Geothermie / Tiefengeothermie / Erdwärme & Lithiumgewinnung: Vorteile & Nachteile


Veröffentlicht am 12.06.2023

Geothermie / Tiefengeothermie / Erdwärme & Lithiumgewinnung: Vorteile & Nachteile


Tiefengeothermie ist die Nutzung der Erdwärme in Tiefen zwischen 400 und 5.000 Metern. Im Vergleich zur oberflächennahen Geothermie (mit der die Tiefengeothermie häufig verwechselt wird) sind in der Tiefe die Temperaturen weitaus höher. Neben der Wärmeversorgung ist Tiefengeothermie auch für die Stromerzeugung nutzbar. Ab einer Temperatur von etwa 90 Grad Celsius ist eine wirtschaftliche Stromerzeugung möglich. Der Vorteil der Geothermie ist ihre ständige Verfügbarkeit. Die geothermische Stromerzeugung in Deutschland steht noch am Anfang. Bis heute sind nur wenige Anlagen, vor allem in Süd- und Südwestdeutschland in Betrieb. Der Schwerpunkt bei der Tiefengeothermie liegt in der Bereitstellung von Prozess- und Heizwärme. Strom ist eher ein Nebenprodukt in besonders günstig gelagerten Fällen, d.h. bei Temperaturen von 130 - 180 Grad. Höhere Temperaturen zu erreichen ist mit der heutigen Technik schwierig, da die Pumpen das nicht mitmachen würden.

In einem älteren Grundsatzpapier des BUND werden Chancen und Risiken aufgelistet.


In der Zusammenfassung steht:
"Geothermie kann theoretisch sehr viel Energie bereitstellen – doch ihre Erschließung ist relativ aufwändig und bislang noch teuer. Der BUND ist dafür, den Strom aus geothermischen Anlagen weiter im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes erhöht zu vergüten. Der Schutz der Umwelt und besonders des Grundwassers ist bei der Stromerzeugung sicherzustellen.
Beim weiteren Ausbau der Geothermie sind Folgen für das Grundwasser, den Wasserhaushalt und den Natur- und Gewässerschutz zu untersuchen und zu minimieren."



Was sind die Gründe, die den Einsatz von Tiefengeothermie heute in Deutschland verhindern?




Öl-, Gas-, Kohle- und Atomkonzerne gegen Windenergie, Fotovoltaik, Wasserkraft und Tiefengeothermie
Für die Kriegsgewinnler Chevron, BP, Shell, TotalEnergies und ExxonMobil war 2022 ein profitables Jahr. Laut dem Datendienstleister Refinitiv erwirtschafteten die „Big Five" einen gemeinsamen Jahresgewinn von knapp 200 Milliarden US-Dollar. (Eine Milliarde sind unglaubliche 1000 Millionen!) Es ist nicht erstaunlich, dass sie sich Ihr Geschäftsmodell nicht von Windenergie, Fotovoltaik, Wasserkraft und Tiefengeothermie in BürgerInnenhand gefährden lassen wollen.
Jahrzehntelang haben Öl-, Gas-, Kohle- und Atomkonzerne den Klimawandel geleugnet und Atomkatastrophen heruntergespielt. Gleichzeitig lassen sie global und bundesweit die zukunftsfähigen
Energien von atomar-fossilen Seilschaften und marktradikalen Medien (Murdoch- und Springer) bekämpfen. Für Tiefengeothermie sind sie nur, wenn Sie Gewinnen machen können und wenn diese Form der Energiegewinnung ihr schmutziges bisheriges Geschäftsmodell nicht zu sehr behindert.


Die Mitwelt Stiftung Oberrhein meint:
In den Abwägungsprozess um die objektiven Risiken der Geothermie müssen auch die großen "Alternativen" einbezogen werden, und das waren bisher Kohle und Atom. Geothermie erzeugt keinen Kinderkrebs und bei der Nutzung fällt kein Atommüll an, der eine Million Jahre gelagert werden muss. Bei einem Unfall müssen im Gegensatz zu den Regionen um Tschernobyl und Fukushima keine riesigen Landstriche dauerhaft evakuiert werden. Geothermie produziert kein CO₂ und ist ein kleiner Ausweg aus der drohenden Klimakatastrophe. Bei der Nutzung der Geothermie müssen keine Menschen in Uran- und Kohlegruben sterben und Kriege um Erdwärme sind im Gegensatz zu Kriegen um Öl ebenso nicht sehr wahrscheinlich. Die Wertschöpfung bleibt im Land und mit den Gewinnen wird üblicherweise nicht der Islamische Staat subventioniert, was man von unserem Geld, das an die Ölscheichs fließt, leider nicht mit Sicherheit sagen kann.

Die alternativen Energien,
Windenergie, Fotovoltaik, Wasserkraft und auch die Tiefengeothermie werden von den Anhängern der atomar-fossilen Energieerzeugung und örtlichen Bürgerinitiativen massiv bekämpft. Im Streit um eine zukunftsfähige, menschen- und umweltfreundliche Energieerzeugung gibt es keinen alleinseeligmachenden "Königsweg", sondern nur ein Ringen um gute Lösungen. In diesem Streit dürfen die jeweiligen Risiken & Nebenwirkungen der einzelnen Energieerzeugungsarten nicht ausgeklammert werden. Der konstruktive Streit um die Zukunft der Energieerzeugung, darf aber nicht zu einem generellen "Nein" zur Tiefengeothermie führen.

Doch eine Illusion müssen wir angehen.
Ein System, das nur funktioniert, wenn es dauerhaft wächst & wuchert, lässt sich auch mit Windenergie, Fotovoltaik, Wasserkraft und Tiefengeothermie nicht dauerhaft aufrechterhalten.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein