Atommüll Bayern, Baden-Württemberg, Schweiz: Unterschiede und Gemeinsamkeiten?


Veröffentlicht am 17.11.2010 in der Kategorie Atomkraft von Axel Mayer

NWA –Nie Wieder Atomkraftwerke
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BUND Regionalverband, Bund für Umwelt und Naturschutz,
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An die Ministerin
für Umwelt, Naturschutz und Verkehr
TANJA GÖNNER
Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr
Baden-Württemberg
Kernerplatz 9
70182 Stuttgart


Basel/Freiburg, 11.11.2010


Offener Brief:

Atommülllager in Baden-Württemberg und der Schweiz / Unterschiede und Gemeinsamkeiten?



Sehr geehrte Frau Umweltministerin Gönner,

genau wie viele andere Umweltgruppen in Baden-Württemberg und der Schweiz formulieren wir gerade unsere Einsprüche gegen das geplante atomares Endlager der Schweiz in Grenznähe am Hochrhein. Dies soll in einer sehr dünnen Schicht Opalinuston realisiert werden.

In diesem Zusammenhang gibt es für die NWA in Basel und für den BUND am Südlichen Oberrhein noch einige ungeklärte Fragen und wir hoffen, Sie können zur Klärung dieser Fragen beitragen.

In Deutschland läuft zur Zeit ein intensive Debatte zum Thema Atommüll, denn es zeigt sich immer deutlicher, dass aus geologischen Gründen der Standort Gorleben nicht geeignet ist, die gefährlichsten Gifte der Menschheit über eine Million Jahre sicher einzuschließen.

Immer wieder wird jetzt von Fachleuten auch der Opalinuston in Baden-Württemberg und Bayern (den beiden Bundesländern in denen die meisten AKW stehen) als mögliches Endlagergestein ins Gespräch gebracht.

Doch in ähnlich lautenden Erklärungen betonen Sie und Ihr bayrischer Amtskollege Söder immer wieder, dass Bayern und Baden-Württemberg auf keinen Fall als Endlagerstandorte in Frage kämen.

In einer Presserklärung Ihres Ministeriums vom 18.09.2009 hieß es:
„Neben Salz eignen sich nach Expertenmeinung auch Opalinusgesteinsvorkommen zur Einlagerung hochradioaktiven Materials. Zwar komme das Gestein auch in den südlichen Teilen des Landes vor. Nach einer Bewertung des Landesamtes für Geologie seien jedoch die Bedingungen in Baden-Württemberg gegenüber anderen Tonvorkommen ungünstig. So werde von den Experten des Landesamtes die geringe Mächtigkeit/Dicke des Gesteins sowie die die Tonschichten umgebenden Grundwasser-leiter als Hindernis angesehen. "Sollte sich Gorleben im weiteren Erkundungsverfahren als nicht geeignet herausstellen, ist ein neuer Suchlauf notwendig. Dann könnten neben anderen Standorten im Salz auch solche im Tongestein in Betracht kommen. Baden-Württemberg käme dabei wegen der bereits bekannten kritischen Voraussetzungen nicht ernsthaft in Betracht", stellt Gönner klar.“

Einer ihrer Amtsvorgänger, Herr Minister Müller wurde noch deutlicher:
"Die in Baden-Württemberg vorkommenden Ton- und Tonmergelformationen haben jedoch im Ver-gleich zu den norddeutschen Lagerstätten nur eine geringe Mächtigkeit. Die Dicke der gesteins-kundlich geeigneten Tonschichten ist mit bis zu 100 Metern im Vergleich zu den Tonschichten in Norddeutschland mit Mächtigkeiten von bis zu ca. 1000 Metern gering. "Die in Baden-Württemberg vorkommenden Tone und Tonsteine sind nach Meinung von Fachleuten zur Lagerung von Wärme entwickelnden radioaktiven Abfällen nicht geeignet", erklärte Minister Müller."

Bei diesen Aussagen setzen jetzt unsere Fragen bezüglich unserer Einsprüche gegen ein atomares Endlager in der Schweiz an. Laut Minister Müller ist der Opalinuston in Süddeutschland ca. 100 Meter dünn, in der Schweiz, in Benken liegt die Mächtigkeit des Opalinustons bei 113 Metern.

Die Atomlobby der Schweiz ist jetzt dabei zu begründen, warum ein 113 Meter dünne Schicht Opalinuston geeignet ist, Atommüll aufzunehmen; die Atomlobby in Bayern und Baden-Württemberg argumentiert, dass eine vergleichbare Schicht in Deutschland absolut ungeeignet ist Atommüll aufzunehmen.

Sie verstehen, dass diese unterschiedlichen Argumentationen ein wenig verwirrend wirken.



Für eine zeitnahe Beantwortung dieser Fragen wären wir dankbar, damit wir unsere Einsprüche bald formulieren können.

Mit freundlichen Grüßen

Beat Jans, Co-Präsident NWA, Nationalrat
Axel Mayer, Geschäftsführer BUND




Mehr Infos Atommüll Schweiz:hier

Atommüll Bayern, Baden-Württemberg, Schweiz: Unterschiede und Gemeinsamkeiten?

Der Beitrag im Deutschlandfunk:
hier und hier


Das Ende der Atomkraft in Deutschland / Massive Kampagnen von RePlanet, Springer, CDU, CSU, FDP & AfD gegen den Atomausstieg


Die marktradikale Atomlobby wird uns den Atomausstieg nicht verzeihen. Ihr Rachefeldzug hat schon begonnen.
Auch Monate nach dem Atomausstieg wird Deutschland immer noch mit machtvollen Pro-Atom-Kampagnen geflutet. Es ist ein erschreckendes Bündnis, das hier an einem Strang zieht, denn es ging und geht auch um viel Geld. Etwa 1 Million Euro Gewinn pro Tag konnte die Atomlobby bisher pro AKW erzielen. (3 AKW x 365 Tage x 1 Million sind 1095 Millionen Euro entgangener Gewinn pro Jahr.)

Hier eine unvollständige Auflistung der Atomlobby: AfD, CDU, CSU, FDP, Springer-Presse, (besonders hasserfüllt wie immer die BILD-Zeitung), FAZ, NZZ, Weltwoche, Klimawandelleugner wie EIKE, organisierte Windenergiegegner, Wirtschaftsverbände, rechtsradikale und rechtslibertäre Internetforen und Tarnorganisationen wie RePlanet. … Wächst hier erkennbar zusammen, was immer schon zusammen gehört?

Es war und ist beeindruckend, wie ausgerechnet diese Parteien, Organisationen und atomar-fossilen Seilschaften mit vorgeschobenen Umweltargumenten für Atomenergie werben.

Für die Gefahrzeitverlängerung kämpften insbesondere die Lobbygruppen und Atom-Parteien, die politisch die Hauptverantwortung für den Klimawandel, Ressourcenverschwendung und die Artenausrottung tragen. Je offensichtlicher es wird, dass wir den großen, globalen Wachstums-Krieg gegen die Natur gerade krachend verlieren, desto stärker setzen sie auf den Mythos der neuen Wunderwaffen. Dieser Mythos war auch im letzten Weltkrieg sehr effizient und kriegsverlängernd, änderte aber nichts an der Katastrophe. Der Streit um die Laufzeitverlängerung und um neue AKW ist getragen von der Hoffnung und Propaganda der „Wunderwaffe Atomkraft“, die ein zerstörerisches Weiter so ermöglichen soll. Ein Weiter so mit Weltraumtourismus, Superyachten, Überschallflugzeugen, Rohstoffverschwendung, unbegrenztem Wachstum und selbstverständlich ohne Tempolimit.

Hier zeigt sich auch eine Konfliktlinie, die aktuell viele ökologische und soziale Konflikte prägt. Nicht der Staat, sondern der Markt soll entscheiden, ob Atomkraftwerke, PFAS oder CO₂ gefährlich sind. Nach dieser marktradikalen Logik wären DDT, FCKW und Asbest immer noch nicht verboten und Kinder würde immer noch im Bergwerk arbeiten.

Jahrzehntelang haben marktradikale atomar-fossile Seilschaften den Ausbau der zukunftsfähigen Energien, Stromtrassen und die Energiewende massiv behindert und das Energieerzeugungsmonopol der mächtigen Energiekonzerne verteidigt. Jetzt warnen die atomar-fossilen Seilschaften scheinheilig und manipulativ erfolgreich vor einem Blackout und vor dem Klimawandel. So kämpfen Sie für die Gefahrzeitverlängerung und gefährliche und teure neue AKW.

Es ist tief erschreckend, wie perfekt die organisierten Angstkampagnen in Deutschland gerade funktionieren.

Axel Mayer