2024 AKW Hinkley Point: teuer & gefährlich / Atomwaffen / Druckwasserreaktoren & Atom-U-Boote


Veröffentlicht am 01.01.2024 in der Kategorie Atomkraft von Axel Mayer


AKW Hinkley Point: Risiken, Kosten, Atomwaffen, Druckwasserreaktoren & Atom-U-Boote


Teurer, gefährlicher Atomstrom aus den neuen Druckwasserreaktoren in Hinkley Point (England)

Aktueller Einschub vom 23.12.2023


Der Bau des neuen britischen Atomkraftwerks Hinkley Point C verzögert sich bereits um mehrere Jahre und wird auch deutlich teurer als geplant. Aber nicht nur die Baukosten selbst steigen um viele Milliarden Euro über den angesetzten Plankosten, auch die Stromkosten aus dem neuen Kernkraftwerk werden bereits zum Start deutlich über der Marke von 15 ct/kWh liegen, Tendenz weiter steigend. Konkurrenzfähig gegenüber Strom aus Sonne und Wind ist das nicht.
"Solarstrom (PV) ist inzwischen weltweit fast überall am günstigsten: In der Wüste von Saudi-Arabien wird er für nur einen US-Cent pro Kilowattstunde (kWh) erzeugt, in Portugal für 1,4 US-Cent pro kWh. Laut US-Investmentbank Lazard sanken die solaren Erzeugungskosten zwischen 2009 und 2020 um 90 Prozent."


Wie teuer ist der Atomstrom aus den neuen Druckwasserreaktoren in Hinkley Point (England)?


Immer noch werben atomare Tarnorganisationen, wie WePlanet, und marktradikale Medien und Parteien für den Bau von "kostengünstigen Atomkraftwerken.
Doch neue Atomkraftwerke sind teuer und gefährlich. Die Finanzierung des neuen AKW in Hinkley Point C durch staatliche Förderungen ist ein Novum. Der Deal umfasst nicht nur eine Kreditgarantie in Höhe von mehr als 20 Milliarden Euro zur Absicherung der Baukosten. Kräftig zuzahlen will London auch während der geplanten 60-jährigen Betriebszeit. Garantiert wird ein mit elf Cent pro Kilowattstunde (kWh) vergleichsweise hoher Abnahmepreis für den in Hinkley Point C produzierten Atomstrom. Dies über 35 Jahre, plus Inflationsausgleich. Konservativ hochgerechnet mit einer Inflationsrate von zwei Prozent macht das eine Vergütung von 22 Cent pro kWh im letzten Förderjahr. Zum Vergleich: Das Solarkraftwerk Al Shuaiba PV IP wird künftig seinen Strom für gerade mal 1,04 US-Cent verkaufen. Strom aus englischen Offshore Windanlagen wird für 4- bis 6 Cent eingespeist.
Warum sollen wir auf eine gefährliche, teure Hochrisikotechnologie wie den Druckwasserreaktor setzen, wenn wir kostengünstige, umweltfreundliche Alternativen haben?

Beim ersten neuen Atomkraftwerk in Großbritannien geht es nur nebenbei um die Stromversorgung. Tatsächlich ist Hinkley Point C ein militärisches Projekt, das für die Erneuerung der Atom-U-Boot-Flotte Trident wichtig ist. Das legt ein Bericht der Universität Sussex und ein Bericht in der TAZ nahe.

Im März 2016 hatte EdF-Finanzvorstand Thomas Piquemal seinen Job hingeworfen, weil er das Projekt für größenwahnsinnig und gefährlich für den Bestand des Konzerns hielt. "Wer wettet 60 bis 70 Prozent seines Vermögens auf eine Technik, von der man immer noch nicht weiß, ob sie funktioniert, obwohl man seit zehn Jahren versucht, sie zu bauen?", echauffierte sich Piquemal.
Quelle: Süddeutsche Zeitung

In jedem AKW,
also auch in den beiden neuen Druckwasserreaktoren von Hinkley Point, wird in einem Betriebsjahr pro Megawatt elektrischer Leistung die Radioaktivität einer Hiroshima-Bombe erzeugt. Das heißt, dass in den beiden neuen Reaktoren mit zweimal 1600 MW Leistung im Jahr in etwa die kurz- und langlebige Radioaktivität von ca. 3200 Hiroshima-Bomben entsteht. Ein Teil dieser radioaktiven Stoffe zerfällt sehr schnell, andere (Plutonium) sind bei Halbwertszeiten von über 24 000 Jahren faktisch dauerhaft vorhanden.

In Hinkley Point wird sich die Atomlobby zu Tode siegen.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein




AKW Hinkley Point: Druckwassereaktoren, Atomwaffen & Atom-U-Boote


AKW Hinkley Point, Atomkraft & Kriegsspielzeug


Auszug aus einem längeren Beitrag von Dr. Eva Stegen (hier geht's zum vollständigen Artikel)
Hinter zahlreichen Projekten für den Bau neuer AKW und die Entwicklung neuer Reaktoren stehen handfeste militärische Interessen. Die Verquickung zwischen zivilem und militärischem Sektor zieht sich bis auf die Personalebene. Ein Blick nach Großbritannien, Frankreich und in die USA.

Das Vereinigte Königreich ist derzeit nicht in der Lage, es hat weder die finanziellen noch die personellen Ressourcen, um beide Programme isoliert zu entwickeln.“ Die Rede ist von der Ausbildung von Nuklearfachkräften – für die Atomstromproduktion einerseits und die Atomstreitkräfte andererseits. Das brisante Zitat stammt aus einer Anhörung im britischen Unterhaus 2008. Die geladenen Vertreter*innen von Reaktorbauern, Ingenieursvertretungen, Rüstungskonzernen und Ausbildungsinstituten waren zuvor aufgemuntert worden: „Sprechen Sie ruhig ganz offen, es hört uns niemand zu.“ Ihre Expertise wurde gebraucht, um die Erneuerung des AKW-Parks zu organisieren – als Infrastrukturgarant und Kostendämpfer für die nukleare Abschreckung der Atommacht.

Das offenherzige Statement stammt vom Vertreter des Dalton Nuclear Institutes, einer großen kerntechnischen Forschungs- und Ausbildungsstätte. Der hatte zuvor erklärt: „In der Vergangenheit wurde das militärische Programm weitgehend isoliert vom zivilen Programm entwickelt. Aus Rücksicht auf Geheim-Informationen.“ Die Ausbildung jedoch war de facto dual, er beschrieb das Prinzip wie ein System kommunizierender Röhren, in dem die jeweiligen Fachkräfte zwischen dem zivilen und dem militärischen Bereich hin- und herwechseln können, und betonte: „Diese Verbindung muss allerdings mit Vorsicht behandelt werden, um die Wahrnehmung zu vermeiden, dass das zivile und das militärische Atomprogramm ein und dasselbe sind.“

AKW Hinkley Point, das teuerste Atomkraftwerk der Welt
Inzwischen ist hinlänglich bekannt, dass die britische Regierung bar jeder energiewirtschaftlichen Vernunft den Bau des teuersten Atomkraftwerks der Welt angezettelt hat: Hinkley Point C. Wer allerdings weiß, dass das Militär ansonsten nicht in der Lage wäre, die Atomreaktoren zu erneuern, die die nuklearen U-Boote und Flugzeugträger antreiben, dem erschließt sich die Logik: Die britische Fridays-for-Future-Generation wird noch bis zum Rentenalter mit ihrem Stromgeld das Atom-U-Boot-Programm quersubventionieren. Nur aus Sicht der Militärs ist das ein guter Deal.

Um die Rolle der nuklearen Ausbildungsinfrastruktur besser zu verstehen, hilft eine gemeinsame Stellungnahme der Institution of Nuclear Engineers (INucE) und der British Nuclear Energy Society (BNES): „Die Frage der Überschneidung zwischen Zivilem und Militärischen kann in zwei Bereiche unterteilt werden: Waffen und Atom-U-Boot-Antrieb.“ Ein wichtiger Punkt, denn die Glaubwürdigkeit ihrer nuklearen Abschreckung, auf die die Briten allergrößten Wert legen, steht und fällt mit dem nuklearen Antrieb ihrer mit Atomraketen bestückten U-Boote. Nur dank diesem sind sie in der Lage, unbemerkt die Weltmeere zu durchkreuzen. „Es gibt ein größeres Maß an Gemeinsamkeit zwischen Ingenieuren, die in der zivilen Atomkraft arbeiten, und denen, die an Antriebssystemen für U-Boote beteiligt sind.“ Im Unterschied dazu haben diejenigen, die an Atomwaffen arbeiten, „mehr mit Atomphysik zu tun als mit Energietechnik.“

Praktische Beispiele für die Durchlässigkeit in der zivil-militärischen Ausbildungsinfrastruktur gibt es reichlich bei Atommächten. So hatte beispielsweise der damalige Chef des Reaktorbauers Areva UK, Robert Davis, als er in einem Gastbeitrag für den „Guardian“ die Leser*innenschaft mit Falschinformationen zu den Kosten seines AKW-Neubauprojektes vom Typ „EPR“ in Hinkley Point fütterte, bereits eine 25-jährige Navy-Karriere als Kriegsschiff-Kommandant hinter sich. Danach war er im Verteidigungsministerium für die Budgetplanung zuständig. Einer, der so genau weiß, wo der Schuh drückt, erklärte den „Guardian“-Leser*innen frech, es ginge um Energieversorgung und es würden keine staatlichen Subventionen benötigt.

Nun ist die Idee des EPR, die Kosten pro Kilowattstunde durch die zunehmende Größe des Reaktors zu senken, schon andernorts krachend gescheitert, auch in Frankreich, dem EPR-Mutterland. Dennoch will die freundliche Atommacht von nebenan ab 2025 sechs neue EPR bauen, weil dies „ein Anliegen für zivile Tätigkeiten, aber auch für die Verteidigung – mit dem Atomantrieb von U-Booten und Flugzeugträgern“ sei, wie ein militärisches Geheimdokument belegte, das 2018 an die Zeitung „Les Echos“ durchgestochen wurde. Die beiden Verfasser des Dokuments haben jeweils beeindruckende zivil-militärische Drehtür-Karrieren hinter sich, mit Stationen unter anderem beim staatlichen Stromversorger EdF, im Rüstungsbeschaffungsbüro des Verteidigungsministeriums und beim Hersteller von nuklearen U-Boot-Antrieben TechnicAtome. Beim zivilen Reaktorbauer hat man das Kostenfiasko offenbar auch erkannt. Es gibt Pläne, statt auf die gescheiterten „Größenvorteile“ nun doch auf vermeintliche Replikationsvorteile zu setzen. Mit dem sogenannten „EPR New Model (NM)“-Konzept, also vielen kleinen EPR NM.

Frankreich hat 2019 sogar stolz verkündet, man wolle jetzt auch mitmischen beim Small Modular Reactor (SMR) Business, die Grande Nation entwickelt einen eigenen Atomzwerg. Bei der Bekanntgabe der Konsortialpartner unterschlug das Umweltministerium, dass der Atomantriebs-Bauer TechnicAtome sowie die Naval Group, die auf ihren Werften Atom-U-Boote baut, beteiligt sind.

Die kleinen modularen Reaktoren, deren Heilsbringer-Geschichten derzeit wie Pilze aus dem Medien-Boden sprießen, liefern ebenfalls Anlass, einmal auf zivil-militärische Ambivalenz zu schauen (...)







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Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
Mit Zorn und Zärtlichkeit auf Seiten von Mensch, Natur, Umwelt & Gerechtigkeit.


Getragen von der kleinen Hoffnung auf das vor uns liegende Zeitalter der Aufklärung (das nicht kommen wird wie die Morgenröte nach durchschlafner Nacht)



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