Rhein: Die Hochwasserschutz-Verhinderer (nach dem Hochwasser im Artal)


Veröffentlicht am 07.07.2022

Rhein: Hochwasserschutz Verhinderer


Am Rhein gab es im Lauf der Geschichte immer wieder verheerende Hochwässer
Das Magdalenenhochwasser 1342, auch Magdalenenflut genannt, war eine verheerende Überschwemmung, die im Juli 1342 das Umland zahlreicher Flüsse in Mitteleuropa heimsuchte. Bei dieser Flut wurden an vielen Flüssen die höchsten jemals registrierten Wasserstände erreicht.

Am "donstag vor sant Marien Magdalenen tag", also am 29. Juli 1480, fing es an zu regnen, drei Tage und Nächte lang "und warent anders nit dann gross slegregen [Starkregen]". Der Berner Chronist Diebold Schilling schildert in seinem Werk ausführlich die "Sündflut des Rheins" – seinerzeit die schwerste Überschwemmungskatastrophe an Aare und Rhein in den letzten 750 Jahren.


Ein heutiges, jederzeit mögliches Extremhochwasser würde verheerende Folgen haben. Mit dem Integrierten Rheinprogrammsoll Hochwasserschutz und Naturschutz verbunden werden.

Das Hochwasser und die Extremwetterereignisse im Juli 2021 zeigen wie notwendig die Verbindung von Naturschutz und Hochwasserschutz ist. In der "Ökoregion" am Oberrhein wird das Rheinprogramm von „Bürgerinitiativen“ seit Jahrzehnten aktiv bekämpft. Das IRP ist inzwischen weit mehr als 30 Jahre im Rückstand. Die örtliche BI behauptet zumindest verbal für Hochwasserschutz zu sein. Und doch ist der Breisacher Bürgerinitiative gelungen, diePläne für einen Querdamm und Rückhalteraumzu stoppen. Die rund 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser müssen jetzt an anderer Stelle zurückgehalten werden. St. Florian regiert. Wir brauchen mehr und nicht weniger Hochwasserschutz!


Zunehmender Widerstand
gefährdet die ausgehandelten Kompromisse und damit auch den Hochwasserschutz. Überall dort, wo am Rhein Polder geplant werden, gibt es "Bürgerinitiativen" gegen diese Planungen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde auch am Oberrhein häufig viel zu nahe am Rhein gebaut und in tief liegenden Gebieten Wohngebiete realisiert. Die Planungsfehler der Vergangenheit holen uns heute ein. Angst vor nassen Kellern durch steigendes Grundwasser, vor Schlamm und "Unordnung" im Wald, und Angst vor den Schnaken stehen im Mittelpunkt der Argumentation. Hier haben es die planenden Behörden leider bisher nicht verstanden, auf die Menschen zu zugehen und ihre Ängste ernst zu nehmen. Dort, wo die ersten Hochwasserpolder schon realisiert sind (Altenheim), sorgen leistungsstarke Pumpen dafür, dass das Grundwasser nicht steigt.

Wie Hochwasserschutz am Rhein von Bürgerinititiven verhindert wird / Die Hochwasserschutz-Verhinderer am Rhein


Im Jahr 2013 verhindern örtliche Bürgerinitiativen den Bau eines Querdammes im Rheinwald bei Breisach. Hinter diesem Damm hätten im Falle eines Rheinhochwassers große Wassermengen zurückgehalten werden können. In der „Argumentation“ gegen das Projekt wurde stets nur vom „Querdamm“ gesprochen, nie von der Funktion des Projekts, der Hochwasserrückhaltung.
"Werfen Sie Ihre Hüte in die Luft!", kommentierte Breisachs Bürgermeister Oliver Rein diese Entscheidung zurecht. Sie zeigt, dass manch noch so dickes Brett durchbohrt werden kann. Die Städte Breisach und Vogtsburg stellten gemeinsam mit der Bürgerinitiative für eine verträgliche Retention Breisach/Burkheim stets die Notwendigkeit des gewaltigen Querdamms in Frage. Immerhin wäre das 1500 Meter lange und bis zu 3,80 Meter hohe Bauwerk ein gewaltiger Eingriff in die Natur gewesen. Rund 5 Hektar Wald hätten geopfert werden müssen."

Quelle: Ein mehr als peinlicher Beitrag in der ansonsten lesenswerten Badischen Zeitung


Auch beim Erörterungstermin im Mai 2022 in Wyhl/Weisweil wurde die Notwendigkeit der Polder bezweifelt:
"Grundsätzlich sei man einverstanden mit dem Bau des Polders zum Schutz der Rheinunterlieger vor Hochwasser, erklärte Rheinhausens Bürgermeister Jürgen Louis im Namen der Gemeinden und der Bürgerinitiative – soweit er zum Schutz vor einem statistisch alle 200 Jahre vorkommenden Hochwasser erforderlich sei. Doch genau diese Notwendigkeit bezweifeln die Gemeinden und die BI und beantragten am Montag, das Verfahren um den Polder Wyhl/Weisweil auszusetzen, bis der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg beim Verfahren um den Polder Bellenkopf/Rappenwört bei Rheinstetten eine Entscheidung getroffen hat. Dort steht die Frage im Raum, ob bei einer entsprechenden Steuerung der bestehenden oder im Bau befindlichen Rückhalteräume nicht schon der angestrebte 200-jährliche Hochwasserschutz am Rhein erreicht ist. Wäre das der Fall und wären demnach weitere Polder nicht erforderlich, würde für den Polder Wyhl/Weisweil die rechtliche Grundlage fehlen, argumentierte Louis, denn "jeder staatliche Eingriff muss erforderlich sein"."
Quelle: BZ


Ein Kronzeuge der Bürgerinitiativen ist Dr.-Ing. Bertold Treiber, ehemaliger Bürgermeister von Rheinstetten (südl. von Karlsruhe) und gelernter Wasserbauingenieur. Dr. Treiber vertritt seit Jahren als "Einzelkämpfer" die These, dass es weitere Hochwasserrückhalteräume entlang des Oberrheins nicht bedarf. Mit den schon zur Verfügung stehenden Poldern könnte man auch jetzt schon problemlos ein 200jährliches Hochwasser beherrschen.


Beim nächsten extremen Rheinhochwasser sind diese Aussagen „vergessen“.


Mehr Infos: Integriertes Rheinprogramm