Luft und Luftverschmutzung Oberrhein: Alte und neue Belastungen aus dem Elsass


Veröffentlicht am 11.01.2006 in der Kategorie Elsass von Axel Mayer

Luft und Luftverschmutzung Oberrhein: Alte und neue Belastungen aus dem Elsass
Grenzwertüberschreitung Dioxin / Neue Müllverbrennungsanlage nach Chalampe...

An die Medien


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Nach einer erfreulichen ersten "Teilentwarnung" in Sachen Kompostierwerk Sundhouse und der Entgiftung der Straßburger Hausmüllverbrennungsanlage, die jahrzehntelang eine Dioxinschleuder ersten Ranges war, gibt es für den BUND erneut Gründe mit Sorgen über den Rhein zu schauen.

Da ist die neue, "vielgelobte" Müllverbrennunsanlage von Mulhouse-Saussheim. Immer mehr elsässische Medien berichten jetzt von massiven, dauerhaften Grenzwertüberschreitungen beim Ultragift Dioxin. Der Grenzwert liegt bei 0,1 Nanogramm pro m³. Die Medien berichten von einer "Freisetzung" von mindestens 0,3 Nanogramm pro m³. Das wäre das Dreifache des zugelassenen Grenzwertes bei einem sehr problematischen Gift. "Es ist absolut unverständlich, warum eine neue MVA die Grenzwerte nicht einhält" sagt BUND Regionalgeschäftsführer Axel Mayer. Angesichts der vorherrschenden Windrichtung aus der Burgundischen Pforte und dem geringen Abstand zur Grenze sind Auswirkungen auf Südbaden nicht auszuschließen.

Dies alles kommt zur massiven Grundbelastung u.a. aus der Schwerindustriezone Ottmarsheim Chalampe, wo seit Jahrzehnten die Abluftfahnen von Rhodia, Tredi und Pec Rhin Richtung Schwarzwald und Markgräflerland ziehen. Wenn Proteste von Umweltschützern und der technische Fortschritt dann tatsächlich Fortschritte in Sachen Luftreinhaltung bringen, werden diese durch neue umweltbelastende Anlagen wieder zunichte gemacht.

BUND-Mitarbeiter Jean Paul Lacôte weist jetzt auf ein neues Problem hin. Aus einem Brief von Michel Sordi (Abgeordneter und Bürgermeister von Cernay im Elsass) ist zu erfahren, dass die Rhodia Chalampé eine neue Müllverbrennungsanlage auf ihrem Gelände plant. Dieses Projekt war bisher in Aspach-le-Haut geplant und ist dort am massiven Widerstand der örtlichen Bevölkerung gescheitert. Ähnlich wie der innerschweizer Widerstand gegen Atommülllager (Ollon) zu grenznahen Standorten (Benken) führt, soll jetzt die Anlage, welche in Aspach-le-Haut politisch nicht durchsetzbar ist, an einem grenznahen Standort realisiert werden, wo die in der Hauptwindrichtung liegenden Menschen nur eingeschränkte Einspruchsmöglichkeiten haben.

Angesichts der neuen deutschen MVA TREA in Bremgarten ist Widerstand auch nur dann legitim, wenn die neuen Anlagen nicht dem neuesten Stand der Technik entsprechen. Die Dioxinbelastungen aus der neuen MVA Mulhouse-Saussheim erhöhen das Vertrauen in diese neuen Planungen nicht. Bei der Firma Rhodia in Chalampé sind an Weihnachten 2003 ca. 1200 Tonnen Cyclohexan "unbemerkt" ausgetreten und teilweise versickert und stetige Störfälle haben das Vertrauen in diese Firma erschüttert. Und die Firma Euroglas in Ottmarsheim hat ihre moderne Entstickungsanlage nur wegen des massiven grenzüberschreitenden Widerstandes in der Bauphase. Luftreinhaltung und technischer Fortschritt fallen nicht vom Himmel. Mit Sorgen sieht der BUND die Häufung von belastenden Anlagen in Grenznähe, die anderswo niemand haben will. Tourismus und Landwirtschaft in Baden und umweltbelastende Schwerindustrie im Elsass... Gegensätzlicher und widersprüchlicher kann Raumplanung nicht sein. Neue Anlagen dürfen nur dann gebaut werden, wenn sie dem neuesten Stand der Technik entsprechen und nach der Inbetriebnahme auch funktionieren. Das Abschieben von Problemanlagen an die nationalen Grenzen entspricht nicht der BUND Vision von Europa.