"Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?" funk.net Propagandafilm:


Veröffentlicht am 16.12.2020

"Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?" funk.net Propagandafilm:


Der ARD/ZDF-Film von funk.net "Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?"
erinnert nicht nur von der Machart her an den alten, gut gemachten Propagandafilm aus dem Jahr 1953 "Unser Freund das Atom" von Walt Disney. "Unser Freund das Atom" ist sauber, absolut risikolos, unendlich vorhanden, und es wird die endliche und schmutzige Energie aus Kohle und Öl ersetzen, war die Botschaft des alten Disney-Films. Heute wird geschickter vorgegangen und der Klimawandel zum Greenwash für Atomkraft genutzt. Der Film ist Teil einer geschickten, weltweiten neuen Werbekampagne für AKW-Laufzeitverlängerung, neue AKW wie den Thorium Reaktor und "grüne Atomkraft".
Produktplatzierung (engl. product placement), gezielte, verdeckte Produktwerbung ist in öffentlich-rechtlichen Medien eigentlich verpönt. Im ZDF-Film "Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?" war tatsächlich keine Werbung versteckt. Der Film selber ist ein einziger Werbespot, nur der Hinweis zu "Risiken und Nebenwirkungen" des beworbenen Produktes fehlt. Es wäre falsch, "ausgewogene" Filme zu fordern und es gibt auch kritische ZDF-Filme zum Atom-Thema. Doch wenn wichtige Aspekte gezielt verschwiegen werden und eine Hochrisikotechnologie mit vorgeschobenen Öko-Argumenten schöngefilmt wird, dann ist das Propaganda und Greenwash.
Besonders perfide: funk.net ist das Content-Netzwerk von ARD und ZDF, das Online-Inhalte für 14- bis 29-Jährige bietet. Gerade wenn es um Informationen für Jugendliche geht haben ARD/ZDF und funk.net eine ganz besondere Verantwortung. Die Illusion von "Objektivität und Wissenschaftlichkeit" wird durch eine gezielt parteiische, einseitige Auswahl der unterstützenden WissenschaftlerInnen geschaffen.
Eine zentrale Frage wurde gezielt ausgespart: Warum sollen wir auf eine gefährliche, teure Hochrisikotechnologie wie z. Bsp. den neuen Thorium-Reaktor setzen, wenn wir kostengünstige und umweltfreundliche Alternativen haben?


Atomkraft kann tatsächlich einen Beitrag zur Abkühlung der Erde und des Klimas leisten! Wer, wie die Macher des ZDF-Films "Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?" die Laufzeit der AKW verlängern und neue Atomkraftwerke bauen und weltweit exportieren will, der sorgt dafür, dass immer mehr Länder in den Besitz von "Atomkraftwaffen" kommen. Wenn schon heute "sonnenarme" Länder wie Iran, Saudi-Arabien, Jordanien, Türkei, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate neue, teure AKW bauen wollen, dann geht es weniger um Energie als um einen nordkoreanischen Machtzuwachs. Jedes neue Land das über Atomkraftwaffen verfügt erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges und des damit verbundenen atomaren Winters. So könnte die Atomkraft tatsächlich einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten. Laufzeitverlängerung für AKW bringt Atomunfälle und der Neubau und weltweite AKW-Export ist ein globales Selbstmordprogramm.

Neue AKW & Klimaschutz?
Die Energy Watch Group hat schon längst vorgerechnet:
"Um mit Atomenergie nur 10% der heutigen globalen CO2-Emissionen bis 2050 zu senken, müssten bis dahin 2184 neue Atomkraftwerke je 1 GW, neu gebaut werden, also jeden Monat etwa 8 neue Atomkraftwerke ans Netz gehen."
Diese 2.184 neuen AKW bräuchten Uran, sie würden die Zahl der schweren Atomunfälle vervielfachen und Atommüll produzieren der eine Million Jahre strahlt und 33.000 Generationen gefährdet. Der weltweite Neubau von AKW brächte immer mehr Länder in den mörderischen Besitz von Atomkraft-Waffen und sie wären im Gegensatz zu Energie aus Wind & Sonne unbezahlbar teuer.

Diese wichtigen Aspekte, aber auch die Gefahren des Atommülls und die satten Konzerngewinne einer AKW-Gefahrzeitverlängerung werden im funk.net-Propaganda-Film "Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?" leider ausgeblendet. Der Kampagnen-Film will ein veraltetes System der Stromerzeugung und des Wirtschaftens weiter künstlich am Leben erhalten. Je deutlicher die Klimakatastrophe und die Artenausrottung werden, desto stärker preisen alte atomar-fossilen Seilschaften neue, alte "Wunderwaffen".

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein




Eine kluge Analyse des funk.net Beitrages und seiner "Quellen" finden Sie Hier. Ein Text von Günter Wippel vom uranium-network.

Aus www.kontextwochenzeitung.de
"Tatsächlich stehen auf dieser Seite Dutzende Links zu renommierten Instituten, die den globalen Energie- und Elektrizitätsmarkt sowie die Folgen für das Weltklima untersuchen. Jedoch nur drei der Quellen beleuchten konkret Nuklearenergie im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Zwei der betreffenden Studien wurden am Department of Nuclear Science and Engineering des MIT (Massachusetts Institute of Technology, USA) angefertigt. Beide kommen zu erwartbar positiven Ergebnissen. Als dritte Quelle zitiert die Redaktion die amerikanische Union of Concerned Scientists: "Kohlenstoffarme Elektrizität, die von den bestehenden Kernkraftwerken geliefert wird, wird für den Kampf gegen den Klimawandel immer wertvoller." Die Vereinigung schreibt allerdings auch, dass Kernkraftwerke ein Sicherheitsrisiko für atomare Unfälle sind: "Die USA haben viel in die nukleare Sicherheit nach Fukushima investiert, aber es bleibt unklar, wie wirksam diese Investitionen waren." Zugleich betonen die Wissenschaftler, dass viele Atomkraftwerke in den USA inzwischen unwirtschaftlich sind, weil Wind- und Solaranlagen heute günstiger Strom produzieren."



Mehr Infos:
*AKW, Klimaschutz & Greenwash
*Eine detaillierte inhaltlich Auseinandersetzung mit dem Propaganda Video von funk.net findet sich bei Energiewende Rocken.


ARD/ZDF/funk.net/ Jugend-Atompropaganda: Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?


Hier noch einige Infos zum PR-Film von "ausgestrahlt"
Wie wichtig Aufklärungsarbeit in Sachen Atomkraft ist, zeigt ein aktuelles Video, das ARD und ZDF über „Funk“, ihrem gemeinsamen Online-Medienangebot für junge Leute, veröffentlicht haben. „Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?“ fragt der Titel des rund elfminütigen Erklärfilms, den “Funk“ in der Reihe „kurzgesagt“ unter anderem auf YouTube zeigt. Das Video liefert atomlobbygerechte Antworten und lässt dabei entscheidende Fakten und Hintergrundinformationen einfach weg. Auf diese Weise entsteht nicht nur der falsche Eindruck, dass Atomenergie ein Mittel sein könnte, den Klimawandel zu stoppen, das Video legt sogar nahe, es ginge nicht ohne die Hochrisikotechnologie.
Wer sich ein wenig mit dem Thema „Klima und Atom“ auskennt, kommt sehr schnell zu dem Schluss, dass es sich bei dem kurzgesagt-Video nicht um einen wissenschaftsbasierten Erklärfilm handelt, sondern um pure Atom-Propaganda. (...)
Der eigentliche Skandal bei der Sache ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter dem Label „Wissenschaftskanal“ einen Beitrag finanziert und sendet, der den eigenen Richtlinien nicht gerecht wird. Mit grundsätzlichen Ansprüchen an Ausgewogenheit, Vollständigkeit und obendrein auch Unabhängigkeit ist der „kurzgesagt“-Erklärfilm nicht vereinbar. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Sendereihe an junge Menschen richtet, die in der Regel eher wenig Vorwissen zum Thema Atomkraft haben. „kurzgesagt“ hat zudem eine vergleichsweise hohe Reichweite – das Video wurde innerhalb weniger Tage fast eine halbe Million Mal angeschaut. .ausgestrahlt hat eine Programmbeschwerde beim ZDF eingereicht.






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Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
Mit Zorn und Zärtlichkeit auf Seiten von Mensch, Natur, Umwelt & Gerechtigkeit.


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Schreiben an ARD, ZDF, SWR (Betreiber von funk.net) und funk.net


Betr.: funk.net Beitrag: „Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?“

Sehr geehrte Damen und Herren,

der youtube-Kanal funk wird nach eigenen Angaben und den auf der youtube-site verlinkten wikipedia-Artikel von ARD und ZDF betrieben und bezeichnet sich als „Wissenschaftskanal“.

In Bezug auf das obengenannte Video „Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?“ ist festzuhalten:

1. Die Quellen

1.1. Die Quellenangaben
https://sites.google.com/view/sources-climate-nuclear/
(alle in Englisch, auch die Zitate, obwohl der Film in Deutsch ist ?) umfassen
34 Statistiken aus „ourworldindata“,
davon 12 Statistiken basierend auf Angaben von BP – British Petroleum (!),
3 weitere Statistiken sind direkt BP,
11 Quellenangaben sind wissenschaftliche Veröffentlichungen,
4 Quellen stammen von IEA, der International Energy Agency und der
NEA – Nuclear Energy Agency, deren Aufgabe darin besteht, Atomkraft
‚weiterzuentwickeln‘ (https://www.oecd-nea.org/jcms/tro_5705/about-us)
2 Quellenangaben IRENA, die Int’l. Renewable Energy Agency

Die überwiegende Zahl der Quellen sind Statistiken (37 von 55). Diese sind möglicherweise nach wissenschaftlichen Kriterien erhoben worden, treffen jedoch keine der im Video gemachten Aussagen.
Von „Wissenschaftlichkeit“ der gemachten Aussagen kann mithin nicht die Rede sein.

1.2. Zu den ‚wissenschaftlichen Quellen‘

Eine der ersten Quellen – außer den Statistiken – ist
“The Future of Nuclear Energy in a Carbon-Constrained World“ (2018, MIT)
Unter den ‘Study Participants’ und dem ‘Advisory Committee’ finden sich Personen aus dem ‘Breakthrough Institute’ das ‚Technische Lösungen für Umweltprobleme’ propagiert – ein zutiefst fragwürdiger Ansatz, der letztendlich auf Technikgläubigkeit basiert.
Das Breakthrough Institute weist sich darüber hinaus durch das ‘Ecomodernist Manifesto‘, das es auf seiner website postet, eindeutig als pro-Atom-Organisation aus.
Aus der „Executive Summary“ der MIT Studie (Hervorhebungen nicht im Original):
“ …our analysis shows the potential contribution nuclear can make as a dispatchable low-carbon technology.”
“Despite this promise, the prospects for the expansion of nuclear energy remain decidedly dim in many parts of the world.”
“The recent experience of nuclear construction projects in the United States and Europe has demonstrated repeated failures of construction management practices in terms of their ability to deliver products on time and within budget.“

Im Klartext: Die Studie sagt nicht, dass Atomkraft eine wesentliche Rolle in der ‚decarbonisation‘‘ spielen solle, sie gibt keine Empfehlung für (oder gegen) Atomkraft; sie sagt nur, dass Atomkraft einen potentiellen Beitrag liefern könne.

In den nächsten Absätzen wird die mögliche zukünftige Rolle von Atomkraft erheblich relativiert: düstere Zukunftsaussichten ... neuere Erfahrungen mit wiederholten Fehlschlägen ... Danach ergeht sich die Studie in Empfehlungen, was Regierungen tun sollten, um Atomkraft doch noch einen Platz zu geben.

Im Klartext: Unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten hat Atomkraft wenig (oder keine) Chancen, deshalb sollen Regierungen Atomkraft-Entwicklung („advanced reactor designs“) fördern (Executive Summary, (6)).




Zur Entwicklung von Atomkraft / neuen Reaktorbaulinien siehe auch (vgl. 3.1)
„US Nuclear Power: The vanishing low-carbon wedge“
Granger Morgan, Ahmed Abdulla, Michael J. Ford, and Michael Rath
PNAS July 10, 2018 115 (28) 7184-7189; first published July 2, 2018; (https://doi.org/10.1073/pnas.1804655115) (www.pnas.org/content/115/28/7184)

1.3. Die ,Union of Concerned Scientists, website wird mit dem Satz zitiert:
“But the low-carbon electricity provided by existing nuclear power plants is increasingly valuable in the fight against climate change.”

Der nachfolgende Satz “Understanding these dynamics—and weighing the benefits of nuclear power against its shortcomings and risks—is essential as we make decisions about the future of US electricity.” der zu einer Abwägung der Vorteile und Nachteile und Risiken der Atomkraft auffordert, wird einfach weggelassen.

Es soll der – unzutreffende – Eindruck erweckt werden, dass die Union of Concerned Scientists sich für Atomkraft ausspricht; de facto bezieht sie keine Stellung, verweist jedoch auf die Notwendigkeit der Abwägung von Vor- und Nachteilen.

Weitere kritische Anmerkungen zu Atomkraft auf der gleichen site werden einfach weggelassen, um nicht zu sagen unterschlagen.
„Nuclear Power: Low-carbon electricity, with serious economic and safety issues.” und
“All of them [nuclear reactors] face unresolved questions around nuclear waste.”
Das ist kein seriöser Umgang mit Quellen.

1.4. “The Role of Firm Low-Carbon Electricity Resources in Deep Decarbonization of Power Generation, 2018.”
Der Artikel, 2018 in JOULE veröffentlicht, spricht sich an keiner Stelle explizit für (oder gegen) eine bestimmte Form der Energiegewinnung aus.

1.5. „MIT Technology Review, The new, safer nuclear reactors that might help stop climate change, 2019“
“And whilst there may be flaws in old technologies, there are promising new concepts being developed.”
Der MIT-Artikel enthält nicht den zitierten Satz, macht keine entsprechende Aussage, sondern konstatiert eher kritisch:
“Advanced fission ... Yet no such reactors have been licensed or deployed outside China or Russia.”
Siehe betr. „advanced reactors“ auch den unter 3.1. zitierten Artikel.

Aus Zeit- und Platzgründen belasse ich es bei der Analyse dieser Quellen.

Die Quellenauswahl kann in keiner Weise „Wissenschaftlichkeit“ in Anspruch nehmen. Sie stellt für einen „Wissenschaftskanal“ ein Armutszeugnis dar, das den Verdacht nahelegt, dass eine vorgefasste Meinung mit einigen Veröffentlichungen dekoriert werden soll, um ihr den Anstrich von Wissenschaftlichkeit zu geben.

2. Aussagen im Film

2.1. Aus den in seltsam eklektischer Weise zusammengestellten Quellen bzw. Auszügen daraus, wird eine (scheinbare) Zwangsläufigkeit konstruiert, nach der Atomkraft erforderlich sei, um dem Klimawandel zu stoppen bzw. abzubremsen; besonders durch die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken.
Die genannten Quellen machen keine derartigen Aussagen, sie geben auch keine derartigen Aussagen her.

2.2. Eine Abwägung der Vorteile und Nachteile sowie Risiken von Atomkraft – obwohl z.B. von der Union of Concerned Scientists eingefordert – unterbleibt.

2.3. Das nach wie vor weltweit ungelöste Problem der Endlagerung von ‚Atommüll‘ (der ja nicht nur abgebrannte Brennstäbe umfasst) wird vollkommen ausgeblendet – obwohl die BRD gerade in eine neue Runde der Endlagersuche geht, obgleich ein Endlager schon vor Jahrzehnten hätte fertiggestellt sein sollen.

2.4. Eine Studie, die Atomkraftnutzung gegen Nutzung Erneuerbarer Energien abwägt, kommt zu folgendem Ergebnis:
“Across the study countries as a whole we found that the ‘nuclear climate mitigation’ hypothesis is not sustained by the evidence at an appropriate level of statistical significance. The renewable climate mitigation hypothesis is confirmed with substantial significance. And the crowding out hypothesis is also significantly sustained.
Put plainly – if countries want to lower emissions as substantially, rapidly and cost-effectively as possible, they should prioritise support for renewables rather than nuclear power. Pursuit of nuclear strategies risks taking up resources that could be used more effectively and suppressing the uptake of renewable energy.”
(Quelle: “Nuclear or Renewable – What Fights Climate Change Better?: Read Benjamin K Sovacool’s Analysis.”
www.dianuke.org/nuclear-or-renewable-what-fights-climate-change-better-read-benjamin-k-sovacools-analysis/ October 9, 2020)

Die zugrunde liegende Studie ist in Nature Energy veröffentlicht:
Sovacool, B.K., Schmid, P., Stirling, A. et al.
Differences in carbon emissions reduction between countries pursuing renewable electricity versus nuclear power.
Nat Energy 5, 928–935 (2020) (https://doi.org/10.1038/s41560-020-00696-3)

Zusammenfassender Artikel in Deutsch:
Neue Studie: Kernkraft kein Mittel gegen Klimawandel, 5. Okt 2020
https://www.br.de/nachrichten/wissen/kernkraft-kein-mittel-gegen-klimawandel,SCGCuiV)

Wissenschaftliche Studien widersprechen den im Film getroffenen Aussagen ganz massiv.
Diese Erkenntnisse sind weder neu noch überraschend: ähnliche Ergebnisse wurden bereits 2008 ausführlich dargestellt, werden aber im vorliegenden Film ignoriert.
(Benjamin K. Sovacool and Christopher Cooper, Nuclear Nonsense: Why Nuclear Power is No Answer to Climate Change and the World's Post-Kyoto Energy Challenges,
33 Wm. & Mary Envtl. L. & Pol'y Rev. 1(2008) (https://scholarship.law.wm.edu/wmelpr/vol33/iss1/2)


3. Im Film werden Behauptungen in den Raum gestellt, die unbewiesen oder falsch sind.

3.1. „Sowohl Erneuerbare, als auch Atomenergie brauchen noch viel Zeit, viel Geld und innovative Technologie, bis sie weit genug sind. ...“

Hinsichtlich Atomenergie fällt eine Studie von 2018 ein vernichtendes Urteil betreffs der Entwicklung neuer Reaktortypen, inclusive SMRs, für die USA: Trotz Milliarden-Investitionen des US Department of Energy in Atomenergie-Entwicklung (US$ 2 Mrd) und Subventionen (US$ 1.3 Mrd) an private Unternehmen, ist es nicht gelungen, brauchbare und einsatzfähige neue Reaktortypen zu entwickeln.
Dies betrifft auch die neuerdings hochgespielten SMRs.

(Quelle: „US nuclear power: The vanishing low-carbon wedge“, Granger Morgan, Ahmed Abdulla, Michael J. Ford, and Michael Rath, PNAS July 10, 2018 115 (28) 7184-7189; first published July 2, 2018; https://doi.org/10.1073/pnas.1804655115, www.pnas.org/content/115/28/7184)
Betreffs der Situation in Europa sei auf den um Jahre verzögerten Bau des neuen Reaktortyps EPR in Olkiluoto, Finnland und in Flamanville, Frankreich, verwiesen.
Erneuerbare Energien sind seit Jahren technisch voll im Einsatz und kommerziell nutzbar und erfolgreich.
3.2. „Aber das sind lösbare Probleme.“
Eine Behauptung ohne Nachweis. So wird z.B. für das Problem der Endlagerung von Atommüll spätestens seit den 1970er Jahren eine Lösung gesucht – das Problem ist weltweit nach wie vor ungelöst.

3.3. „Bis dahin können die beiden Energien sich gut ergänzen um fossile Brennstoffe zu ersetzen.“
Die oben erwähnten Studie von Benjamin Sovacool u.a. kommt zum genau gegenteiligen Schluss – Atomkraft und Erneuerbare Energien verdrängen sich gegenseitig.
(Quelle: “Differences in carbon emissions reduction between countries pursuing renewable electricity versus nuclear power”, 2020, Nature Energy, siehe 2.4.)



3.4. „ ... die Angst vor Betriebsunfällen, ... die die Debatte stark beeinflusst hat. Besonders in Deutschland.“ (korrekt: GAU – größter anzunehmender Unfall).

Besonders in Deutschland ? Von über 40 japanischen AKWs sind seit den Fukushima-Ereignissen nach jetzt über 9 Jahren nur 9 AKWs wieder in Betrieb genommen, viele andere liegen aufgrund von Gerichtsverfahren besorgter Bürgern nach wie vor still.
(Quelle: World Nuclear Industry Status Report (WNSIR) 2020, p. 149, letzter Absatz)

Zur Ergänzung: Am 4. Dez. 2020 widerrief ein japanisches Gericht die Genehmigung für den Neustart von 2 Reaktoren.
(Quelle: www.washingtonpost.com/business/japan-court-revokes-permits-at-2-reactors-over-quake-safety/2020/12/04/e2a7cfbe-364b-11eb-9699-00d311f13d2d_story.html)

3.5. „Außerdem benötigen allein die Herstellung der Anlagen für erneuerbare Energie ganz schön viele Rohstoffe.“
Uranbergwerke, Anreicherungsanlagen, Brennstoffelemente-Fabriken und
insbesondere AKWs und die ‚Endlagerung‘ benötigen keine Rohstoffe und keine Energie – oder weshalb wird hier kein Vergleich gezogen?
Urangewinnung benötigt z.B. enorme Mengen an Wasser – einer der wertvollsten Ressourcen des Planeten – in der Größenordnung von ganzen Städten.
3.6. Eine unabhängige Quellen wie der jährliche World Nuclear Industry Status Report, enthält in der 2019er-Ausgabe eine Abwägung bezüglich der Klima-Wirksamkeit von Atomkraftnutzung und Klimaproblematik.

„Whatever the rationales for continuing and expanding nuclear power, for climate protection it has become counterproductive, and the new subsidies and decision rules its owners demand would dramatically slow this decade’s encouraging progress toward cheaper, faster options, more climate-effective solutions.”
(World Nuclear Industry Status Report (WNISR) 2019, p 256;
Chapter on Climate Change and Nuclear Power p 228 – 257, www.worldnuclearreport.org/IMG/pdf/wnisr2019-v2-hr.pdf)

Jede Einbeziehung dieser oder einer anderen seriösen Abwägung fehlt im Film.

Der World Nuclear Industry Status Report 2020 stellt weiterhin fest:
„ … the high capital cost of nuclear makes it significantly more costly on a levelized costs basis than wind power or gas fired generation in both the European Union and United States.”
(WNISR 2020, p 270, www.worldnuclearreport.org/IMG/pdf/wnisr2020-v2_lr.pdf)

Insgesamt gesehen, wird ein Propaganda-Film präsentiert, der keinerlei Anspruch auf „Wissenschaftlichkeit“ erheben kann, weder die Auswahl der Quellen betreffend noch den Umgang mit diesen Quellen.
Der beabsichtigten Information und Aufklärung erweisen Film und der Umgang mit Quellen einen Bärendienst.
Wie kommt es dazu, dass ein derartiger Film von dem von ARD und ZDF betriebenen „funk.net“ als Wissenschaftskanal veröffentlicht wird, der dem Anspruch von Wissenschaftlichkeit in keinster Weise gerecht wird?
Weshalb wird einseitige Werbung für Atomkraft, verbrämt mit einigen eklektisch ausgewählten Zitaten, gemacht?
Wie wurde dieses Produkt finanziert?

Günter Wippel
15. Dezember 2020