Endlich! Straßburger Dioxinschleuder / Müllverbrennungsanlage entgiftet


Veröffentlicht am 11.01.2006 in der Kategorie Umweltgeschichte von Axel Mayer

Endlich! Straßburger Dioxinschleuder / Müllverbrennungsanlage entgiftet


An die Medien im Ortenaukreis und Straßburg

Die Straßburger Verbrennungsanlage MVA für Hausmüll, direkt am Rhein und der Grenze gelegen, war seit 1974 eine der problematischsten MVA`s in Europa.

Insbesondere Ultragifte wie Dioxine und Furane wurden in großem Umfang "freigesetzt" und belasteten Mensch, Natur und Umwelt in unerträglicher Weise. Die in der Vergangenheit immer wieder nachgewiesenen hohen Dioxinwerte in Kehl (Hauptwindrichtung) waren nicht zuletzt auf die alte MVA zurückzuführen. Diese Anlage war eine Schande für die europäische Metropole Straßburg.

Nach jahrzehntelangen Protesten von Umweltschützern von beiden Seiten des Rheins wurden jetzt endlich 35,8 Millionen Euro in technische Verbesserungen und die absolut notwendige Entgiftung gesteckt. Luftreinhaltung, technischer Fortschritt und bessere Umweltgesetze fallen nicht vom Himmel, sie wurden und werden immer auch von UmweltschützerInnen erstritten.

Wir erinnern hier auch gerne an das große Engagement der Bürgerinitiativen vor Ort, insbesondere an die Bürgerinitiative Umweltschutz Kehl, die sich in dieser Sache unermüdlich engagiert hat.

Nach Angaben der Betreiber sollen statt bisher vier nun nur noch 0,1 Nanogramm Dioxine pro Kubikmeter Abluft "freigesetzt" werden. Stand der Technik sind tatsächlich die in ersten Messungen erreichten 0,01Nanogramm Dioxine pro Kubikmeter Abluft. Auch im Bereich Stickoxide und Stäube gab es große, erfreuliche Fortschritte.

Der BUND begrüßt diesen lang erkämpften technischen Fortschritt, der allerdings sehr sehr spät gekommen ist. Weniger Dioxine in der Umwelt bedeuten tatsächlich auch weniger Krankheit und Tod.

Ein Tropfen Essig im Wein sind allerdings aktuelle Meldungen von elsässischen Medien über die neue "vielgelobte" Müllverbrennunsanlage von Mulhouse-Saussheim. Immer mehr französische Zeitungen berichten jetzt von massiven, dauerhaften Grenzwertüberschreitungen beim Ultragift Dioxin. Der Grenzwert liegt bei 0,1 Nanogramm pro m³. Die Medien berichten von einer "Freisetzung" von mindestens 0,3 Nanogramm pro m3. Das wäre das Dreifache des zugelassenen Grenzwertes, allerdings immer noch wesentlich weniger als die alten, bisherigen Werte der Straßburger Hausmüll-verbrennungsanlage. (Stand der Technik wären 0,01Nanogramm Dioxine pro Kubikmeter Abluft)

So gilt es auch in Zukunft immer wieder zu prüfen, ob der hohe Stand der Technik auch eingehalten wird und ob neue Emissionen von neuen Problemanlagen den erreichten Fortschritt nicht wieder negieren. Ob wir es uns dauerhaft erlauben können, immer größere Mengen Energie, Rohstoffe und Arbeitskraft in immer kürzerer Zeit in Müll zu verwandeln, steht auf einem anderen Blatt.

Axel Mayer, Geschäftsführer


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Aufhalten konnten wir die Räumung nicht. Die atomar-fossilen Seilschaften und die Atom- und Klimakatastrophen-Verantwortlichen haben sich und uns in Lützerath wieder ein kleines Stück zu Tode gesiegt. Und dennoch war der gewaltfreie Kampf sinnvoll und notwendig. Er ist Sand im Getriebe der Weltzerstörung. Und ein Sandkorn kann ähnlich wie der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Sturm entfachen.
Axel Mayer



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