Ökofimmel & Alexander Neubacher... Ein "industrienahes" Kamagnenbuch?


Veröffentlicht am 24.02.2013 in der Kategorie Greenwash von Axel Mayer

Ökofimmel & Alexander Neubacher... Ein "industrienahes" Kamagnenbuch?


Ökofimmel


"Amerikanische Methoden und Durchsetzungsstrategien"
halten Einzug bei den großen sozialen Auseinandersetzungen und Umweltkonflikten, insbesondere und immer dann, wenn sie wirtschaftliche Interessen betreffen. Bei vielen dieser großen Konflikte, vor allem im Bereich der Atomindustrie und der Gentechnik, geht es um Milliarden von Euro. Soziale Bewegungen, GlobalisierungskritikerInnen und die Umweltbewegung sind seit Jahren mit Spionage, Bespitzelung, Greenwash, Wikipediamanipulation, Akzeptanzforschung und industriegesteuerten Scheinbürgerinitiativen konfrontiert.

In diesen Kampagnen spielen Bücher wie Ökofimmel von Alexander Neubacher oder das Lexikon der Öko-Irrtümer der Industrielobbyisten Dirk Maxeiner und Michael Miersch eine wichtige Rolle, um die Umweltbewegung anzugreifen und zu diskreditieren.


Es gibt in der Werbung der Industrie- Atom- und Genlobbyisten ein wichtiges Prinzip:
"Kritisiere die Umweltschützer nicht selber - lass das von scheinbar neutralen Menschen und Institutionen machen". Immer wieder haben aus diesem Grund Tabak-, Atom- und Genkonzerne WissenschaftlerInnen gekauft und Journalisten sind als Kritiker noch "glaubwürdiger" als Professoren. Es geht darum, positiv besetzte Begriffe wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Ökologie anzugreifen, Zukunftsfähigkeit zu diskreditieren und die Umweltbewegung in die politische Nähe von Sekten zu stellen.

Die Zeitschrift Die Zeit
hat am Beispiel des "Lexikons der Öko-Irrtümer" sehr detailliert aufgezeigt, mit welchen Tricks und Methoden solche Bücher agieren. Diese sehr qualifizierte Kritik lässt sich auch auf das Nachfolgebuch "Ökofimmel" übertragen.


Das Buch Ökofimmel
beschäftigt sich nach Wikipedia u.a. mit "der kontraproduktiven Wirkung des sogenannten Dosenpfands, das wegen des nun scheinbar umweltfreundlichen Pfandguts zu höheren Einwegquoten geführt hat, der Legende von angeblich zurückgehenden, tatsächlich aber stark angestiegenen Eisbärenpopulationen durch moderne Angstthemen wie den Klimawandel, oder in der Geschichte der Umweltbewegung früher mit "Angstlust" besetzten Themen wie dem sogenannten Waldsterben."

Gerade die gut organisiertenKlimawandelleugner
haben sich seit Jahren auf das Thema Waldsterben eingeschossen. "Es gab überhaupt kein Waldsterben und der Kampf für Luftreinheit war unnötig, dumm und reine Hysterie" ist die zentrale Aussage der industriegelenkten Lobbyisten der Öl- und Kohlekonzerne.
Doch die erkennbaren Symptome der Waldschäden nahmen damals zu, Kinder in der Nähe von Großverbrennungsanlagen litten an Pseudokrupp, in der Nähe von deutschen Bleichemiewerken starben Kühe an Bleivergiftung. Es war die Zeit des schweren Chemieunfalls am 10. Juli 1976 in Seveso, am 3. Dezember 1984 kam es im indischen Bhopal zu einer verheerenden Chemiekatastrophe.
Die Bewegung gegen das Waldsterben und für saubere Luft hat in diesen Konflikten massive Erfolge für Mensch, Natur und Umwelt erreicht.
Die Proteste und Aktionen gegen das Waldsterben und für saubere Luft, Flüsse und eine menschengerechte Umwelt führten mittel- und langfristig zu einer erheblichen Verbesserung der Luftqualität und zu einer Zunahme des Umweltbewusstseins. Gesetze wurden auf Druck der Umweltbewegung und gegen die Lobbyisten verschärft, der PKW-Katalysator wurde eingeführt, verbleites Benzin wurde verboten, Kraftwerke und Industrieanlagen wurden entstickt, entschwefelt und zum Teil technisch auch sicherer. Auch die Düngung mancher Wälder ist ein Ergebnis der Debatte. Eine von vielen Ursachen der Walderkrankungen war der Ausstoß von Schwefeldioxid und der damit verbundene saure Regen. Hier brachte der Protest die größten Erfolge. "So konnten zum Beispiel alleine in Baden-Württemberg die SO2-Emissionen von 334.200 Tonnen 1973 auf 58.800 Tonnen 1995 reduziert werden, was einem Rückgang um über 80 % entspricht." schreibt die LUBW Baden-Württemberg. "In den alten Bundesländern lagen schon im Jahr 1994 die SO2-Emissionen um 76% unter dem Niveau des Jahres 1970." schreibt das Umweltbundesamt in den "Daten zur Umwelt" 1997. Quelle

Das Buch Ökofimmel kritisiert auch die "kontraproduktive Wirkung des sogenannten Dosenpfands"
Herr Neubacher hat sich vor der Einführung des Dosenpfandes wohl nie an einer Putzaktion in der Natur beteiligt. Überall lagen damals Dosen in der Landschaft.
Experten bezifferten seinerzeit die Zahl der achtlos weggeworfenen Getränkeverpackungen auf jährlich zwei bis drei Milliarden. Heute landen über 97 % der bepfandeten Verpackungen in den jeweiligen Sammelsystemen für Einweg- bzw. Mehrwegverpackungen.
"Ökofimmel" hat scheinbar dennoch teilweise Recht, denn die Einwegverpackung hat zugelegt und es gibt jetzt viel mehr PET-Flaschen. Doch das liegt nicht am kritisierten Ökofimmel der Umweltbewegung sondern an der Macht der Getränke-Lobby. In der Umsetzung wurden der Industrie leider falsche Zugeständnisse gemacht. Im Zuge einer dringend notwendigen Reform des Pflichtpfandes müssen endlich auch die bisher ausgenommenen alkoholfreien Getränke wie Fruchtsäfte bepfandet werden. Was passiert, wenn sich nicht die kritisierten Ökos, sondern die Lobbyisten durchsetzen, zeigt die Situation bei Fruchtsäften. Hier gibt es keine Pfandpflicht und darum betrug die Mehrwegquote im 1. Halbjahr 2012 gerade noch 6,0 %.

Alexander Neubacher kritisiert auch den Ökofimmel um die Energiesparlampen weil diese Quecksilber enthalten.
Auch hier zeigt sich, wie geschickt das Buch Ökofimmel die Verhinderungsstrategien der Industrie in einen Vorwurf gegen den Umweltschutz um deutet. Seit die quecksilberhaltigen Energiesparlampen eingeführt wurden fordert der BUND ein vernünftiges Rücknahmesystem. Doch die Lampenindustrie will verkaufen und nicht zurücknehmen und die Lampenhersteller haben sich natürlich durchgesetzt. Im Landkreis Emmendingen ist die Rücknahme gescheitert, weil die Lampenhersteller nicht in der Lage waren, Behälter an zu bieten in den die Lampen nicht zerbrachen.
Noch besser wäre allerdings ein europaweites Pfandsystem gewesen. Giftige und umweltbelastende Produkte lassen sich durch Pfandsysteme am besten in geschlossenen Kreisläufen halten. Spätestens beim Verbot der bisherigen Glühbirnen hätte ein europaweites Pfand eingeführt werden sollen. Hier ist der Gesetzgeber (wie fast immer) vor der Industrie eingeknickt. Nicht weniger, sondern mehr "Ökofimmel" wäre die Lösung des Problems gewesen. Es ist faszinierend wie industrienahe Journalisten solche Sachverhalte geschickt um interpretieren.

Ohne den "Ökofimmel"
und den Protest der Umweltbewegung gäbe es keine Kläranlagen und die Bäche und Flüsse in Europa wären wie früher stinkende, giftige Kloaken. Kinder in der Nähe von Großverbrennungsanlagen würden an Pseudokrupp leiden, in der Nähe von deutschen Bleichemiewerken würden Kühe an Bleivergiftung eingehen. AKW würden strahlen und Atomkonzerne ihren Atommüll im Meer versenken, wo auch Gifte und Dünnsäure "verklappt" würden und Müllverbrennungsanlagen wären Gift- und Dioxinschleudern.
Asbest wäre ein toller Baustoff und die Holzschutzmittel würden giftiges Lindan enthalten.

Bücher wie Ökofimmel von Alexander Neubacher, insbesondere aber das Lexikon der Öko-Irrtümer reden einer neoliberalen Deregulierung das Wort und vertreten so Industrieinteressen. Sie zeigen natürlich auch Fehler und Fehlentwicklungen im Umweltbereich, denn ohne Fehler sind wir alle nicht.


In Zeiten der massiven Umweltvergiftung, aber auch heute gab und gibt es einflussreiche und mächtige Interessengruppen, die für die uneingeschränkte "Freiheit der Industrie" streiten, damit diese Gewinne machen kann ohne Rücksicht auf Mensch, Natur und Umwelt nehmen zu müssen.

Einen tatsächlichen Fehler und ein Problem der Umweltbewegung
hat das Buch von Alexander Neubacher leider nicht beschrieben. Geben Sie einmal den Begriff Ökofimmel bei einer Suchmaschine ein. Sie werden hunderte von begeisterten Lobbyisten und Interessenvertretern finden die das Buch loben. Das beginnt beim Deutschen Jagdverband DJV der empfiehlt: "Unbedingt empfehlenswert!" und geht weiter mit den gut vernetzten neoliberalen Netzwerken in Deutschland. Nur die verschnarchte Umweltbewegung setzt sich nicht (oder viel zu wenig) mit ihren Kritikern auseinander.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer




*Ein hübsches Beispiel für den "Stil" von Herrn Alexander Neubacher zeigt sein Spiegel-Beitrag: Zukunft der SPD: Genossen, schmeißt die Ökos raus!




Ökofimmel: Kritik im Netz:



Ökofimmel, Herrhausengesellschaft, Deutsche Bank und andere neoliberale Netzwerke
Auszug aus einem Beitrag von spiegelkabinett-blog.:

„Der Spiegelautor, Alexander Neubauer, der schon sein, nur aus blödsinnigen Provokationen bestehendes, Buch „Ökofimmel“ bei der Herrhausengesellschaft dem Büchermarkt vorstellen durfte, nahm als einer der Diskussionsteilnehmer zum Thema „Schöne grüne Welt“ teil. (…)
So pflegt die Deutsche Bank ganz unauffällig durch die Herrhausengesellschaft die politische, wirtschaftliche und journalistische Landschaft. Bei all dieser Sorge um, vor allem, konservative und wirtschaftsliberale Eliten der zweiten deutschen Republik, ist es wichtig nicht nur die Amtsträger, wie Kanzlerin Merkel oder Finanzminister Schäuble auf der Liste derer, die eine Gefälligkeit schuldig sind, stehen zu haben.“
Quelle: spiegelkabinett-blog



Eine Kritik von Radio Bremen

Ökofimmel... Ein "industrienahes" Kamagnenbuch




Rüdiger Rosenthal schreibt im BUNDmagazin 1/2013:
Eitel und unqualifiziert
»Ökofimmel« – so betitelt Spiegelredakteur Alexander Neubacher sein Buch wider den (vermeintlichen) Zeitgeist. Der Autor will Tabus brechen, wo keine sind. Sein Ziel: den Umweltschutz zu diskreditieren. Recycling ist bäh, Wassersparen quatsch, Mülltrennung Unsinn usw. »Die ineffizienteste Technik wird mit den meisten Subventionen gepäppelt«, heißt es etwa zum Erneuerbare-Energien-Gesetz. Warum beneiden uns dann viele Staaten um ein Gesetz, das Wind- und Solarstrom fördert, klimaschädliche fossile Energien und die Atomkraft hingegen unrentabel macht?
Für Neubacher befindet sich Deutschland im Würgegriff der (wörtlich!) »grünen Khmer«. Deren Feindbild – die Wirtschaft – sei in Wahrheit der »wichtigste Player« im Umweltschutz.
Er übersieht: Die meisten Fortschritte im Umweltschutz wurden gegen Widerstände aus der Industrie erreicht, beim Klimaschutz gegen die Autohersteller, beim Atomausstieg nach Fukushima gegen die Stromkonzerne. Der BUND wird deshalb nicht davon lassen, Staat und Wirtschaft zu mehr Umweltschutz zu drängen. Und vor unverdient populären Büchern wie diesem zu warnen.




Unter dem Titel: "Die blöden Ökos attackieren"
schreibt die TAZ über das Buch von Alexander Neubacher:


"Der Autor erwähnt mit keinem Wort Hinweise, die zu seiner Meinung nicht passen: Da sagt das gleiche UBA, das er zitiert, der Ausstieg aus den Glühlampen sei sinnvoll und das Quecksilberproblem lösbar; da sind laut Agrarministerium fast zwei Drittel der deutschen Bäume geschädigt; da steigen Eon und RWE weltweit aus der Atomkraft aus, weil sie sich nicht rechnet; da sagt eine Studie im Auftrag von Weltbank und UN, die industrielle Landwirtschaft sei gerade keine Lösung für den Welthunger; und da zeigt eine aktuelle Untersuchung des "Öko-Instituts", dass der Emissionshandel an Konstruktionsmängeln krankt und kaum am Zubau der erneuerbaren Energien."
Quelle und weiter lesen:Tageszeitung 14.07.2012



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