Erleweiher, Erletal & Erleloch in Endingen: Badeweiher, Allee & Natur am Kaiserstuhl


Veröffentlicht am 21.03.2023 in der Kategorie Kaiserstuhl von Axel Mayer

Erleweiher, Erletal & Erleloch in Endingen: Badeweiher, Allee, Natur, Kinderabenteuer & ein Stück sommerlicher Lebensqualität am Kaiserstuhl



An die kleine, immer noch schöne Altstadt von Endingen grenzt im Süden ein hübsches Tal am Nordhang des Kaiserstuhls. Neben dem Erletal-Stadion gibt es dort einen aus der Zeit gefallenen Badeteich, ein wichtiges, kleines Stück Restnatur und mit dem geheimnisvollen Erleloch auch ein großes Kinderabenteuer.


Die wenigen, letzten Küchenschellen am Badberg im inneren Kaiserstuhl
In alten Berichten steht, dass die Hänge des inneren Kaiserstuhls im Frühling blau-lila waren und überall gab's Küchenschellen. Aktuell freuen wir uns über einige vereinzelte Exemplare. Zu den üblichen Problemen der Rest-Natur am Kaiserstuhl kommen jetzt auch noch Wildschweinhorden, die in den Nächten die Frühblüher ausgraben und fressen.


Der Kaiserstuhl & Endingen im Frühling 2024
Nach dem endlich einmal nassen Winter kommt der Frühling viel zu früh. Vieles blüht und wird wieder erfrieren. Der Frühling ist eine schöne Zeit am Kaiserstuhl.



Erleweiher


Der Erleweiher ist ein Endinger Stück sommerlicher Lebensqualität, ein idyllisch gelegener, aus der Zeit gefallener, naturtrüber Badesee, mit Liegewiese, Nichtschwimmerbecken, Umkleidekabinen, Dusche, Kiosk, Minigolfanlage, Toiletten, Wassertretanlage und dem durchaus reizvollen Charme eines Strandbades aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. "De Weiher", wie er in Endingen liebevoll genannt wird, könnte durchaus auch in "Bullerbü" der alten Kinderbuchreihe der schwedischen Autorin Astrid Lindgren vorkommen. Das naturtrübe Wasser und die "abschreckend-entsetzlich-großen" Fische und Schildkröten im Weiher bringen den ortskundigen Badenden große Vorteile. Alle Menschen, die lieber in genormten, quadratischen Becken mit gechlortem Wasser (oder im Baggersee) baden, scheuen den Endinger Weiher wie der Teufel das Weihwasser (und das ist gut so!).

An einem heißen Sommertag ist es manchmal so laut, wie sich das für eine kinderfreundliche Gemeinde gehört. Manchmal kommt eine Gruppe aus dem Kindergarten vorbei und die Kinder planschen in der Wassertretstelle. Frühmorgens und abends ist es angenehm still und idyllisch im Erletal, im Herbst spielen die Nebel über´m See und in den leider wenigen, richtig kalten Wintern, lohnt es sich, die Schlittschuhe auszupacken.
Ein Problem für den Weiher sind die Blaualgen in den Hitzesommern und der sich verstärkende Klimawandel im jetzt schon heißen Kaiserstuhl.




Die Kastanien-Allee im Erletal


Wer den Begriff "Allee" hört, denkt beinah automatisch an Straßen und Straßenbegleitgrün. Doch durch das Erletal führt oberhalb des Weihers eine schöne, schmale Kastanienallee nur für Fußgänger fast bis zum Erleloch. Wie viele Kastanien leiden auch die Endinger Alleebäume leider unter der Miniermotte und ein Teil der Bäume ist leider schon gefallen ...

Erleloch / Endingen: Finschder isch´s im Erleloch...(Blick nach Westen)


Am Ende der Allee und nur ein kleines Stück abseits des Kaiserstuhlpfades, findet sich das Erleloch, ein dunkler, geheimnisvoller, ca. 100 Meter langer gemauerter Stollen durch den Löss des Brüstleberges. Als in früheren Jahrhunderten die Versorgung der Stadt Endingen mit Trinkwasser durch die Quellen im Erletal nicht mehr ausreichte, wurde 1788 diese Leitung mit der begehbaren Lößhöhle gegraben, damit Quellen aus dem Riedbachtal genutzt werden konnten.

Ein Gang durch das Erleloch ohne Taschenlampe ist (nicht nur) für Kinder ein spannendes Erlebnis und eine Mutprobe, denn das helle Ende des Tunnels wird erst ab der Mitte des Ganges sichtbar.


Erleloch / Endingen: Finschder isch´s im Erleloch...(Blick nach Osten)



Natur im Erletal


Das oberhalb des Weihers und des Sportplatzes gelegene Schutzgebiet, größtenteils umgeben von Wald und Reben, ist mit seinen Feuchtwiesen im Kaiserstuhl das letzte noch erhaltene Gebiet dieser Art. Die Streuobstwiese wird von den Aktiven des BUND Nördlicher Kaiserstuhl gepflegt. Das angrenzende Naturschutzgebiet ist Heimat zahlreicher geschützter Tier- und Pflanzenarten und sollte nicht betreten werden. Im Gebiet findet sich ein kleinflächiges Mosaik aus Feucht- und Trockenwiesen, Streuwiesen, Kleinseggenrieden und Großseggenrieden, Schilfröhrichte, Hochstaudenfluren, Ufergehölzen und Bachvegetation.

Davalls Segge (Carex davalliana), weibliche Blütenähren
Im Kaiserstuhl findet sich an dieser Stelle das einzige Davall-Seggen-Quellmoor (Caricetum davallianae). Es wird aus der namengebenden Davalls Segge gebildet. Die Davalls Segge erreicht Wuchshöhen zwischen 10 und 25 Zentimetern. Die Gesellschaft enthält unter anderem auch das auf der Roten Liste stehende Breitblättrige Wollgras. Beide Pflanzen sind in der Rheinebene und im Kaiserstuhl vom Aussterben bedroht.
Die gemähten Wiesen weisen ein außergewöhnliches hohes Aufkommen diverser Orchideen auf, auffallend sind z. B. der Reichtum des Breitblättrigen Knabenkrauts und der Sumpf-Stendelwurz. Vertreten sind auch der sonst im Kaiserstuhl selten vorkommende Große Wiesenknopf, die Kohldistel und der Wald-Engelwurz. Des Weiteren findet sich hier auch noch die in Deutschland gefährdete Prachtnelke.
Auf den Halbtrockenrasen wachsen die Aufrechte Trespe, die Bunte Kronwicke, die Dornige Hauhechel und aus der Familie der Orchideen der Hundswurz. Eine weitere Orchidee, die Mücken-Händelwurz gedeiht auch auf feuchteren Standorten, ebenso die Blaugrüne Segge aus der Familie der Sauergrasgewächse.
Auf den nicht oder nur unregelmäßig gemähten Wiesen kommen in den Hochstaudenfluren aus der Reihe der eher hochwachsenden Gewächse der Gewöhnliche Gilbweiderich, die Riesen-Goldrute und der Wasserdost vor.

Das Naturschutzgebiet ist in Verbindung mit seiner Umgebung ein Biotop zahlreicher Vögel, der Pirol und die Turteltaube sind häufige Gäste. Ihren Lebensraum finden hier z. B. der aus der Familie der Finken stammende Stieglitz, der Hänfling und der Girlitz. Aus der Reihe der Insekten ist die Sumpfschrecke vertreten, da diese Feucht- und Nasswiesen bevorzugt. Schmetterlinge finden in den Hochstaudenfluren ihr wichtiges Nahrungshabitat. (Quelle für diesen Abschnitt: teilweise Wikipedia)

Das Erletal ist ein gefährdetes, aber tatsächlich noch wunderschönes Stück Endingen.

Axel Mayer, Kreisrat, Mitwelt Stiftung Oberrhein, (Alt-)BUND-Geschäftsführer, Kreisrat & Badender, Endingen




Leider wichtiger Nachtrag


Die wenigen erhalten gebliebenen, historischen Altstädte und die restlichen Naturschutzgebiete am Oberrhein verbindet eines: Sie sind zunehmend Inseln in einem Meer von Scheußlichkeit.


Erleweiher und Erletal: Historische Aufnahmen



Alt Endingen am Kaiserstuhl, historische Bilder und Aufnahmen: Erleweiher und Katharinenberg


Endingen, Erletal, Kastanienallee, Katharinenberg: Historische Bilder
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