Gorleben ausgeschieden! Deutschland und Atommüll: Die Gefahren von Plutonium und Co.


Veröffentlicht am 31.08.2020 in der Kategorie Atomkraft von Axel Mayer

Atommüll in Deutschland: Wohin mit den Abfällen die eine Million Jahre strahlen?


Aktueller Einschub 29.9.2020:
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat am 28.9.20 erklärt, dass Gorleben nicht als Endlagerstandort für hochradioaktiven Atommüll infrage kommt - 90 andere Gebiete in Deutschland hingegen prinzipiell schon. Insgesamt 54 Prozent der Landesfläche hat die BGE als sogenannte Teilgebiete ausgewiesen, darunter sind große Teile Norddeutschlands, Sachsens, Thüringens, Baden-Württembergs - und Bayerns.
Die kurze, wenige Jahrzehnte dauernde Nutzung der Atomenergie hat Atommüll geschaffen der eine Million Jahre strahlt und 30.000 Generationen gefährden wird. Die Gier der Atomkonzerne hinterlässt über 600.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle und 1900 Castorbehälter mit hochradioaktivem Müll.
Es ist einfach und notwendig NEIN zu AKW zu sagen. Doch wir Menschen sind "zu schlecht" um Atommüll dauerhaft oberirdisch zu lagern. Wir brauchen einen "möglichst guten Standort", der eine Million Jahre Sicherheit bietet. Endgültige Wahrheiten gibt es hier nicht. Das jetzige Standortauswahlverfahren ist ein vorsichtiger, fehlerbehafteter, wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Wir freuen uns für die widerständigen Menschen in Gorleben und im Wendland.
Axel Mayer


Atommüll in Deutschland
fällt bei der Nutzung der Atomenergie zur Stromerzeugung, bei der Forschung, in der Industrie und in der Medizin an. Mehr als 90 Prozent des Atommülls in Deutschland ist schwach- oder mittelradioaktiv. Dies sind nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) etwa 120 000 Kubikmeter. Hinzu kommen rund 2000 Kubikmeter hochradioaktive und extrem gefährliche Abfälle, was etwa 12 500 Tonnen abgebrannten Brennelementen entspricht. Wenn die 9 trotz Fukushima immer noch laufenden Atommeiler bis etwa 2022 schrittweise vom Netz gehen, wird sich die Menge des eine Million Jahre strahlenden Mülls immer noch erhöhen.


Zwischenlager
Seit Beginn der Kernspaltung im ersten deutschen Atomreaktor FRM I im Jahr 1957 wurden bis Ende 2007 rund 12.500.000 Kilogramm tödlich strahlender Brennelementmüll erzeugt. Noch kein Kilo Kernbrennstoff wurde entsorgt. Alles wurde und wird in drei zentralen oberirdischen (!)Zwischenlagern in Gorleben, Ahaus und Rubenow (auch unter den Namen Lubmin oder Greifswald oder Nord geführt) und in dreizehn AKW-Standort-Zwischenlagern (Brunsbüttel, Brokdorf, Krümmel, Esenshamm/Unterweser, Lingen/Emsland, Grohnde, Biblis, Philippsburg, Neckarwestheim, Obrigheim ((erst beantragt)), Gundremmingen, Ohu/Isar, Grafenrheinfeld) abgestellt.
Diese Zwischenlager sind nicht als Bunker sondern als einfache Hallen gebaut, da im Falle eines Einsturzes die Luftkühlung der sich infolge anhaltenden Kernzerfalls gefährlich erwärmenden Castoren noch funktionieren soll und dies bei leichten Hallentrümmern eher gewährleistet ist.
Jeder Castor in diesen Zwischenlagern enthält etwa soviel mittel- und langdauernde Radioaktivität wie insgesamt in Tschernobyl frei gesetzt wurde. Nach dem derzeitigen Atomgesetz müssen die Zwischenlager nach vierzig Jahren wieder geräumt werden. Aber es gibt kein Endlager...

Knapp 47 000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Atommüll
lagern unsachgemäß in der niedersächsischen Schachtanlage Asse bei Wolfenbüttel, in die Wasser eindringt. Das ehemalige Eisenerzbergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter (ebenfalls Niedersachsen) soll bis 2013 als Endlager für solchen Atommüll in Betrieb gehen und bis zu 270 000 Kubikmeter aufnehmen. In einem einsturzgefährdeten Salzstock in Morsleben (Sachsen-Anhalt) liegen weitere knapp 37 000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Abfall, der vor 1998 eingelagert wurde. Quelle: dpa 22.8.08

Atommüll & Kosten: Das marode Endlager Asse
„Das Endlager Asse ist nicht nur das größte radioaktive Problem Deutschlands, es ist mit Blick auf seine Betriebsführung und wohl auch Mauscheleien bei der Mülleinlagerung auch der größte Skandal auf diesem Gebiet. Einst ein Steinsalz(Speisesalz)- und Kalidünger-Bergwerk, dann als Versuchsendlager angelegt, wurden in Asse zwischen 1967 und 1978 knapp 130 000 Fässer (50 000 Kubikmeter) schwach- und mittelradioaktiven Mülls eingelagert. Der Großteil stammt von deutschen Kernkraftwerken, die den Müll über die damalige Wiederaufbereitungsanlage des Kernforschungszentrums Karlsruhe in "Forschungsmüll" verwandelten.
Von 1967 bis 1975 war die Einlagerung für die Kernkraftwerksbetreiber gebührenfrei, erst in den letzten zwei Jahren bezahlten sie 900 000 Euro - der Betrieb der Asse kostete alleine 1993 bis 2008 über 300 Millionen Euro, die Schließung wird über zwei Milliarden Euro kosten. Zurzeit zahlt die Atomindustrie keinen Cent. Sie wird es wohl auch in Zukunft nicht, denn Asse ist Sache des Bundes, also des Steuerzahlers.”
Quelle: Die Welt


Nach dem Atomgesetz
ist der Bund verpflichtet, ein Endlager für hochradioaktive Abfälle zu schaffen, das bis 2030 betriebsbereit sein soll. Wo dieses Lager sein wird, ist noch nicht entschieden, doch die Atomindustrie und ihre Lobbyisten in den Parlamenten würden den Atommüll gerne in Gorleben einlagern.

Woher kommt der hochradioaktive deutsche Atommüll?
Hochradioaktiver Müll, der eine Million Jahre strahlt, entsteht insbesondere in Atomkraftwerken.

Hochradioaktiver e.on, RWE, Vattenfall und EnBW Atommüll aus deutschen AKW
AKW BiblisAKW BrokdorfAKW BrunsbüttelAKW EmslandAKW GrafenrheinfeldAKW GrohndeAKW GundremmingenAKW IsarAKW KrümmelAKW NeckarwestheimAKW PhilippsburgAKW Unterweser


Gorleben im Wendland
war bisher Standort für das geplantes Endlager für radioaktiven Abfall. Seit der Standortentscheidung im Jahr 1977 wurden die Endlagerpläne von Anwohnern und Mitgliedern der Anti-Atomkraft-Bewegung erfolgreich verhindert. Das Zwischenlager in Gorleben konnte nicht verhindert werden, die jährlichen Atomtransporte, die „Castor-Transporte“ allerdings werden jedes Jahr von vielfältigen Aktionen und massiven Protesten begleitet.

!Dank!
Wir bedanken uns bei den Aktiven in und um Gorleben, für ihren jahrzehntelangen, kreativen und gewaltfreien Protest. Sie stoppen nicht nur die „Castor-Transporte“ sondern auch die bundesweiten Pläne der reichen und einflussreichen Atomkonzerne e.on, RWE, Vattenfall, EnBW und ihrer Vertreter in den Parlamenten, die mit Atomanlagen unser aller Leben bedrohen.


Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist das Ziel
der Atomtransporte aus dem nordfranzösischen La Hague, nicht der unterirdische Salzstock von Gorleben, sondern das oberirdische Transportbehälterlager Gorleben. Die Brennelemente der deutschen Atomanlagen werden in Cap la Hague "wiederaufbereitet". Zusätzlich zu den gefährlichen Atomtransporten kam es in den dortigen Wiederaufarbeitungsanlagen zu einer radioaktiven Vergiftung des Meeres und der Luft.

Wie gefährlich ist Atommüll?
In einem AKW entsteht in einem Jahr pro Megawatt Leistung ungefähr die kurz- und langlebige Radioaktivität einer Hiroshimabombe. Das heißt, allein im RWE - AKW Biblis mit seinen beiden schon im so genannten "Normalbetrieb" gefährlichen Reaktoren entsteht jährlich die Radioaktivität von ca. 2525 Hiroshimabomben. Ein Teil dieser Radioaktivität zerfällt nach relativ kurzer Zeit. Manche radioaktiven Abfälle haben eine kurze Halbwertszeit von wenigen Jahren, z.B. Krypton-85: 10,76 Jahre. Andere radioaktive Gifte haben extrem lange Halbwertszeiten, z.B. Jod-129: 17 000 000 Jahre. Ins Endlager kommt ein "Cocktail" aus vielen gefährlichen Abfallstoffen. Ein atomares Endlager muss also Sicherheit über mindestens eine Million Jahre geben, über Zeiträume, die unser Vorstellungsvermögen sprengen. Es fällt schwer, sich die Gefahren und Gefährdungszeiträume von Atommüll vorzustellen.

Das Beispiel Plutonium
Beim Betrieb eines AKW mit 1000 MW Leistung entstehen pro Jahr ca. 200 - 250 kg Plutonium.

Der giftigste Stoff der Welt
"Plutonium - sinnigerweise benannt nach Pluto, dem griechischen Gott des Totenreiches - ist der giftigste Stoff, den es gibt. Seine kurzreichende Alpha-Strahlung reißt gewissermaßen tiefe Schneisen in jedes lebende Gewebe und zerstört es. Dabei kann es nur schwer oder gar nicht ausgeschieden werden, es setzt sich fest, reichert sich sogar an, die Strahlung ist bei einer Halbwertszeit von 24 000 Jahren faktisch dauerhaft vorhanden. Bereits wenige Millionstel Gramm (Mikrogramm) können sofort, sogar nur etliche Milliardstel Gramm (Nanogramm) langfristig tödlich wirken..."
Zitat: Frankfurter Rundschau



Plutonium und der Pharao
Wenn der bekannte ägyptische Pharao Cheops vor 4550 Jahren nicht die berühmte Pyramide gebaut, sondern ein AKW 4 Jahre lang betrieben hätte, dann wären neben vielen anderen Abfällen ca. 1000 kg Plutonium zusammengekommen. Bei einer Halbwertszeit von 24 110 Jahren (Plutonium 239) wären heute noch 877 kg vorhanden. Nach 10 Halbwertszeiten, also nach 241 100 Jahren, müssten immer noch ca. 0,1 % der Ausgangsmenge, also 1 kg Plutonium, dauerhaft sicher gelagert werden. Mit der schon im Normalbetrieb krebserzeugenden, gefährlichen Nutzung der Atomenergie (Harrisburg, Tschernobyl) hat die Atomindustrie weltweit ein unglaubliches Gefahrenpotential für die nachfolgenden Generationen geschaffen.

(Wenn Sie bei den Atomkonzernen oder ihren so genannten "Umwelttöchtern" Ihren Strom beziehen, dann sollten Sie dies schleunigst ändern!)


Halbwertszeiten einiger anderer radioaktiver Nuklide:
ElementFormelzeichenHalbwertszeitTellur128Teca. 7·10^24 Jahre (7 Quadrillionen Jahre)Bismut209Bica. 1,9·10^19 Jahre (19 Trillionen Jahre)Thorium232Th14,05 Mrd. JahreUran238U4,468 Mrd. JahreUran235U704 Mio. JahrePlutonium239Pu24.110 JahreKohlenstoff14C5.730 JahreRadium226Ra1.602 JahrePlutonium238Pu87,74 JahreCaesium137Cs30,2 JahreTritium3H12,36 JahreKobalt60Co5,3 JahreSchwefel35S87,5 TageRadon222Rn3,8 TageFrancium223Fr22 MinutenThorium223Th0,6 SekundenPolonium212Po0,3 µsBeryllium8Be9 · 10-17 s (90 Trillionstelsekunden)
Atommüll: Pleiten, Pech, Pannen, Lügen und Gefahren
Das von Ingenieuren, Technikern und Politikern für hunderttausende von Jahren absolut sicher gehaltene atomare Endlager in Morsleben droht bereits wenige Jahrzehnte nach der Inbetriebnahme zusammenzustürzen. In das Atommülllager Asse dringt Wasser ein. Die von allen Experten "für absolut sicher" erklärte Giftmülldeponie Stocamine im Elsass brannte aus und musste geschlossen werden.

Wann wurde jemals ein Verantwortlicher
für diese Umweltverbrechen hart bestraft? Uns ist bisher keine angemessene Verurteilung bekannt geworden.

Wem kann die Bevölkerung glauben?
Den teuren, psychologisch geschickten Werbekampagnen der Atomlobby und der Atomkonzerne? Oder den kritischen Fachleuten und den Umweltschützern? Und wo geht bei Prognosen über derart lange Zeiträume Ingenieurwissen in Glauben und Hoffnung über?

Atommüll, Laufzeitverlängerung und neue Atomkraftwerke
(Nicht nur) die deutsche Atomindustrie will endlich Tschernobyl vergessen machen und nach der geplanten Gefahrzeitverlängerung der AKW neue Atomkraftwerke bauen. Um diese psychologisch geschickt durchzusetzen, braucht es unbedingt ein "vorzeigbares" Endlager. Es geht dabei um ein hundert Milliarden Euro Geschäft. Kein Wunder also, dass Geld bei der Durchsetzung des Endlagers keine Rolle spielt.

Gefahren für Anwohner und Umwelt
Gefahren bringt ein Atomlager auf jeden Fall. Die Atommülltransporte und die konkrete Einlagerung wären unfallgefährdet, und jeder Castortransport ist ein ideales Angriffsziel für Terroristen. Unfallmöglichkeiten gibt es bei der Einlagerung der Abfälle, und ein schwerer Unfall heißt bei Plutonium und anderen radioaktiven Stoffen immer auch Katastrophe und langfristige Räumung von großen Gebieten.

Wohin mit dem Atommüll?
Da haben die Atomindustrie und ihre Paten in der Politik uns und den nachfolgenden Generationen ein schier unlösbares Problem beschert. Gute und einfache Lösungen gibt es nicht. Da gibt es gefährliche Utopien "ab in die Sonne" und kluge Überlegungen (Hütekonzept). Da setzen die einen auf Salzstöcke und andere auf Granit. Marcel Burri beschreibt ein altes Diskussionspapier der atomenergiefreundlichen US Atomic Energy Commission. Diese hatte die geologischen Bedingungen an ein Endlager für hochradioaktive Stoffe folgendermaßen beschrieben:



Vergleichen Sie bitte selbst die geologische und geographische Situation in Gorleben mit diesen Anforderungen. Für ein solches Endlager müssten alle Bedingungen erfüllt sein.


Überlegungen und Diskussionsvorschläge
Wenn die (atomare) Badewanne überläuft, dann stellt man zuerst den Wasserhahn (AKW) ab, bevor man ans Aufwischen (Deponieren) geht. Angesichts der beschrieben Lagerprobleme und der Gefahren im so genannten Normalbetrieb müssen die deutschen AKW weltweit schnellstmöglich abgestellt werden. Dann müssen kritische und vor allem unabhängige Geologen in Deutschland und weltweit nach Endlagerstandorten suchen. In diesen möglichen Endlagerstandorten sollte der Atommüll rückholbar eingelagert werden (kontrolliertes Langzeitlager). Diese Atommülllager dürfen nicht der nationalen Souveränität eines einzelnen Staates unterliegen (UN - Hoheit).

Informieren Sie sich, engagieren Sie sich!
Dieses Papier und insbesondere die Diskussionsvorschläge zu Möglichkeiten der Endlagerung sollen dem Einstieg in die Diskussion dienen. Es ist einfach und notwendig NEIN zu AKW zu sagen. Doch wir Menschen sind "zu schlecht" um Atommüll dauerhaft oberirdisch zu lagern. wir brauchen einen "möglichst guten Standort", der eine Million Jahre Sicherheit bietet. Endgültige Wahrheiten gibt es hier nicht.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein

Aktueller Einschub



Neue Mini-AKW, Merz, Söder, CDU, CSU, AfD und FDP


Warum drängen Merz, Söder, CDU, CSU, AfD und FDP in Deutschland gerade so heftig auf den Bau von neuen Mini-AKW und Flüssigsalzreaktoren? Weil umweltfreundlicher Strom aus Wind und Sonne zunehmend kostengünstiger ist, als Strom aus neuen, gefährlichen AKW! Gerade ist ein Projekt zum Bau von Mini-AKW in den USA krachend gescheitert.
Warum sollen wir auf gefährliche, teure Hochrisikotechnologien wie Mini-AKW und den Thorium Reaktor setzen, wenn wir kostengünstige, umweltfreundliche Alternativen haben?