Endingen am Kaiserstuhl im Winter 2024: Mensch, Natur, Umwelt, Klima & Reisen


Veröffentlicht am 14.02.2024 in der Kategorie Kaiserstuhl von Axel Mayer

Endingen am Kaiserstuhl: Natur, Umwelt, Tourismus, Klima, Wein, Essen, Geschichte, Fasnet, Vereine, Reisen, Wandern, Reisezeit & Urlaub


Zwischen Schwarzwald und Vogesen,
wenige Kilometer von der "Green City" Freiburg entfernt, liegt inmitten der Rheinebene ein kleines lößbedecktes Vulkangebirge, der Kaiserstuhl. An der Nordabdachung des Kaiserstuhl, zwischen Riegel und Sasbach liegt die kleine Stadt Endingen mit den Winzerdörfern Amoltern, Kiechlinsbergen und Königschaffhausen. Eine reizvolle Kultur- und Naturlandschaft, ein Urlaubs- und Wanderziel, das auch bekannt für seine Weine ist.

Wer auf dem Weg nach Süden Richtung Basel fährt,
sieht kurz vor Freiburg im Westen die sanfte Silhouette des kleinen Gebirges, das sich wie eine Insel aus der breiten Ebene zwischen Schwarzwald und Vogesen erhebt. Die südliche Lage und die besondere klimatische Situation führen dazu, dass dieses Gebiet die sonnenreichste und wärmste Landschaft in Deutschland ist, mit einer einzigartigen Flora und Fauna.

Wenn Zerstörungsprozesse langsamer ablaufen als anderswo,
dann bleibt manchmal sogar eine schöne, vorderösterreichische Altstadt in Teilen erhalten. Sehenswert ist u.a. das alte Endinger Rathaus aus dem Jahr 1527 mit dem Ratssaal in dem sich heute das Museum zu 800 Jahre Stadtgeschichte findet. Der spätgotische Üsenberger Hof, aus dem 15. Jahrhundert ist ein schönes Beispiel für profane Architektur der damaligen Zeit, mit einzigartige Fresken aus der Bauzeit. Das Vorderösterreich-Museum und die Tourismusinformation sind im Üsenberger Hof untergebracht. In den erhalten gebliebenen Räumen einer ehemaligen Käserei befinden sich das Käserei-Museum und die Schaukäserei.


Schmale Gassen und "Fallrohr-Kunst" in Endingen am Kaiserstuhl

In Endingen bietet es sich an, in den "Gässli",
den schmalen Gassen der Altstadt zu bummeln und zu schlendern. Am höchsten Punkt des Marktplatzes steht das Rathaus, das 1617 als Kornhaus erbaut wurde. Das dreistöckige Haus hat einen Staffelgiebel und wird von der Steingestalt des „Laubenmännli“ geschmückt. An diesem Gebäude sind spätgotische sowie Renaissance-Stilelemente vereint. Der schöne alte Marktplatz ist (zumindest von den parkenden Autos) befreit und darum kommen das historische Rathaus, die Patrizierhäuser und die Kornhalle sehr gut zur Geltung. Den Reiz der Altstadt macht die über Jahrhunderte gewachsene historische Bausubstanz aus. Es fehlt das zerstörerische Element des rechten Winkels und der der geraden Linie. Die positiv - lebenswerte, "gewachsene Unordnung" zieht Menschen an.


Im "Ändinger Städli" findet sich auch die badische Küche
noch in ihren vielfältigen Variationen. Es gibt erstaunlich und erfreulich viele gutbürgerliche Gaststätten wie Rebstock, Sonne, Schützen und Schambachstube, aber auch Merkles Restaurant mit kreativen Menüs mit internationaler Note. Selbstverständlich finden sich auch Döner-Lokale für den schnellen Imbiss und das Chinarestaurant Jasmin Garten.
Das Auseinanderklaffen von Billiggastronomie und teuren Edelküchen ist in Endingen noch nicht so ausgeprägt wie in vielen anderen Orten. Noch gibt es die im besten Wortsinne "gutbürgerlichen Restaurants" zwischen den gastronomischen Extremen, aber die guten Restaurants werden leider weniger.


Die wenigen, letzten Küchenschellen am Badberg im inneren Kaiserstuhl
In alten Berichten steht, dass die Hänge des inneren Kaiserstuhls im Frühling blau-lila waren und überall gab's Küchenschellen. Aktuell freuen wir uns über einige vereinzelte Exemplare. Zu den üblichen Problemen der Rest-Natur am Kaiserstuhl kommen jetzt auch noch Wildschweinhorden, die in den Nächten die Frühblüher ausgraben und fressen.


Der Kaiserstuhl & Endingen im Frühling 2024
Nach dem endlich einmal nassen Winter kommt der Frühling viel zu früh. Vieles blüht und wird wieder erfrieren. Der Frühling ist eine schöne Zeit am Kaiserstuhl.


Das Verschwinden der historischen Endinger Altstadt
Alle Menschen die Endingen besuchen bewundern die wunderschöne, historische Altstadt. Doch auch alte Städte sind nicht von den großen globalen Zerstörungsprozessen ausgenommen. Die Endinger Altstadt verändert sich rasend schnell und gleichzeitig dennoch so langsam, dass die Veränderung den meisten Menschen die in Endingen leben nicht auffällt.
Da gibt es aufwändige, wunderbare und liebevolle Sanierungen. Da gibt es kreative, durchaus auch moderne Änderungen die selbstverständlich auch in ein altes Stadtbild passen, ein Stadtbild das sich immer verändert hat und durch jahrhundertelange kreativ-bunte Vielfalt und Handwerkskunst erst entstanden ist.
Doch die Mehrzahl der Veränderungen sind negativ und zerstörerisch. Die fensterladenlose, quadratisch-rechteckige Scharfkantigkeit der Vorort-Siedlungen sickert beinahe unbemerkt und immer schneller in die Endinger Altstadt. Betonträger, Mülltonnenversammlungen, Sichtbeton, manche Fenster wie Schießscharten, pflegeleichte Nichtarchitektur, "bisandenletztenrand-Beton-Pflaster", Dauerleerstand, Edelstahltüren aus dem Baumarkt. Es gibt die alten, fachkundigen Handwerksmeister nicht mehr. Die seelenlos genormte Kälte des Zeitgeistes zieht in die Altstadt. Warum sollte es auch in Endingen besser sein als überall?



Erleweiher und Erleloch
Der Erleweiher ist ein Endinger Stück sommerlicher Lebensqualität, ein idyllisch gelegener, naturtrüber Badesee, mit Liegewiese, Nichtschwimmerbecken, Umkleidekabinen, Dusche und dem durchaus reizvollen Charme eines Strandbades aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Nicht weit entfernt vom Erleweiher entfernt findet sich das Erleloch, ein dunkler, geheimnisvoller, ca. 100 Meter langer gemauerter Lössgang durch den Brüstleberg. Ein Gang durch das Erleloch ohne Taschenlampe ist für Kinder ein spannendes Erlebnis und eine Mutprobe, denn das helle Ende des Tunnels wird erst ab der Mitte des Ganges sichtbar.

Der Weinbau prägt die Menschen, die Landschaft und Kultur
in Endingen und am Kaiserstuhl. Noch immer wird der größte Teil des Weins konventionell angebaut und Endinger Weingüter und die Winzergenossenschaft erzeugen auch Spitzenweine. Früher arbeiteten viele "halbtags" (d h. 8 Stunden!) in der Fabrik und den Rest des Tages im Weinberg. Heute steht nicht mehr nur die Arbeit im Mittelpunkt des Lebens und der Weinbau im Nebenerwerb stirbt langsam aus.
Nach und nach wird auch immer mehr Ökowein angebaut. Für den Endinger Bio-Winzer Roland Linder ist der Kaiserstuhl ein Ort größter Diversität – biologisch und geologisch. Mit Blick auf die Anbaumethoden möchte er weg vom Einheitsbrei der chemisch-technischen Bewirtschaftung.

Die verbliebenen Endinger Hohlwege
sind Jahrhunderte alt. Durch den Tritt von Mensch und Tier, durch das Befahren mit Karren und Wagen tieften sich die Wege in den Löß ein. Das Wasser spülte den zerriebenen Löß aus, die Wege wuchsen langsam in die Tiefe, die Wände wurden immer höher und steiler. So entstand gerade auch auf den Wegen zur Katharinenkapelle ein verzweigtes System von Hohlwegen in die Reben.
Endingen ist die Kaiserstühler Hohlweggemeinde! Über Endingen sind die Rebflurbereinigungen in den 70er Jahren nicht mit so brutalen Macht hereingebrochen wie ansonsten am Kaiserstuhl. Darum gibt es hier noch verzweigtes altes Wegesystem, das auch eine große Chance für den Tourismus wäre. Diese Besonderheit ist aktuell allerdings durch massive Eingriffe gefährdet.

Der tropisch bunte Bienenfresser
baut seine Nisthöhle in senkrechte Lößwände. Vor einigen Jahren haben sich die schönen Vögel hier wieder eingefunden; seither haben sie sich gut vermehrt, so dass sich im Kaiserstuhl heute das größte Brutvorkommen nördlich der Alpen befindet.

Insektensterben im Endinger Idyll am Kaiserstuhl
„Ich untersuche die Tag- und Nachtfalter in der Oberrheinebene seit 30 Jahren regelmäßig und sowohl die Artenzahlen als auch die Faltermengen gehen insgesamt stark zurück. Es fällt auf, dass auch Wiesen, die selbst nicht zerstört wurden, aber in der Agrarlandschaft unmittelbar den Randeinflüssen der gespritzten Kulturen ausgesetzt sind, nur noch von wandernden Faltern besucht werden. Wiesen im Wald sind oft noch nicht so betroffen. Die bunten Wiesen der Hochwasserdämme in der Aue sind vom Wald abgeschirmt und geschützt und darum immer noch Falter-reich. Im Kaiserstuhl haben sich einige Arten nur noch in den windgeschützten Tälern gehalten. Da wundert man sich natürlich nicht, dass neben Schmetterlingen und anderen Insekten auch Singvögel und Fledermäuse selten werden.“
sagt Jörg-Uwe Meineke, Schmetterlingsexperte und ehemaliger Leiter des Referats für Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungspräsidium Freiburg



Die Endinger Fasned (Fastnacht)
Wenn am "Schmutzige Dunschdig" tausende von Hemdglunkern durch die nächtliche Stadt strömen, dann ist das schon ein erstaunlich- faszinierender Anblick. Ganz Endingen ist dann auf den Beinen. Hier hat sich altes Fasnetbrauchtum erhalten, das sich durch die Jahrhunderte zurück verfolgen lässt. An den närrischen Tagen ist das Jokili, die zentrale Gestalt der Endinger Fasnet.

Jokili isch in Brunne g´heit,
i hab e here plumpse;
i hab gmeint ´s isch e großer Mann,
jetzt isch es nur e Stumpe.

Ändinger Fasnetsspruch


Die Endinger Geschichte
ist wie die Geschichte überall von demokratischen Phasen des Aufbruchs, von Friedenszeiten mit Wohlstand und von finsteren, undemokratischen Zeiten mit Kriegen und bitterer Armut geprägt. Endingen ist eine alemannische Siedlung, wahrscheinlich aus dem 4. oder 5. Jahrhundert n. Chr. und wurde 862 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
Ein Geschlecht der Herren von Endingen hatte das Vogt- und Schultheißenamt; ihr Sitz war die Koliburg oberhalb der Stadt. 1321 wurde diese von den Herren von Üsenberg - mit Unterstützung der Endinger Bürger - zerstört. Die Üsenberger gaben um 1290 Endingen das Stadtrecht und hatten das Vogt- und Schultheißenamt inne, bis 1379 ihr Stamm ausgestorben war und Endingen vorderösterreichisch wurde. Von 1415 - 1428 war es Freie Reichsstadt. 1806 kam Endingen zum Großherzogtum Baden.


Ein demokratischer Geschichtsstrang am Kaiserstuhl
beginnt bei den Aufständen der Bauernkriege gegen die Obrigkeit und der "Kommune in Amoltern", geht weiter in der demokratischen Revolution 1848 und endet (vorläufig) beim Widerstand gegen das Bleichemiewerk in Marckolsheim und das AKW in Wyhl. Gerade auch in Endingen gab es eine starke Bürgerinitiative gegen das Atomkraftwerk.
Undemokratisch, dunkle Zeiten waren u.a. die Zeit der Hexenverbrennung (Anna Trutt / Schniedewind 1751), die Zeit der Judenverfolgung (Die unschuldigen Kinder von Endingen) und die Wahlergebnisse von 1933 und die unglaubliche Daubmann Geschichte. Das katholische Endingen gehörte lange zu Vorderösterreich und zum Hause Habsburg. Dieser "herrschaftliche" Teil der Geschichte wird im Endinger Vorderösterreich-Museum ausführlich dargestellt. Am 18.Sept.2016 stimmten die Menschen in Endingen erstaunlicherweise gegen das wilde Wuchern der immer noch schönen kleinen Stadt. Der Entscheid zeigte, dass es immer mehr Menschen gibt, welche die regionalen & globalen Grenzen des Wachstums erkennen und dennoch keinen Stillstand sondern kluge, behutsame Weiterentwicklung von Heimat wünschen.


Klima und Wetter in Endingen am Kaiserstuhl
Der Kaiserstuhl ist eine Wärmeinsel mit zum Teil mediterranem, trocken-heißem Charakter. Die klimatischen Voraussetzungen in diesem kleinen Vulkangebirge, das im Oberrheingraben liegt, werden zum einen von den Vogesen in Frankreich geprägt, die die von Westen kommenden Wetterfronten "abfangen" und so dafür sorgen, dass der Kaiserstuhl oft im Regenschatten liegt und so weniger Regen erhält als das Gebiet westlich der Vogesen und zudem von warmen Fallwinden und viel Sonnenstunden profitiert. Der mittlere Jahresniederschlag liegt am Kaiserstuhl bei circa 600-700mm, was im Vergleich zum restlichen Oberrheingraben und zu anderen Weinanbauregionen Deutschlands verhältnismäßig viel, aber im Vergleich zu der Region westlich der Vogesen wenig ist. Zudem steht der Kaiserstuhl im Einfluss des Rhônetals und der burgundischen Pforte, die dafür sorgen, dass mediterrane Warmluft in die Ebene einströmen kann. Er gilt als eines von Deutschlands sonnenreichsten und wärmsten Gebieten mit für Mitteleuropa vergleichsweise milden Wintern und warmen Sommern, die zum Teil im Juli und August sogar Durchschnittstemperaturen von über 20°C aufweisen können. Mit 1720 Sonnenstunden ist die jährliche Sonnenscheindauer am Kaiserstuhl sehr hoch und noch mal 40 Sonnenstunden über der durchschnittlichen Sonnenscheindauer des ohnehin schon „sonnenreichen“ Oberrheingrabens. Durch die klimatischen Bedingungen und die mit Löss bedeckten vulkanischen Böden ist der Kaiserstuhl bisher ein sehr gutes Weinanbaugebiet. Das Wetter der letzten Jahrzehnte brachte allerdings schon eine Vorahnung des Klimawandels am Kaiserstuhl und in Endingen und war geprägt von vielen Extremwetterereignissen. Große Hitze, drückende Schwüle, heftige Gewitter, Starkregen, lange Trockenphasen, Temperaturschwankungen... brachten Mensch und Natur in Stress und Einbußen in der Landwirtschaft.


Die beeindruckenden Fenster der Wallfahrtskirche St. Martin in Endingen

Zwei große katholische Kirchen,
die Kapelle auf dem Katharinenberg und 41 Wegkreuze, Marien- und Heiligensteine zeigen den starken, jahrhundertelangen katholischen Einfluss auf das Stadtgeschehen.

Endingen ist mit der Bahn über Freiburg und Riegel hervorragend zu erreichen.
Vor der Tür liegen Schwarzwald und Vogesen. Mit der Regiokarte, die manchmal auch vom örtlichen Fremdenverkehrsamt oder den Hotels und Privatunterkünften abgegeben wird, kann die Region mit dem ÖPNV erkundet werden, denn um den ganzen Kaiserstuhl führt eine Bahnlinie. Endingen und das kleine Vulkangebirge sind auch ein ideales Wander- und Fahrradgebiet, ein mehrtägiger Aufenthalt lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Wie in allen schönen Gebieten Deutschlands mit verbliebener Restnatur braucht es sowohl von den Einheimischen als auch von den Gästen viel Sensibilität und Rücksichtnahme. Wenn dies gegeben ist, erschließt sich für den einen ein faszinierendes Stück Heimat und für den anderen ein Urlaubsort, der das Wiederkommen wert ist.

(Text und Fotos) Axel Mayer, (Alt-) BUND Geschäftsführer, Kreisrat, Mitwelt Stiftung Oberrhein, Endingen



Endingen & Flächenverbrauch: "Wuchernde" Vorstadt & Gewerbegebiete
Wer würde gerne in den genormten Neubauvierteln Endingens und im Rest der Republik spazieren gehen? Bausünden halten sich in der historischen Altstadt (noch) in Grenzen, aber die massive Zersiedelung und der ungebrochene Flächenverbrauch am Oberrhein machen auch vor dem Nördlichen Kaiserstuhl nicht halt. Gerade das hübsche Städtlein Endingen wuchert in die Rheinebene hinaus. Die "liebevoll geplanten" Baugebiete wachsen mit den "liebevoll geplanten" Baugebieten der Nachbargemeinden zu einem zunehmend hässlichen Siedlungsbrei zusammen. Während anderswo die Bevölkerung schrumpft, setzen die Endinger "Eliten & Parteien" immer noch auf unbegrenztes und leider auch scheußliches Wachstum. Ein Bürgerentscheid behinderte 2016 das krebsartige Wachstum der Stadt. Gerade das nachdenkliche, kluge, bewahrende Bürgertum stimmte gegen das zunehmende Wuchern.


Die verloren gehende Kastanienallee im Erletal
Die wenigen, erhalten gebliebenen, historischen Altstädte und die restlichen Naturschutzgebiete am Oberrhein verbindet eines: Sie sind zunehmend Inseln in einem Meer von Scheußlichkeit.
Axel Mayer


Endingen am Kaiserstuhl, historische Bilder und Aufnahmen



Alt Endingen am Kaiserstuhl, historische Bilder und Aufnahmen: Hauptstrasse und Gasthaus Pfauen



Alt Endingen am Kaiserstuhl, historische Bilder und Aufnahmen: Altstadt



Alt Endingen am Kaiserstuhl, historische Bilder und Aufnahmen: Katharinen Kapelle und Katharinen Berg



Alt Endingen am Kaiserstuhl, historische Bilder und Aufnahmen: Erleweiher und Katharinenberg



Alt Endingen am Kaiserstuhl, historische Bilder und Aufnahmen: Brunnen in der historischen Altstadt




Endingen 1794



Endingen, Erletal, Kastanienallee



Endingen, historische Luftaufnahme



Endingen, Pfarrhof, Messmerhaus



Endingen, Torli, Strasse nach Königschaffhauen






Endinger badisch alemannische Grußformeln
Wenn Sie als Fremder in Endingen und am Kaisertuhl unterwegs sind, dann werden Ihnen im Restaurant, beim Einkaufen oder bei der Wanderung nicht nur Lufdschnapper (also andere Touristen) begegnen, sondern auch einige „Ureinwohner“.

Zur Erleichterung der Kommunikation hier einige badisch-alemannische Grußformeln, die Sie verstehen sollten, aber nicht imitieren müssen.



Erfreulicherweise gibt es noch eine Vielzahl von alemannischen Dialektvarianten, so dass die oben aufgeführten badischen Grußformeln nur einen Teil der möglichen Begrüßungsformeln in Südbaden darstellen.

Axel Mayer




Endingen & Wandern

Eine der schönsten großen Wanderungen führt von Endingen in den inneren Kaiserstuhl


In Endingen, beim Gasthaus Schützen, beginnt der Kaiserstuhlpfad, eine der interessantesten Wanderungen im Kaiserstuhl. In der Ferne, knapp 300 Meter über der Stadt, liegt die Katharinenkapelle, eines der beliebtesten stadtnahen und autofreien Ausflugsziele. Von dort geht der Höhenweg auf sanften Kuppen weiter Richtung Süden zur Schelinger Höhe. Nach der Querung der kleinen Strasse von Bahlingen nach Schelingen läuft der Weg ein kleines Stück durch den Wald. Der Wald öffnet sich und vor Ihnen liegt der innere Kaiserstuhl.

Badberg und am Haselschacher Buck: Die "kleine Steppe" im inneren Kaiserstuhl
Zu den schönsten und eindrucksvollsten Naturlandschaften am Oberrhein gehören die sanften Hügel des inneren Kaiserstuhls. So liegt zwischen Schelingen, Oberbergen und Altvogtsburg der Badberg mit seinen runden Kuppen, Wiesen, Trockenrasen, Gebüschsäumen und Waldrändern.

Hier finden Sie eine faszinierende Flora und Fauna:
„Orchideen wie die Hummelragwurz und die Pyramidenorchis, Küchenschellen, Kaiserstuhlanemonen, Schlüsselblumen, Schwalbenschwanz-Falter, Smaragdeidechse, Gottesanbeterin und Schmetterlingshaft.“ Solch beeindruckende Restlandschaften erinnern auch daran, was wir an Natur schon verloren haben, was wir jetzt im Moment gerade verlieren und in Zukunft noch verlieren werden.

Das "Badloch",
eine kleine Thermalquelle am Südfuß des Badberges erinnert an die 15 Millionen Jahre zurückliegende, vulkanische Entstehungsgeschichte des kleinen Gebirges im Grabenbruch des Oberrheins.

„Die großen Wiesenflächen am Badberg und am Haselschacher Buck gehören zum Schönsten und Wertvollsten, was der Kaiserstuhl zu bieten hat“schreibt der Kaiserstuhl-Kenner und -Bewahrer Dr. Frank Baum. „Vom Vorfrühling bis in den Herbst hinein – mit Höhepunkt im Mai und Juni - findet sich hier Blumenleben in erstaunlicher Vielfalt. Pflanzen, die anderswo verschwunden, verdrängt und ausgerottet sind, kommen hier noch zahlreich vor. Neben auffälligen und bekannten Arten gibt es versteckte und seltene Schönheiten, Kostbarkeiten für den Spezialisten. Kurzum: für jeden, der Blumen liebt, ein Paradies, wie man es in Mitteleuropa nur noch selten findet.“

Doch nicht nur die Frühlings- und Frühsommermonate
mit ihrer Farbenpracht sind beeindruckend. Wenn heiße Sommer die Wiesen des Kaiserstuhls verbrennen und die Hitze direkt am Boden unerträglich wird, „klettern“ die hübschen Turmschnecken an den Pflanzenstängeln hoch, um sich vor der Hitze zu schützen. Das herbstliche Graubraun der Matten und die seltenen, „schwarzweißen“ und kontrastreichen winterlichen Tage mit Schnee geben der „kleinen Steppe“ im innern Zentraleuropas ein besonderes Gepräge. Licht, Schatten und die karge Strenge der Landschaft in dieser Jahreszeit sind dann besonders beeindruckend.

An einem (der wenigen) stillen Tage
kann man sich hier an die Steppen Innerasiens erinnert fühlen, an Tibet oder an Kirgisien, dort wo der Tien Shan in die unglaublichen Ebenen Kasachstans übergeht... Nur alles eben ein Stück kleiner, ein winziges Fragment von Restnatur in der aufgeräumt-ausgeräumten Landschaft am Oberrhein.

Am schönsten sind hier die Abende,
an denen Wind aus dem Westen, vom nahen Elsass über den Rhein, die Wolken in Richtung Schwarzwald weht und das Grundgeräusch der Rheinebene, das Dauergrollen der Autobahn (das die Einheimischen schon lange nicht mehr hören) verstummt.

Wenn sich dann, an ganz besonderen Tagen,
die Wolken am Schwarzwald stauen und die sinkende Sonne zwischen Vogesen und Wolkendecke hervorschaut, dann wird durch dieses erstaunliche Licht die Natur noch kontrastreicher, manche Wiesenkuppen erinnern an Sanddünen und diese ganz eigene Landschaft bekommt einen faszinierenden Glanz.

Text und Bilder: Axel Mayer, (Alt-) BUND Geschäftsführer und Kreisrat aus Endingen, Mitwelt Stiftung Oberrhein




Dank
Mein Dank geht an die Vielen die sich für den Kaiserstuhl engagieren. An Naturschützer und Naturschützerinnen in Verbänden und Vereinen aber auch in den Naturschutzbehörden. An die, die mit Sense, Rechen, Ziege und Computer dazu beitragen, dass diese Gebiete auch für die Zukunft erhalten bleiben.

Zwei kurze Nachträge:
„Der Tourist / Wanderer / Orchideenfotograf, zerstört manchmal, was er sucht, indem er es findet“
frei nach Hans Magnus Enzensberger.

„Die wenigen erhalten gebliebenen, historischen Altstädte und die restlichen Naturschutzgebiete am Oberrhein verbindet eines: Sie sind zunehmend Inseln in einem Meer von Scheußlichkeit.“
Axel Mayer

Vereine in Endingen


Eines der wichtigsten Elemente für das soziale Zusammenleben in einer Gemeinde sind die Vereine, Organisationen und Verbände. Gerade auch in Endingen gibt es eine Vielzahl von Vereinen und Organisationen die eine unschätzbar wichtige Arbeit für die Gemeinschaft leisten.



Wenn in dieser Liste der Vereine und Verbände in Endingen Ihre Organisation fehlen sollte, dann informieren Sie mich bitte.
Über einen Link Ihrer Organisation zu dieser Seite würde ich mich freuen.

Axel Mayer / Endingen



Endingen Anti-Atom: Fessenheim & Wyhl


Nach dem Reaktorunfall in Fukushima gab und gibt es auch in Endingen Proteste und das badisch-elsässische "Nai hämmer gsait" hängt an vielen Türen, Toren und in Fenstern

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Endingen / Kaiserstuhl: Extremer Flächenverbrauch


An die Medien am Nördlichen Kaiserstuhl am 21.2.2016

Vorwort ( von der Homepage der Stadt Endingen)
„Das politisch wichtige Ziel der Eindämmung des Flächenverbrauchs erfordert vielfach ein innerörtliches Bodenmanagement, um das Potenzial der Bauflächen zu aktivieren und Investitionen zu ermöglichen.„


Endingen Wohin?
Zum Konflikt zwischen Regionalplanung und örtlichen Wachstumswünschen


Es gibt wenige Gemeinden, die in den letzten Jahrzehnten flächenmäßig so explodiert sind wie Endingen. Die angehängte BUND-Grafik sagt mehr als 1000 Worte. „Alleine in den letzten 25 Jahren wurden auf der Endinger Gemarkung fast 10% der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Straßen, Bau- und Gewerbegebiete verwandelt – ein weitgehend irreversibler Prozess. Besonders erschreckend ist dabei, dass sich der Flächenverbrauch in diesem Zeitraum von der weitgehend stagnierenden Bevölkerungsentwicklung fast vollständig abgekoppelt hat.“ sagt der Endinger BUND-Vorstand Dr. Henner Wenzel.

Jetzt gibt es einen aktuellen, massiven Konflikt zwischen Regionalplanung und örtlichen Wachstumsinteressen: Die Regionalplanung will verhindern, dass Endingen mit den Umlandgemeinden zusammenwächst. Das sieht auch BUND-Geschäftsführer Axel Mayer so, der die Regionalplanung stärken will.„Wenn die liebevoll geplanten Baugebiete von Endingen, Forchheim und den anderen Umlandgemeinden zusammenwuchern, dann entsteht hässlicher Siedlungsbrei und Vorstadtmonotonie. Entlang der B3 zwischen Offenburg und Freiburg und an der Kaiserstuhl-Nordseite wachsen die Gemeinden auf Kosten der winzigen, verbliebenen Restnatur und auf Kosten der Landwirtschaft zusammen, und wir sind gerade dabei, das Liebenswerte unserer Heimat mit Macht und Beton zu zerstören. Unser Wachstum in Endingen und am Oberrhein ist innerdeutscher Flächen-Kannibalismus! Wenn gegen jede Vernunft dennoch „gewachsen werden muss“, dann sollte sorgfältig, nachhaltig, flächensparend und unter überregionalen Aspekten geplant werden.“

Der aktuelle Endinger Konflikt um die Weiterentwicklung des Regionalplanes steht stellvertretend für ähnliche Konflikte in vielen Gemeinden. Die Regionalplaner versuchen zunehmend verzweifelt Fehlentwicklungen aufzuhalten, während für die Mehrzahl der Bürgermeister nur das Eigeninteresse zählt. Wie es aussieht, wenn sich die lokalen Interessen durchsetzen und wenn nicht überregional klug geplant wird, kann man im Moloch „Mittlerer Neckarraum“ besichtigen.

Wir sollten auch in Endingen versuchen, das Liebenswerte unserer Landschaft und die winzigen Reste von Natur in der Ebene zu erhalten. Nicht nur für die Touristen, sondern in erster Linie für die Menschen, die hier leben.
Im Kürze gibt es mal wieder die Veranstaltung „Blühendes Endingen“. Eventuell wäre „Betoniertes Endingen mit Blumenkübeln“ der bessere Begriff. Die Debatten, die wir in Endingen führen, sind leider typisch für die zerstörerischen Endphasen exponentiellen Wachstums.

Dr. Henner Wenzel, Vorstand / BUND Nördlicher Kaiserstuhl
Axel Mayer, Geschäftsführer / BUND Regionalverband




Endingen / Kaiserstuhl: Die Explosion des Flächenverbrauchs
Eigenbericht über einen BUND-Vortragsabend am Freitag, den 08.11.13 in der Endinger Kornhalle

Spannende Debatte in Endingen: Flächenverbrauch bedroht Heimat

Heftig nachstuhlen mussten die Aktiven des BUND am nördlichen Kaiserstuhl am letzten Freitag in der Kornhalle. Zu den beiden Vorträgen über Zersiedelung und Verscheußlichung kamen mit über 80 Personen wesentlich mehr Menschen als erwartet. Leider erschienen – kurz vor den anstehenden Kommunalwahlen – nur zwei mutige Stadträte zu dieser wichtigen Veranstaltung, die nicht von Wutbürgern besucht wurde, sondern eher von nachdenklichen Menschen, die die Sorge um ihre Heimat umtreibt.

Der in Endingen lebende BUND-Regionalgeschäftsführer Axel Mayer
beschrieb gerade auch am Beispiel dieser Stadt das „Paradies am Oberrhein“ – die reiche, vielfältige und schöne Landschaft vor unserer Haustür.
Doch gerade in und um Endingen, sowie entlang der Vorbergzone an der B3 nehmen Zer-siedelung und „Verbreiung“ immer stärker zu.

Wenn die liebevoll geplanten Baugebiete von Endingen, Forchheim und Riegel erst einmal zusammengewachsen sind, dann ergibt das einen hässlichen Siedlungsbrei mit gesunkener Lebensqualität.


Ein schöner Abend auf dem Katharinenberg zeigt das zunehmende Lichtermeer der Ebene und die gar nicht ferne Bedrohung durch die wachsende Schwerindustriezone im Elsass.
„Würde der gesamte Flächenverbrauch von jährlich ca. 150 ha im Landkreis weitergehen wie bisher, so wären die landwirtschaftliche Nutzfläche ebnso wie die naturnahen Flächen bis in 200 Jahren aufgebraucht“ stand im Umweltbericht des Landratsamtes Emmendingen.
Belastend ist auch der Status Südbadens als Transitland: Der geplante Autobahnausbau wird mehr Abgase, Lärm und Probleme bringen als die Neubautrasse der Bahn, aber es gibt immer noch einen rückwärtsgewandten Fortschrittsglauben.
Im zweiten Teil des Abends ging Dr. Henner Wenzel,
Wahl-Endinger und Mitglied des örtlichen BUND-Vorstands, zunächst im Detail auf die Situation in Endingen ein. Anhand von grafisch aufbereiteten Satellitenbildern der Stadt zeigte er das Flächenwachstum von Anfang des 19. Jahr-hunderts bis heute auf. Insbesondere im letzten Jahrzehnt lässt sich klar zeigen, dass die
Entwicklung der Einwohnerzahl stagniert, wogegen der Flächenverbrauch geradezu explodiert ist. Während bis vor etwa 50 Jahren Bevölkerungs- und Siedlungszuwachs parallel liefen, obwohl es ja auch damals schon Industriebetriebe wie Leder- und Zigarrenfabriken gab, hat sich die Entwicklung danach entkoppelt, und einer Verdreifachung der Einwohnerzahl steht mittlerweile eine Verzehnfachung der Fläche gegenüber.

Dr. Wenzel zeigte auf, wie der Flächenverbrauch sich durch eine Exponentialkurve darstellen lässt, welche Eigenschaft dieser Kurventyp hat, und wie die Natur mit exponentiellen Verläufen umzugehen pflegt: Jedes Wachstum, das auf prozentualer Zunahme basiert, beschleunigt sich, bis es an natürliche Grenzen stößt. Darauf folgt in der Natur regelmäßig der Zusammenbruch.

Ein weiterer Aspekt, der nachdenklich machen sollte, ist der „peak soil“,
also der Zeitpunkt der maximalen Verfügbarkeit fruchtbarer Böden. Dieser Zeitpunkt liegt bereits über 30 Jahre in der Vergangenheit – weltweit, aber auch in unserer Region. Alleine in den letzten 25 Jahren wurden auf der Endinger Gemarkung fast 10% der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Straßen, Bau- und Gewerbegebiete verwandelt – ein weitgehend irreversibler Prozess.

„Die Natur braucht uns nicht – aber wir brauchen die Natur!“ – diesen global gültigen Satz gab Dr. Wenzel der Zuhörerschaft als Quintessenz seiner Überlegungen mit auf den Weg.

Zum Schluss zeigte Axel Mayer noch einmal weitere Zusammenhänge auf: So das Thema Wohnungsnot und Wohnungsleerstand. Bereits heute stehen bundesweit über 2,4 Millionen Wohnungen leer, und die Bevölkerung wir in den kommenden Jahrzehnten trotz Zuwanderung um 17 Millionen abnehmen. Während bundesweit die Bevölkerung also zu schrumpfen beginnt, versprechen viele Politiker in Südbaden immer noch unbegrenztes Wachstum, ein Wachstum auf Kosten der Schwarzwaldtäler und vieler anderer, auch weit entfernter Regionen.

„Unser Wachstum ist innerdeutscher Kannibalismus“ formulierte Mayer provokativ.

Wenn wir wider jede Vernunft dennoch wachsen, dann sollte zumindest sorgfältig – nachhaltig, flächensparend und unter überregionalen Aspekten – geplant werden. Das Problem der Regionalplanung ist die massive Bürgermeisterübermacht in den politischen Gremien, die gerade dabei ist, die Fortschreibung des Regionalplans in zerstörerischem Sinne zu „modifizieren“.

Hier dagegenzuhalten, ist eine wichtige Aufgabe auch für die Umweltverbände, wenn es darum geht, die Lebensqualität in Endingen und am ganzen Oberrhein zu erhalten. Ein Siedlungsmoloch wie etwa die „Metropolregion Rhein-Neckar“ ist für den BUND kein Vorbild, sondern abschreckendes Beispiel.
Planung muss immer regional, überregional und global gedacht – und zu Ende gedacht – werden.
Denn unbegrenztes Wachstum zerstört begrenzte Systeme. Das gilt für die Welt, für Südbaden, und natürlich auch für das schöne Städtchen Endingen am Kaiserstuhl.