Nachruf für Otto Bury (Sasbach)


Veröffentlicht am 30.11.2019 in der Kategorie Sonstiges von Axel Mayer

Nachruf für Otto Bury (Sasbach)


Abschied von einem engagierten Menschenfreund


Nicht nur die GRÜNEN im Landkreis und Kreistag Emmendingen trauern um Otto Bury aus Sasbach. Der „grüne Gründungsvater“ ist am 23.11.2019 an seinem sechundneunzigsten Geburtstag verstorben.

Als junger Mensch mit 18 Jahren musste Otto in den entsetzlichen zweiten Weltkrieg ziehen und war später 3 Jahre in Kriegsgefangenschaft. Das dort Erlebte prägten ihn als Menschenfreund und erweckte sein Bewusstsein für den notwendigen Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Auch deshalb war er Gründungsmitglied des Deutschen Roten-Kreuz- Ortsvereins Sasbach und dort viele Jahre als Ausbilder und Vorsitzender tätig. Zudem engagierte er sich im zivilen Katastrophenschutz im Landkreis Emmendingen und wirkte dort auch als Ausbilder. Der selbständige Blechner- und Installateurmeister war auch Mitbegründer des Sasbacher Heimat- und Geschichtsvereins.

Wir kannten ihn als freundlich, klugen, sozial und politisch engagierten Menschen, der auch im hohen Alter noch ein großes politische Interesse zeigte. Wie bei so vielen Kaiserstühlern waren die erfolgreichen Bauplatzbesetzungen gegen das AKW in Wyhl und zuvor gegen das Bleichemiewerk in Marckolsheim prägend für sein Leben. Aus dem aktiven Bauplatzbesetzer und Mitstreiter der Bürgerinitiativen wurde auch einer der grünen Gründungsväter im Landkreis Emmendingen.

Sein Hoftor – direkt neben dem Rathaus - war bis zuletzt Anschlagtafel für Plakate, politische Protestaufrufe und Veranstaltungshinweise. In seinem „Stüble“ trafen sich nicht nur die MitstreiterInnen der badisch-elsässischen Bürgerinitiativen, dort empfing er auch Petra Kelly und bewirtete Delegationen aus dem Wendland mit Zwiebelkuchen und Kaiserstühler Wein.

Otto Bury wurde schon in der wilden Gründungsphase Mitgründer der Partei „Die GRÜNEN“ im Landkreis (Parteiausweis vom 05.12.1979) und konnte auch andere begeistern und zum Mitmachen überzeugen. In einer kleinen ländlichen Gemeinde war das damals ein mutiger, nicht einfacher Schritt. Ein grüner Ministerpräsident war da noch nicht vorstellbar. Otto Bury hat das politische Geschehen auch noch aus dem Endinger Altersheim mit Interesse verfolgt und sich über die aktuellen grünen Erfolge sehr gefreut.

Otto Bury war Mitglied im Kreistag (1984-1989) und Mitglied im Gemeinderat in Sasbach (1984-1989) und gehört damit zu den ersten GRÜNEN, die diese Partei in den Gremien vertraten. Dort wollte und konnte er überzeugen, mit scharfer Analyse und durchaus treffsicheren Spitzen und mit einem gesunden Selbstbewusstsein, ohne falschen Respekt vor vermeintlichen Autoritäten und Sachzwängen.

Jetzt ist Otto Bury am 23.11. 2019, an seinem sechsundneunzigsten Geburtstag verstorben. Wir haben einen engagierten, herzensguten und klugen Weggefährten und Mitstreiter verloren. In seinem Sinne werden wir uns innerhalb und ausserhalb der Partei weiter einsetzen, für eine lebenswerte Zukunft, so wie er es vorgelebt hat: ökologisch, sozial, basisdemokratisch und gewaltfrei.

Axel Mayer, Kreisrat Endingen
Michael Sellner, Alt-Kreis- und Gemeinderat Sasbach (heute Staufen)

Am Freitag den 29.11. (dem Tag des großen Klimastreiks) wird um 13 Uhr in Kenzingen mein Freund Stefan Bilharz beerdigt. Am gleichen Tag um 14 Uhr wird auch mein Freund Otto Bury in Sasbach beerdigt. Es zerreißt mich... Ich werde eine Beerdigung unhöflich früh verlassen und an der anderen Beerdigung unhöflich verspätet teilnehmen. Ich habe keine bessere Lösung für meine Zerrissenheit gefunden.
Axel Mayer














































Protest & Bauplatzbesetzung: Wyhl, Kaiseraugust, Marckolsheim, Gerstheim


"Wenn das AKW Wyhl nicht gebaut wird, gehen in Baden-Württemberg die Lichter aus", sagte Ministerpräsident und Marinestabsrichter a.D. Hans Filbinger 1975. „Wenn wir die letzten drei AKW abschalten, gehen in Deutschland die Lichter aus“, drohen die atomar-fossilen Seilschaften heute. Die Zeiten ändern sich, aber die perfekt organisierten und immer wirksamen Angstkampagnen bleiben.
Axel Mayer