schiff, das trotz aller Rekorde als "praktisch unsinkbar" galt, wie die Erbauer prahlten. Die Titanic stand, ähnlich wie einige Jahrzehnte später die Atomenergie, für eine kritiklose Technikbesoffenheit. Obwohl für die Evakuierung mehr als zwei Stunden Zeit zur Verfügung standen, kamen 1514 der über 2200 an Bord befindlichen Personen ums Leben – hauptsächlich wegen der unzureichenden Zahl an Rettungsbooten und der Unerfahrenheit der Besatzung im Umgang mit diesen. Wegen der hohen Opferzahl und weil es auch viele Opfer aus der Oberschicht gab, zählt der Untergang der Titanic zu den größten und berühmtesten Katastrophen der Seefahrt.
Die Schiffbauer haben aus der Katastrophe ihre Lehren gezogen. Die Atomlobby hat aus Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima nur eine bessere, grünere Propaganda gelernt.
Die Titanic und das Narrenschiff aktuell: Krieg, Artensterben, Klimawandel, Atomwaffen- frei nach Sebastian Brant
Von unsinkbaren Schiffen, sicheren Atommülllagern & AKW, ungiftigem Asbest, harmlosem FCKW und Krisenkommunikation... Heute & Morgen: Kernkraftwerke sind sicher!
11.2.2011: Das "westliche", japanische Atomkraftwerk Fukushima Daiichi galt als absolut sicher
Am Nachmittag des 11. März 2011 ereignete sich im Pazifik ein Seebeben, in dessen Folge ein Tsunami die Ostküste Japans traf. Dieser löste eine Unfallserie im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi mit Kernschmelzen in drei Reaktorblöcken aus. Große Mengen Radioaktivität entwichen unkontrolliert und nur ein "gnädiger Wind" verhindert die Verseuchung und Evakuierung des Großraums Tokio mit seinen über 10 Millionen Menschen.
2010: Die Ölbohrinsel "Deepwater Horizon" galt als unsinkbar
Die Ölförderplattform "Deepwater Horizon" des Ölkonzerns BP versank nach einer Explosion im Golf von Mexiko in den Fluten und löste eine Umweltkatastrophe aus. Die 121 Meter lange und 78 Meter breite Förderplattform des Schweizer Unternehmens Transocean galt als unsinkbar und versank am 21.4.2010
bis 2010: Das Atommülllager Asse galt als trocken und sicher
„Um ganz sicher zu gehen, wurden zur Endlagerung auch nur solche Salzgebirge in Betracht gezogen, von denen man weiß, dass über die sie mit der Erdoberfläche verbindenden Schächte keinerlei Wassereinbruch zu befürchten ist.“ stand in den Broschüren der Betreiber. Wegen Wassereinbruch wird seit dem Jahr 2010 diskutiert, den eingelagerten Atommüll wieder auszulagern.
2002: Der nichtbrennbare Giftmüll
in der "modernsten, sichersten" Giftmülldeponie Frankreichs Stocamineim Elsass entzündet sich am 10. September 2002. Dort wurden 45.000 Tonnen "nicht brennbare" Industrieabfälle „sicher“ endgelagert, darunter Zyanid, Asbest, Arsen, sowie chrom- und quecksilberhaltige Substanzen. Das Feuer konnte erst zweieinhalb Monate später gelöscht werden
1986: Der Reaktor in Tschernobyl galt als sicher
Vor dem schweren Reaktorunfall am 26. April 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl, nahe der Stadt Prypjat, Ukraine, galt der sowjetische Reaktortyp auch nach Ansicht westlicher Experten als sehr sicher.
1973: In der Broschüre der HEW/NWK "66 Fragen 66 Antworten. Zum besseren Verständnis der Kernenergie" wurde die folgende Frage beantwortet:
Frage 42: Sind Kernkraftwerke sicher?Antwort: Ja. Kernkraftwerke sind sicher."(...) Der Technische Überwachungsverein hat einmal ausgerechnet, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit für den sogenannten „Größten anzunehmenden Unfall“ (GAU), das heißt eines hypothetischen Unfallablaufes, für den jede Kernkraftanlage ausgelegt ist, 1:100 000 pro Jahr beträgt. Mit anderen Worten: Hätte der bekannte König Cheops aus der 4. altägyptischen Dynastie statt der von ihm errichteten Pyramide 20 große Kernkraftwerke gebaut und diese wären bis heute in Betrieb gewesen, dann müsste man damit rechnen, dass sich seither einmal ein solcher Unfall hätte ereignen können. Die Auswirkungen dieses Unfalls wären überdies so gewesen, dass jedermann am Kraftwerkszaun tagaus tagein hätte zuschauen können, ohne dabei mehr als die zulässige Strahlendosis zu empfangen. Nimmt man an, dass sämtliche Sicherheitseinrichtungen des Kernkraftwerkes nicht funktioniert hätten, dann wäre dies mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1 Mrd. pro Jahr passiert. Das bedeutet, dass die Vormenschenaffen im Alt-Tertiär vor 50 Millionen Jahren besagte 20 Kernkraftwerke hätten bauen und seither betreiben müssen, dann hätte man einen solchen Unfall vielleicht einmal registrieren können."
1930: FCKW galten als vollkommen harmlos
Ab 1930 wurden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) als Kältemittel, als Treibgas für Sprühdosen, als Treibmittel für Schaumstoffe und als Reinigungs- und Lösungsmittel eingesetzt. Vor dem Einsatz von FCKW und der Zerstörung der Ozonschicht wurde erstmals 1974 gewarnt, doch dies wurde nicht ernst genommen. Die Entdeckung des Ozonlochs 1985 sorgte für einen Meinungswandel. Erst im Montrealer Protokoll vom 16. September 1987 verpflichteten sich viele Staaten zur drastischen Reduktion der Herstellung von FCKW. Die chemische Stabilität macht diese Gase in der Atmosphäre nur schwer abbaubar (mittlere Verweildauer je nach Produkt zwischen 44 und 180 Jahre).
1912: Die Titanic galt als unsinkbar
Die RMS Titanic galt als unsinkbares Passagierschiff der britischen Reederei White Star Line. Auf ihrer Jungfernfahrt kollidierte die Titanic am 14. April 1912 mit einem Eisberg und sank zwei Stunden und 40 Minuten nach dem Zusammenstoß im Nordatlantik.
Na denn: Volle Wachstumsfahrt voraus, solange es noch Eisberge gibt ... Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein
Nachtrag: Es gibt sie, die gute sinnvolle Technik, die Mensch und Umwelt nützt. Der medizinische Fortschritt hat die Pocken ausgerottet. In wenigen Jahrzehnten hat es im Bereich Windenergie, Tiefengeothermie und Fotovoltaik ungeheure Fortschritte gegeben, sodass die zukunftsfähigen Energien nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kostengünstiger als die atomar-fossilen Energiequellen sind. Wir hätten das Wissen und die Technik, um mit einem wesentlich verringerten Input von Energie, Rohstoffen und Arbeitszeit, allen Menschen der Welt ein gutes Leben zu ermöglichen. Es ist unsere Aufgabe, Fortschritt und Zukunft menschengerecht zu gestalten.
15. April 1912: Die "absolut unsinkbare" Titanic, die Ikone des Fortschrittsglaubens sinkt und 1514 Menschen sterben.