Armut, Reichtum, Gier, Neoliberalismus, soziale Gerechtigkeit & CO₂


Veröffentlicht am 08.11.2022 von Axel Maye

Armut, Reichtum, Gier, Neoliberalismus & soziale Gerechtigkeit


Umwelt - Ökologie und soziale Gerechtigkeit: Ohne soziale Gerechtigkeit ist Nachhaltigkeit nicht zu erreichen



Das reichste 1 Prozent (63 Millionen Menschen) hat zwischen 1990 und 2015 mehr als doppelt so viel klimaschädliches CO₂ ausgestoßen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Der neue Oxfam-Bericht zeigt: Wir müssen den exzessiven CO₂-Ausstoß der Wohlhabenden einschränken und die Wirtschaft zum Wohle aller klimagerecht umbauen.


„Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“
Ein Zitat von Warren Buffett (Im August 2022 betrug sein Vermögen laut Wikipedia 99,4 Milliarden Dollar. (Eine Milliarde sind tausend Millionen)


Aktueller Einschub vom 24.10.2022


Warum stammen Politiker der Konservativen so häufig aus der Gilde der "neuen Räuber"?


Rishi Sunak wird neuer britischer Premier. Als Finanzminister strich Sunak Hilfsmaßnahmen für die Ärmsten,
doch seine Frau, Akshata Murthy, die Tochter eines indischen Milliardärs und Partnerin von Sunak, bestätigte einem Bericht der Zeitung "The Independent" zufolge, dass sie "für britische Steuerzwecke als Nichtansässige behandelt wird". Dieser sogenannte "non-domiciled" Status ermöglicht es Menschen, die keinen Wohnsitz in Großbritannien haben, Steuern auf ausländische Einkünfte zu vermeiden.


Für 30.000 Pfund im Jahr hatte Akshata Murty geschätzt 20 Millionen Pfund Steuern vermieden. Dass ihr Mann als Finanzminister das hinnahm, hat sein Image nachhaltig beschädigt.
Quelle: Der Stern & die TAZ

Ohne soziale Gerechtigkeit ist Nachhaltigkeit nicht zu erreichen


Das reichste Prozent der Weltbevölkerung (70 Millionen Menschen) verfügt über so viel Vermögen wie der ganze Rest (sieben Milliarden Menschen) zusammen. 62 Menschen verfügen über ebenso viel Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung – also 3,5 Milliarden Menschen. Die Gier der Oligarchen in Ost und West, Großkonzerne, die im Gegensatz zu unserem Mittelstand bei uns fast keine und in armen Ländern gar keine Steuern zahlen und die dadurch verursachte Armut vieler Menschen sind zentrale, globale Kriegs- und Fluchtursachen.

Mit Steuergerechtigkeit und einem kleinen Teil dieses konzentrierten Reichtums könnten Kriege beendet und Fluchtursachen in den Herkunftsländern bekämpft werden. Niemand müsste fliehen. Doch der aktuelle, eskalierende Streit um Flüchtlinge soll auch von den Verursachern der Flucht ablenken. Bertolt Brecht hat dies sehr schön beschrieben: „Unsere Herrn, wer sie auch seien, sehen unsre Zwietracht gern, denn solang sie uns entzweien, bleiben sie doch unsre Herrn.“

Mehr globale Gerechtigkeit und vor allem Steuergerechtigkeit für die staatslenkenden Großkonzerne ist der Weg aus der Krise. Mit den geplanten Freihandelsabkommen wird die demokratiegefährdende Macht dieser Konzerne noch größer.


Endlich wird in diesem Land wieder
über die Frage der Armut und der sozialen Gerechtigkeit diskutiert. Dies ist durchaus auch ein wichtiges Thema für die Umweltbewegung, denn ohne soziale Gerechtigkeit ist die angestrebte Nachhaltigkeit nicht zu erreichen. Ohne auf die "Qualität" der Armutsdebatte in Deutschland eingehen zu wollen, gibt es aus meiner Ansicht doch einige wichtige Umweltaspekte , die in der öffentlichen Diskussion fehlen. Rechte und teilweise auch linke Wachstumsmythen verstellen den Blick auf wichtige Teilaspekte des Problems. Eine falsche Analyse aber führt zu falschen Problemlösungsansätzen.

Mehr Wachstum soll das Armutsproblem langfristig lösen.
Mehr Wachstum ist aber dauerhaft nur dort möglich, wo arme Gesellschaften einen berechtigten Nachholbedarf haben. Unbegrenztes Wachstum zerstört begrenzte Systeme. Als Problemlösungsansatz kann es dauerhaft und weltweit nicht dienen.

Mehr Arbeit soll das Armutsproblem lösen.
Doch der Arbeitsgesellschaft geht langfristig die bezahlte Arbeit aus. In Zeiten, in denen durch Rationalisierung, Effizienzsteigerung und Globalisierung die Arbeit immer weniger wird, sollen die "Noch"-Beschäftigten immer länger arbeiten, anstatt die weniger werdende Arbeit besser zu verteilen. Einer gestressten, überarbeiteten, gleichzeitig aber abnehmenden Zahl von Beschäftigten stehen immer mehr Arbeitslose, Dauerpraktikanten, Ein-Euro-Jobber und andere "Working Poor" gegenüber. Die sozialen Folgen einer solchen Politik, in der die Schere zwischen Arm und Reich und zwischen Arbeitslosen und Arbeit habenden immer größer wird, führen zu politischer, ökologischer und sozialer Destabilität.

Eine langfristig drohende, weltweite Energiekrise
unübersehbaren Ausmaßes wird das weltweite Armutsproblem noch massiv verstärken. Und das von den Werbeabteilungen der Atomkonzerne als "Heilsbringer" angepriesene Uran wird noch schneller ausgebeutet sein als Öl und Gas. Nur ein schneller Umstieg auf regenerative Energien kann dieses Problem lösen. Ansonsten werden wir in Zukunft "Benzinaufstände" erleben, so wie es in der Vergangenheit Brotaufstände gegeben hat.

Wenn die Umweltbewegung echte Nachhaltigkeit will,
dann muss sie sich in Zukunft auch verstärkt der sozialen Frage stellen. Die Güter der Welt könnten bei nachhaltiger Nutzung und gerechterer Verteilung allen Menschen ein gutes Leben ermöglichen. Neoliberalismus und Nachhaltigkeit sind wie Feuer und Wasser.

Ein persönlicher Debattenbeitrag von
Axel Mayer / Mitwelt Stiftung Oberrhein / Kreisrat im Kreistag Emmendingen



Armut, Reichtum, Gier, Neoliberalismus & soziale Gerechtigkeit