AKW / KKW Lucens: Der kleine, ganz große Atomunfall/Gau/Kernschmelze der Schweiz 1969
Veröffentlicht am 02.01.2023 in der Kategorie Atomkraft von Axel Mayer
1969 AKW / KKW Lucens: Der kleine, ganz große Atomunfall/Gau/Kernschmelze der Schweiz
Wer an schwere Atomunfälle, an Kernschmelzen und an den größten anzunehmenden Unfall (GAU) denkt, der denkt an Fukushima, Tschernobyl und Harrisburg. Aus dem kollektiven Gedächtnis (fast) erfolgreich gelöscht wurde der schwere Atomunfall im Versuchsreaktor Lucens in der Schweiz am 21. Januar 1969.
Nichts auf der Homepage der kleinen Gemeinde Lucens (CH) lässt erahnen, dass dieser Ort in der Liste der schweren Unfälle in kerntechnischen Anlagen aufgeführt ist. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs träumten auch in der Schweiz einige konservative Schweizer Atom-Lobbyisten einen doppelten Traum. Den Traum vom "ewigen Strom durch Atom" und von der "eigenen, Schweizer Atombombe". Aus diesen beiden Gründen wurde in der kleinen Schweizer Gemeinde Lucens ein neuer Reaktortyp realisiert, eine schweizerische Eigenentwicklung. In einer Felskaverne, 100m in den Berg getrieben, entstand ein kleiner Natururan-Reaktor, in dem auch Plutonium erzeugt werden sollte, um die Atombombe zu bauen. Die Inbetriebnahme verzögerte sich wegen technischer Probleme immer wieder, aber am 10. Mai 1968 wurde der Betrieb des "Kleinst-AKW" im Berg aufgenommen. Am 21. Januar 1969 kam es durch eine Störung im Kühlsystem zum teilweisem Schmelzen eines Brennelementes, was das Bersten des Druckrohres und schwere Schäden im Reaktorkern zur Folge hatte.
Bei diesem schweren Schweizer Atomunfall (GAU) wurde ein Brennelement überhitzt und zerstört. In der Folge kam es zu einem Brand und einer Explosion, bei der der Druckbehälter weggesprengt wurde. Dabei entwichen radioaktive Gase u.a. in die Kaverne, die daraufhin so stark verseucht war, dass sie für Jahre zugemauert werden musste. Neben Tschernobyl, Sellafield und Harrisburg war dieser Atomunfall in einem Schweizer AKW einer der großen Atomunfälle in der Geschichte der Atomindustrie. Er führte nur deshalb nicht zu einer großen Katastrophe, weil der Versuchsreaktor sehr klein und in eine Felskaverne eingebaut war. Das radioaktive Potenzial war noch nicht so groß, weil der kleine Versuchsreaktor bereits kurz nach der Inbetriebnahme und nach wenigen Probeläufen durchbrannte.
Seit 1969 versucht die Schweizer Atomlobby die Erinnerung an diesen Unfall in der "sicheren und sauberen" Schweiz zu löschen. Atomunfälle und Kernschmelzen, das gibt es im Bewusstsein der Menschen auch in Deutschland, doch nur im "unsicheren Russland oder im fernen Japan". Die schweren Unfälle in Sellafield, Harrisburg und Lucens wurden und werden auch in Deutschland gerne verdrängt.
Mit der Zwischenlagerung der "atomaren Reste des Versuchs" in der grenznahen Würenlinger ZWILAG ist das Kapitel Lucens nun aber keinesfalls endgültig abgeschlossen. Der radioaktive Schrott des durchgebrannten Brennelements wird noch eine Million Jahre weiter strahlen. Ein vergleichbarer Unfall in einem anderen, großen AKW der Schweiz könnte diese auf Dauer unbewohnbar machen. Dass aus der Beinahe-Katastrophe nichts gelernt wurde, zeigt die Tatsache, dass im schweizerischen Beznau das älteste und eines der gefährlichsten AKW der Welt betrieben wird. Und jedes weitere Land, das mithilfe der "friedlichen" Nutzung der Atomkraft zu Atomwaffen kommt, ist eine Katastrophe für den Frieden und die Welt.
Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein
Atommüll und Atomschrott aus Lucens: Unsicherheit für eine Million Jahre Im kleinen Schweizer Dorf Benken, direkt am Rheinfall und der Grenze gelegen, könnte das Schweizer Endlager für hoch radioaktiven Atommüll entstehen, denn Benken ist bisher der „beste“ aller geologisch schlechten Standorte in der Schweiz. Ebenfalls im Gespräch und Auswahlverfahren sind neben Benken im Zürcher Weinland auch die Gebiete Nördlich Lägern und Bözberg in denen das zwischenzeitlich von der Nagra bevorzugte Wirtgestein – der Opalinuston vorkommt. Der gefährliche Atommüll muss eine Million Jahre sicher gelagert werden. Der hoch radioaktive Schweizer Müll soll in Opalinuston gelagert werden, denn Salz und Granit kommen in der Schweiz nicht als Endlagermedium infrage. Das verschwiegene Problem ist die Tatsache, dass die Schweizer Opalinustonschichten im internationalen Vergleich extrem dünn sind. Diesen, für Sicherheitsfragen so wichtigen, internationalen Vergleich scheut die Schweizer Atomlobby und die NAGRA wie der Teufel das Weihwasser. Geschickt haben die Durchsetzungsstrategen des Atomlagers diese zentrale Sicherheitsfrage bisher aus der (veröffentlichten) Diskussion herausgehalten. Meidet die "Killing Fields" der öffentlichen Debatte, nennen die PR-Agenturen der Schweizer Atomlobby (Burson Marsteller) eine solche Strategie. Die Durchsetzungsstrategien für ein Endlager sind perfekt, die Geologie der Schweiz ist leider schlecht. hier
Wenn Sie diese Atom-Infos lesen, sich heftig über die Atomkonzerne und die Atomparteien ärgern, "die Faust im Sack ballen", nachts mit den Zähnen knirschen, aber ansonsten nichts tun, dann nützt das recht wenig.
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Die undemokratische Macht der globalen Atom-Maffia zeigt sich auch im Ukraine-Krieg. Eigentlich werden im Westen ja gerade alle Produkte aus Russland boykottiert. Den Bezug von Kohle, Erdgas und Öl aus Russland hat die Europäische Union (EU) sanktioniert oder heruntergefahren. Doch ausgerechnet die russische Nuklearindustrie ist von Sanktionen bislang weitgehend ausgenommen. Auch die beiden Axpo-Reaktoren in Beznau hängen total vom russischen Brennstoff ab. Beim AKW-Leibstadt, ebenfalls von Axpo betrieben, ist es die Hälfte des angereicherten Urans, das aus Russland stammt. Es ist erschreckend und zeigt auch Macht, wie wenig dieses Thema öffentlich diskutiert wird.
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