Werner Mildebrath: Der Solarpionier aus Sasbach und die Sonnentage
Veröffentlicht am 17.11.2022 in der Kategorie Energie von Axel Mayer
Der Solarpionier Werner Mildebrath aus Sasbach und die Sonnentage.
In Zeiten des Klimawandels und Artensterbens gibt das Leben und Wirken von Werner Mildebrath ein wenig Hoffnung. Ein "kleiner Mensch und einfacher Handwerker" kann einen wichtigen Beitrag für die Zukunft und die Menschheit leisten. Axel Mayer
Trauer um Solarpionier Werner Mildebrath: Solarpionier, Tüftler, BUND-Ehrenmitglied und Aktivist am 18.9.2020 verstorben
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland trauert um sein verstorbenes Ehrenmitglied Werner Mildebrath aus Sasbach. Der Solarpionier gehört zu den Ersten, die in Deutschland thermische Solaranlagen bauten. Der jetzt verstorbene Wyhl-Aktivist und Tüftler erhielt am 26.4.2008 bei der Landesdelegiertenversammlung des BUND in Bad Boll die Ehrenmitgliedschaft des BUND. Er war das erste Mitglied aus der Region am Südlichen Oberrhein, der diese Ehrung erhielt.
Werner Mildebrath war ab dem Jahr 1973 aktiv, als die Bevölkerung und die Badisch Elsässischen Bürgerinitiativen zuerst ein umweltbelastendes Bleichemiewerk im elsässischen Marckolsheim und später ein AKW in Wyhl verhinderte. Er war seit 1976 Mitglied des BUND. Werner Mildebrath führte damals mit seiner ebenso aktiven Frau Erika, ein kleines dörfliches Elektrogeschäft in Sasbach, einem kleinen Ort in nächster Nachbarschaft zu Marckolsheim und Wyhl.
Wie viele aus der dörflichen Bevölkerung war er fest eingebunden in den örtlichen AKW Wyhl - Widerstand, als Elektriker aber hatte er einige „besondere“ Aufgaben. Bei vielen Kundgebungen und Aktionen war er zuständig für die „Demo-Technik“. Er organisierte die Elektrik, die damals noch „exotische“ Videotechnik und die Lautsprecheranlagen und bediente diese. Im Wyhler Wald sorgte sein Aggregat bei Veranstaltungen für Strom. Bei vielen Aktionen, auch in späteren Jahren, war er wie selbstverständlich als für diesen Bereich „zuständiger“ Mann dabei, immer zuverlässig und engagiert, ohne viele Worte zu machen.
Alleine diese Aktivitäten waren schon Grund genug für eine Auszeichnung.Doch in erster Linie ging es dem BUND darum, den Solarpionier Werner Mildebrath zu ehren.
Durch die Volkshochschule Wyhler Wald war er sehr früh auf die damals absolut „exotische“ thermische Erwärmung von Wasser mit Hilfe der Sonne aufmerksam geworden.
Im Jahr 1975 baute der Elektriker, Tüftler und Handwerker für sein eigenes Haus eine sehr solide thermische Solaranlage die heute nicht nur immer noch existiert, sondern auch noch funktioniert. Es dürfte sich dabei um eine der ersten praxistauglichen Solaranlagen in Deutschland gehandelt haben. Diese Anlagen gehören langfristig in ein Museum.
Im Sommer 1976 veranstalteten einige Aktive der Badisch-Elsässischen BI´s und des damals frisch gegründeten Bund für Umwelt und Naturschutz (Aktion Umweltschutz) die weltweit erste große Ausstellung zu alternativen Energien in Sasbach am Kaiserstuhl. Der Widerstand gegen das im Nachbardorf Wyhl geplante AKW, das berühmte "Nai hämmer gsait" war den Aktiven des BUND und der BI´s nicht genug, es galt auch, Alternativen zur Atomenergie aufzuzeigen und neben das Nein zur Atomenergie das Ja zu den alternativen Energien zu stellen. Die Solaranlagen von Werner Mildebrath waren damals ein wichtiger Teil der Sasbacher Sonnentage.
Sonnentage in Sasbach: Die erste Solar-Ausstellung 1976
Entnommen aus "Solare Zeiten - die Karriere der Sonnenenergie" von Bernward Janzing
Gemessen an heutigen Ausstellungen alternativer Energien war es eine kleine, ja geradezu winzige Ausstellung. Über 12 000 BesucherInnen kamen 1976 zu diesen ersten "Sonnentagen" nach Sasbach. Es war tatsächlich eine „kleine, weltgrößte“ Ausstellung und es ist unglaublich und faszinierend, was sich aus diesen "Sonnentagen" entwickelt hat. Gerade dieser Vergleich zeigt den unglaublichen Erfolg der damaligen Idee und der umgesetzten Vision.
Für Werner Mildebrath war dies alles der Einstieg in die kleintechnische Produktion von Solaranlagen. Er gründete eine kleine Firma und baute in der ganzen Region seine Anlagen, die alle heute noch funktionieren.
Jahre danach hatte ihn das Schicksal vieler Pioniere ereilt. Was anfangs belächelt und sogar bekämpft wurde, wurde später von großen Firmen aufgegriffen, die großtechnisch einfach billiger produzieren konnten. Die Firma des verstorbenen Pioniers gibt es nicht mehr.
Dennoch braucht es diese Tüftler, Techniker und Pioniere, um zukunftsweisende, langlebige und nachhaltige Technologien auf den Weg zu bringen und der BUND ist stolz, solche Menschen in seinen Reihen gehabt zu haben.
Auf seinem Hausdach befinden sich alte und neue Solaranlagen. Die ältesten Solar-Anlagen Deutschlands sollten nicht in der Schrottpresse landen, sondern in einem Technikmuseum. Wir werden Werner Mildebrath vermissen.
Dr. Brigitte Dahlbender BUND-Landesvorsitzende / Axel Mayer (Alt-) BUND Geschäftsführer
Alte und neue Kampagnen gegen die Erneuerbaren Energien
Noch im Jahr 1993 behaupteten die vier großen deutschen Energieversorger und Atomkonzerne in einer Anzeige in der Zeit: „Regenerative Energien wie Sonne, Wasser oder Wind können auch langfristig nicht mehr als 4 % unseres Strombedarfs decken.“ Bis heute lässt die Kohle-, Öl-, Gas und Atomlobby die kostengünstigen und umweltfreundlichen Energien bekämpfen.
Dennoch deckte Ökostrom im Jahr 2020 fast die Hälfte des deutschen Stromverbrauchs ab. Den größten Beitrag dazu leisteten Windkraftanlagen – vor allem an Land. On- und Offshore-Anlagen kamen gemeinsam auf einen Anteil von 27,4 Prozent. Fotovoltaik deckte 9,7 Prozent. Die übrigen 12,2 Prozent entfielen auf Biomasse, Wasserkraft und sonstige Erneuerbare.
Diese aggressiven frühen Kampagnen wurden und werden heute von AfD, FDP, CDU, CSU, von der Springer-Presse und alten-neuen atomar-fossilen Seilschaften fortgesetzt.
Liebe Erika, liebe Trauerfamilie Mildebrath liebe Freundinnen und Freunde von Werner, liebe Aktive Liebe Trauergemeinde
Ich spreche heute hier, auf Einladung der Familie, als Freund und Mitstreiter von Werner und für den BUND und die Badisch-Elsässischen-Bürgerinitiativen
Schließt doch bitte alle einmal die Augen Erinnert Euch an an eine Begebenheit, eine Begegnung mit Werner an irgend ein Bild von Werner das in Euerm Kopf hängen geblieben ist (...) Bilder Werner als Ehemann und Vater Werner auf der Dach, wenn er eine Antenne baut Werner im Elektromobil im Dorf Werner bei der Wyhl-Marckolsheim Demo Werner als Aussteller bei den Sonnentagen Werner beim Vereinsfest, wenn er die Lautsprecheranlage installiert Werner der immer half, wenn er gefragt wurde
Das "Werner-Bild" in meinem Kopf Werner bei der Wyhl-Demo am Lautsprecher auf der Leiter, von hinten "gestibbert" von seiner Frau Erika
Werner war immer auch für andere aktiv
*für die Familie *für die Vereine *für die BI´s gegen Atom und Blei
*Menschen wie Werner haben wir es zu verdanken dass das Bleiwerk und das AKW nicht kamen *Menschen wie Werner haben wir es zu verdanken dass Energie aus der Sonne heute billiger ist als Atomstrom
Was hat Werner alles für uns, für Euch getan?
Mein schlechtes Gewissen bleibt Haben wir uns zu Lebzeiten genug bedankt (nicht nur bei Werner)? Es freut mich, dass der BUND Werner zum Ehrenmitglied ernannt hat zu Lebzeiten
Die Familie Mildebrath hatte es im Leben nicht einfach Als Flüchtlinge nach dem Krieg zuerst am "Rande des Dorfes" Ich glaube wir "Jungen" und Nachgeborenen können uns die Situation für Flüchtlinge "auf dem Dorf " nach dem Krieg nicht vorstellen
*Carl Friedrich Meerwein (1737–1810), Baumeister und Konstrukteur eines Flugapparats aus Leiselheim *Werner Mildbrath Solarpionier, Tüftler, BUND-Ehrenmitglied und Aktivist
Beide Pioniere haben Erfolge erlebt und Niederlagen erlitten Beide Tüftler wurden verlacht, bekämpft und bewundert Meerwein und Mildebrath können heute in einem Atemzug gemeinsam genannt werden Jetzt (Jahre zu spät!) wäre es Zeit für die Gemeinde Sasbach, Werner Mildebrath mit einer Strassenbenennung zu ehren
Unser Werner Mildebrath hat gezeigt: Man muss nicht Doktor oder Professor oder "studiert" sein um etwas für Alle Nützliches zu erreichen Man muss nicht Doktor oder Professor oder "studiert" sein um den menschlichen Fortschritt zu dienen
In Zeiten des Klimawandels und Artensterbens gibt das Leben und Wirken von Werner Mildebrath ein wenig Hoffnung. Ein "kleiner Mensch und einfacher Handwerker" kann einen wichtigen Beitrag für die Zukunft und die Menschheit leisten.
Dankscheen Werner
Axel Mayer
Hier noch ein schöner, von Georg Löser geschriebener Nachruf für Werner Mildebrath