Baumläufer: Nistkasten / Nisthilfe (eine Bauanleitung)


Veröffentlicht am 23.10.2019 in der Kategorie Natur & Naturschutz von Axel Mayer

Baumläufer: Nistkasten / Nisthilfe (eine Bauanleitung)



Der Gartenbaumläufer
ist ein kleiner Singvogel, der in Mitteleuropa vor allem im Tiefland zu finden ist. Seinen Nistplatz findet er in Laubbäumen, dabei können Gärten, Wälder oder Streuobstwiesen dienen. In der Natur baut sich der 12cm große Vogel sein Nest am Baum in Spalten oder hinter loser Rinde. Dafür braucht er Reisig, Halme und Moos, die in urbanen Gegenden schwer zu finden sind. Deshalb ist eine Nisthilfe wichtig, diese sollte möglichst an einem Laubbaum befestigt sein. Der Gartenbaumläufer bewegt sich in charakteristischer Weise ruckartig an Baumstämmen aufwärts, um dort winzige, sich zwischen den Rindenspalten befindende Insekten zu suchen, von denen er sich ernährt.
Die Brutzeit erstreckt sich von März bis Juli. Gartenbaumläufer ziehen ein bis zwei Bruten mit jeweils 5 bis 7 Eiern pro Jahr groß. Ab der Eiablage dauert es ungefähr einen Monat bis die Jungvögel das Nest verlassen.

Der Waldbaumläuferunterscheidet sich vor allem in seinem Lebensraum vom Gartenbaumläufer. Er kommt in Nadelwäldern vor und nistet an Nadelbäumen.

Material:

Maße:
Speziell auf diesen Klettervogel zugeschnittener Brutplatz, der den Eingangsbereich auf der Rückseite des Kastens hat (also an der dem Baum zugewandten Seite).
Es empfiehlt sich, abgeschliffene, natürliche (unbehandelte) Fichten-, Kiefer- oder Tannenholzbretter mit einer Stärke von ca. 2cm zu verwenden. Sie sind relativ kostengünstig und in so gut wie jedem Holzfachmarkt und Baumarkt zu finden. Man kann sie zurecht schneiden lassen (Kosten!) oder sie selbst bearbeiten. Wobei bei Sägearbeiten immer Vorsicht geboten sein sollte.
Des Weiteren benötigt man ca. 20 Nägel (zwischen 4-5 cm), um die einzelnen Teilstücke zu verbinden, 1 Nagel mit 8-10 cm und ein Stück Draht, um den Kasten am Baum zu befestigen. Ebenfalls nötig sind Hammer, Schleifpapier (und/oder Feile), Stift und eine Stichsäge.

Bauanleitung:

Zuerst ist es ratsam, sich alle benötigten Teilstücke mit Bleistift auf den Brettern vorzuzeichnen. Anschließend sägt man sie mit der Stichsäge aus. Man sollte beachten, dass in den Boden 2 kleine Löcher gebohrt werden müssen, dass, falls Wasser eindringen sollte, dieses ablaufen kann.
Anschließend kann man sich an den Zusammenbau der einzelnen Teilstücke machen.

Zu Beginn vernagelt man den Boden mit der Rückwand, dann kommen die Seitenwände hinzu. Danach passt man die Vorderseite so an, dass sie mit dem Dach bündig abschließt, aber doch beweglich bleibt, um sie öffnen zu können. (Beachten, dass jeweils nur ein Nagel oben auf der rechten und linken Seite eingebracht werden, das sie als Scharnier funktionieren). Dann kann man das Dach aufbringen.
Zum Aufhängen des Kastens kann eine Drahtschlaufe an der Rückseite angebracht werden. Es sollte keine Leiste verwendet werden, da der Kasten direkt am Baum anliegen sollte.

Anbringung:

Der Baumläufer fühlt sich ziemlich schnell gestört und deshalb sollte der Nistkasten an einem geschützten, ruhigen Ort aufgehängt werden. Wenn sich einmal ein Baumläufer dort angesiedelt hat, sollte man den Platz beibehalten.

Pflegetipps:

Die Außenseiten kann man mit Leinöl (zur natürlichen Imprägnierung) einstreichen.
Der Kasten sollte einmal im Jahr gereinigt werden. Am besten erledigt man das im Spätsommer (September/Oktober)


Seien Sie beim Nistkastenbau nicht überperfekt!
Wir Deutschen neigen manchmal zur Perfektion. Wenn hier in den Bauanleitungen die Länge und Breite der Kästen und der Durchmesser der Eingangslöcher in Millimetern angeben werden, dann ist das kein Grund, sich perfekt an diese Maße zu halten.

Viele Vögel und Vogelarten brüten in der Natur an den ungewöhnlichsten Orten
Wenn Vögel nur in Kästen brüten würden, die genau die hier angegebenen Maße haben, dann wären sie alle schon lange ausgestorben. Nehmen Sie die Maße der Kästen und die Durchmesser der Einfluglöcher als ungefähre Anhaltspunkte. Schreinern Sie, töpfern Sie, schneiden Sie Astquirle, nehmen Sie auch andere Naturmaterialien und seien Sie kreativ wie die Natur in ihrer unglaublichen Vielfalt.

Wer einmal einen Nistkasten gebaut und aufgehängt hat
und wer Vögel und Natur beobachtet, wird langfristig auch erkennen, dass der Bau von Nisthilfen nur ein erster, kleiner Schritt ist, denn das massive Vogelsterben in Deutschland und die Bedrohung von Vögeln, Natur und Umwelt erfordern weitergehende Schritte. Auf diesem Wege lernt man, dass Natur in Gärten, Wälder, Städte und Dörfer zurückgebracht werden muss und dass Vogel-, Natur- und Umweltschutz langfristig auch dem Menschen dient und nutzt. Gerade Gartenfreunde können einiges zum Vogelschutz beitragen. Naturnahe Brutstätten finden Vögel überall dort, wo es im Garten ein wenig „unordentlich“ ist. Alte, morsche Bäume, abgestorbene Äste, Hecken, „Wildnisecken“ und der Verzicht auf Gift gehören bei einem lebendigen, naturnahen Garten dazu. Es ist wichtig und sinnvoll sich für Natur und Umwelt zu engagieren. Mit dem Bau von Nistkästen und Nisthilfen können Sie gerade auch Kinder und Jugendliche an die Natur heranführen.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein