De bleede Ofe (Wyhler Wald Mai 1975) - Roland Burkhart / Buki


Veröffentlicht am 01.01.2024 in der Kategorie Kultur von Axel Mayer

De bleede Ofe (Wyhler Wald Mai 1975) - Roland Burkhart / Buki


Text und Melodie: Buki (Roland Burkhart aus Jechtingen a.K.)

„Die Geschichten, die ich in diesem Lied erzähle, sind so passiert, bzw. so auf dem Wyhler Platz erzählt worden. Was ist das heute immer eine Freude, wenn wir beide uns irgendwo treffen, jener alte Mann aus der 2. Strophe. Zahnlos, aber immer voll so ansteckender Lebensfreude, ist er mir bei der letzten Großkundgebung am 4.April 1982 noch am Wyhler Rheindamm begegnet. Die 3.Strophe könnte für Nichteingeweihte etwas verwirrend sein. Jener “Donnerstagmorgen“ war der Tag im Februar 1975, als die Polizei, damals noch die sogenannten „Grünen“, die Platzbesetzer aus dem Wyhler Wald vertrieben hat. Kirchenglocken und Sirenen alarmierten in den Dörfern die Leute, die dann in scharen zum Platz geströmt sind….“
(aus Textheft zur LP: BUKI „De bleede Ofe“; 1982; Trikont-Vg München)

1. Was do in dr letschde Zitt bassehrt bi uns, des macht mi ganz verruggt. Bi allänä isch ebbis durränand. Deä daüb Schdromfabrik deä hoggt uns im Gnick. Jä, weiß dr Dejfel, was wurd noch üs unserem Land?

Refrain:
Des geht doch alli a, mir derfe jetz nit schlofä. Was mer mit uns alläwil macht, ischg nit egal! Glaübe ddänn deä, mir brüche heä
dä BLEEDE OFE?
/: KKW-Nai! Und jetz isch üs un nit meh dra! :/

2. Do fahrt als ä alde Mann dohär mit sine veere-siebzig Johr üssemWildtal viri uff dr Wyhler Platz. Schdellt `s Fahrrädli uff d`Sitt un mischt sich untr d`Lid dun bruddlet de Neggschdbeschde a: „Des geht doch….“

3. Än sällem Dunschdigmorge fahrt in Saschbä, grad weä alli Dag, d`Karli mid’m Pit ins Kiesloch na: Schdell d`Schüflä uff d`Sitt. Do schaffe mer hid nit. Ich glaübe de Greäne dert in Wyhl meän Prigl ha: „Des geht doch….“

4. Ä Eächdinger Winzerfraü isch jetz mit ihrä Räbä arg in Not. De junge Scheßlig brüche nämlig Pfläg. „Un waggst Gras no so viel, hit gang i uff Wyhl. Sie legt dr Schurz äwäg un singd äweng underwägs: „Des geht ….“

5. Und sälle 16-jährig Böä üs Wyhl hed aü scho Schwär’s erläbt. Si ganz Famili war halt zerscht defir. Si wärfä nä nüs üssem Elderähüs. Jetz sait Dr Vadder: Böä, hesch rächt. Des isch nit g’hihr. „Des geht doch …“

6. Vu Ämmedingä isch ä Maidli, des isch regel-mäßig do. Äm letschddä Mändig z’obe war’s em halt rächt. Ibereimol kejt’s um. Nocherä Schdund Drillt sich’s rum un sait zu dr Dokteri (deä schdühnt bigott nit schlächt):
Des geht doch alli a, mir derfe jetz nit schlofä…

(Schriftdeutsch :) )

1. Was da in der letzten Zeit passiert bei uns, das macht mich ganz verrückt. Bei allen ist etwas durcheinander: Die blöde Strom-fabrik, die hockt uns im Genick. Weiß der Teufel, was wird noch aus unserm Land?

Refrain:
Das geht doch alle an, wir dürfen jetzt nicht schlafen. Was man mit uns ständig macht, ist nicht egal. Glauben denn die, wir brauchen hier den „Blöden Ofen“? /: KKW-NEIN! Und jetzt ist aus und nichts mehr dran (und vorbei) :/

2. Da fährt manchmal ein alter Mann daher mit seinen 74 Jahren aus dem Wildtal hervor auf den Wyhler Platz. Stellt das Fahrrad auf die Seite und mischt sich unter die Leute und brummelt den Nächstbesten an: „Das geht sdoch alle an…“

3. An jenem Donnerstagmorgen fährt in Sabach, so wie alle Tage, der Karl mit dem Pit in die Kiesgrube hinein: Stell die Schaufel beiseite. Daa arbeiten wir heute nicht! Ich glaube, die „Grünen“ dort in Wyhl müssen Prügel haben: „Das geht doch…“

4. Eine Jechtinger Winzerfrau ist jetzt mit ihren Reben sehr in Not. Die jungen Schösslinge brauchen nämlich Pflege. „Und wächst noch so viel Gras. Heute gehe ich nach Wyhl!“ Sie legt die Schürze weg und singt ein bisschen unterwegs: „Des geht doch…“

5. Und dieser 16-jährige Junge aus Wyhl hat auch schon Schweres erlebt. Seine ganze Familie war nämlich zuerst „dafür“. Sie werfen ihn raus aus dem Elternhaus. Jetzt sagt der Vater: Junge, du hast recht. Das ist nicht geheuer. „Des geht doch …“

6. Von Emmendingen ist(kommt) ein Mädchen, das ist regelmäßig da. Am letzten Montagabend wurde es ihr übel. Auf einmal fällt sie um. Nach einer Stunde dreht sie sich rum und sagt zur Doktorin (die staunt bei Gott nicht schlecht): „Das geht doch alle an. Wir dürfen jetzt nicht schlafen...“



(Einen aktuellen Rückblick auf den Wyhl-Konflikt und eine umfangreiche Wyhl-Chronik finden Sie hier)



Heute, im April 2019, läuft der ursprünglich für 25 Jahre ausgelegte Reaktor in Fessenheim schon über 40 Jahre. In unregelmäßigen Abständen werden Stilllegungsankündigungen veröffentlicht und die Termine dann wieder still und leise abgesagt. Störfälle werden verharmlost und kommen nur scheibchenweise ans Licht.
Aber auch die Bewegung ist seit Wyhl- Zeiten beharrlich aktiv und warnt ohne nachzulassen vor dem "Tanz auf dem Vulkan" in Fessenheim. Dies hat den Liedermacher Buki bewogen, sein Wyhl- Lied mit ein paar Fessenheim Strophen zu aktualisieren..

De ander „Bleede Ofe“



1.) Was do in dr letschde Zitt bassehrt bi uns dess macht mi ganz verruggt
Bi allene isch ebbis durrenand
Deä daüb Schtromfabrik. Deä hoggt uns im Gnick
Ja weiß dr Dejfel, was wird üss em Dreyeckland

REFAIN:
Dess geht doch alli a. Mir derfe jetz nit schloofe
was mer mit uns allewil macht isch nit egal
Glaübe dänn deä mir brüche heä dä BLEEDE OFE?
/: KKW Nai! Un jetz isch üss un nit meh dra!:/

2.) Jetz laüft des Fesseheim do ääne scho iber veerzig Johr
Un gitt's e Steerfall - stellt's dr d'Luft grad ab
Dä Danz uff ' m Vulkan imme grüüsige Affezahn
a Apo-Calypso! Do rännt dr de Schweiß grad ra

Refrain: Dess geht doch alli a...

3.) Un sälle Guschdav mit de graüe Hoor hedd aü scho viel erläbbt
Jede Mändig! - Sitter acht Johr - isch er do:
Fukushima isch nit wid, grad äm Rhin uff dr ander Sitt!
D' Filou Macron un sini Bagaasch deeä drille draa

Refain: Dess geht doch alli a ...

4.) Do fahrt als e aldi Fraü dohär mit ihre iber 80 Johr
vum Elsiss riber uff de Brisacher Blatz
Horche här, leäbi Lidd! 'S isch Mahnwach wieder hidd
„Fini Fesseheim!“ pfifft si alli a

Refrain: Dess geht doch alli a ...

5.) Was hedd dr Filou do verschbroche: „Fermeture Fessenääm“
's ganz Dreyeckland hett sini Ohre gschbitzt
Im Summer 's neggscht Johr? Dess isch wieder nit wohr!
Do geht dr doch 's Mässer im Sack uf. Glaübsch dänn dü do dra?

Refrain:Dess geht doch alli a. Mir derfe jetz nit schloofe
Rischt di Bindel! Dess kann's ganz gli ha
Mer wänne wänne nit! Dä BLEEDE OFE
/: KKW Nai! Un jetz isch üss un nit meh dra!:/

Neue Fessenheim-Strophen auf mein „WYHL“-Lied „De bleede Ofe“von 1975; April 2019; Buki





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